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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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eine kräftige Vinin mit pausbäckigen Gesicht, »die ist ja dürr wie ein Druidenstab. Nur Haut und Knochen, die würd ja noch nicht mal der Oimach anrühren!«
    »Bist doch nur neidisch, Buttertorte!«, brüllte es zurück.
    »Sieh mal die da!«, kreischte eine andere mit spitzer Nase. »Ist das nicht die schwerhörige Fee? Meine Güte, die sieht ja zerfurchter aus als ein dreitausend Annoten alter Troll.«
    Eine Fee? Timothy glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Mit wenigen Schritten sprang er zu Avy zurück. »Es gibt Feen?«
    Avy sah erstaunt auf. »Klar. Das heißt – nein. Nur noch eine, und ich habe keine Ahnung, ob die noch lebt. Sie muss an die viertausend Annoten alt sein.«
    Timothy öffnete den Mund, um etwas zu fragen, doch Avy ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Ich habe sie nur einmal gesehen. Das war bei ihrer Wünsch-Dir-Was-Tournee. Ich musste mich heimlich fortschleichen. Meine Eltern hätten mir nie erlaubt, ein Gobbel zu halten.« Avy kicherte bei der Erinnerung.
    »Und?«, fragte Timothy.
    »Komm bloß nicht auf den Gedanken, dir etwas zu wünschen. Ich hab einen Hobel, keinen Gobbel bekommen, meine Freundin eine Leiche statt einer Eiche.«
    »Da lang!«, polterte Loo. Er hatte den Bauglunzen den Rücken zugekehrt und stapfte mit rotem Gesicht und hektischen Flecken darauf an ihnen vorbei.
    »Was jetzt?«, fragte Timothy.
    »Ich schätze, wir gehen zu Fuß.« Avy seufzte ergeben.
    Schnellen Schrittes führte Loo sie durch die schmalen Gassen Richtung Plaza. Der Color kannte das Händlerviertel wie seine eigene Zipfelmütze. Avy und Timothy folgten ihm schweigend durch die roten Lehmbauten, die sich schnörkellos aneinanderreihten. Vor ihnen spielten lachend ein paar Kinder mit etwas, das einem Fellball glich, und ab und zu sah man greise Lemurinnen vor ihren Türen sitzen. Timothy genoss das friedliche Bild und nach den letzten Stunden die Ruhe. Nur hin und wieder wurde der Frieden von kleinen Buben unterbrochen, die mit klappernden Bauchläden durch die Gassen eilten, um hausgemachtes Naschwerk zu verkaufen.
    »Wir brauchen einen Plan«, platzte Loo plötzlich in die Stille.
    »Ach.« Es kam von Avy.
    »Irgendwo müssen wir mit der Suche beginnen«, unterstützte Timothy seinen Freund. »Die Frage ist nur wo.«
    »Wenn du der Erlöser bist, Timothy«, sagte Avy im Brustton der Überzeugung und beschleunigte ihre Schritte, da Loo deutlich an Tempo zugelegt hatte, »dann wird das Schicksal dich führen.«
    »BEI-DEN-HEX-EN! – BLEIB-STE-HEN!«, keuchte Avy, als Timothy mit großen Sprüngen an ihr vorbeizog und seinen Freund am Kragen zu fassen bekam.
    »Loo!«
    »Was?«
    »Ich weiß jetzt, wo unsere Suche beginnt!«
    Verdutzt sah Loo von Timothy zu Avy, die prustend auf ihn zu stolperte. Er schien nicht gemerkt zu haben, dass er in einen leichten Laufschritt verfallen war.
    »Wie?«, japste Avy und hielt sich keuchend die Seite. »Wie – machst – du – das?«
    »Es liegt in meiner Natur«, antwortete Loo. »Ich bin ein Color.«
    »Nicht du! Er!« Avy deutete auf Timothy, der nicht im Entferntesten atemlos wirkte.
    »Keine Ahnung, Laufen ist hier unten anscheinend leichter als oben.«
    »Wirklich? Meinst du, dass es oben dann umgekehrt wäre?«, fragte Loo besorgt. »Wäre ich dann – langsam?«
    Timothy zuckte mit den Schultern. Ihm war etwas anderes viel wichtiger. »Wir sind am falschen Ort.«
    »Jeder Ort könnte richtig oder falsch sein«, meinte Avy.
    »Nein! Überlegt mal, die Drudel ist doch euer heiligstes Buch, oder?«
    Avy machte eine abwägende Geste. »Zumindest für die Traditionalisten. Viele halten sie für eine Legende, da kaum einer sie tatsächlich zu Gesicht bekommen hat.«
    »Also ist sie doch nicht so wichtig?«, hakte Timothy nach.
    »Doch!«, stieß Loo hervor. »Sie enthält die Antworten.«
    »Ach ja? Worauf?«, zweifelte Avy.
    »Na … auf alles. Was ist das für ne blöde Frage, Avy!«
    »Oh, vielen Dank für deine Demonstration mangelnder historischer Kenntnisse, Loo, dann –«
    »Und sie ist verdammt alt? Ich meine, sie hat seit Urzeiten niemand zu Gesicht bekommen, richtig?«, vergewisserte sich Timothy.
    »Sie ist sehr, sehr, sehr, sehr alt«, bejahte Loo.
    »Leute! Denkt nach!«, forderte Timothy aufgeregt. »Wenn die Drudel ein so altes Buch ist, wird sie doch kaum in einer Provinz liegen, die als letztes, weit nach den anderen Provinzen gegründet wurde, oder? Es ist viel wahrscheinlicher, dass sie in den Höhlen und Tunneln liegt, von denen du

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