Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
die finsterste, düsterste, schwärzeste Magie, die du dir vorstellen kannst!«
»Was ist Magie?«, fragte Avy.
Keiner von ihnen hatte sie näherkommen gehört.
»Kein Wort«, zischte Timothy mit Blick auf Dibs und versiegelte mit der Hand seinen Mund.
Der kleine Glunz saß zitternd an das Regal gelehnt und nickte tapfer.
»Worüber habt ihr – du blutest!« Erschrocken sah Avy auf Loo, der ihren Blick mit schiefem Grinsen erwiderte. »Bei den Hexen, was ist denn mit dir passiert?«
»Ähm … Loo ist gestürzt«, meinte Timothy unbeholfen und ärgerte sich sofort darüber, dass ihm nichts Besseres eingefallen war.
Avy sah ungläubig auf Loos zerkratztes Gesicht. »Gestürzt? Wobei denn?«
»Na ja, also als –«, Timothy rieb sich verlegen die Nase.
»Sie haben sich duelliert!«, sagte der Druidenstab völlig unerwartet. »Der Color hat den Liberen herausgefordert, der Libere hat seine Ehre verteidigt und den Coloren in die Schranken gewiesen! Unverkennbar mit meiner Hilfe.« Die Wurzelnase deutete auf die Schrammen in Loos Gesicht.
Avy sah fassungslos von einem zum anderen. »Timothy, du hast Loo mit dem Druidenstab verprügelt? Warum denn, bei Paxus‘ Bart?«
»Es ging um das Buch! Jeder hat Anspruch darauf angemeldet«, sagte der Druidenstab mit allem gebotenen Ernst.
Avy bückte sich nach einem Wälzer, der vor Loos Füßen lag.
»Das große Liederbuch!«, las sie laut, »203 Gassenhauer für Dudelsack und Schalmei?« Wütend ließ sie das Buch fallen.«Timothy, Loo, Stab! – Ich will sofort wissen, was hier passiert ist!«
· ~ ·
Unschlüssig stand Ladomir vor Linus protziger Eichentür. Der Wächter hing, genau wie tags zuvor, leblos aus seinem Häuschen. Inzwischen war er aufgebläht und begann zu stinken.
Ladomir hatte am Morgen gute Geschäfte gemacht. Allein das Gerücht, dass es in der Nachbarprovinz wieder einen kristallinen Vorfall gegeben haben sollte, hatte ihm bis zum Zenit über fünfzig Lex eingebracht. Talismane und Glücksbringer liefen wie geschnittene Torten.
Gerade jedoch, als sich der Händler entschloss, eine Stärkung bei Butterfingers zu sich zu nehmen, hatte der Crucio Lados Allerlei betreten und nach weiteren Hexenbüchern verlangt. Ladomir war ratlos gewesen. Bis auf die wenigen wertvollen Stücke in seinem privaten Arbeitszimmer besaß er keine derartigen Bücher mehr, und er war nicht gewillt, seine letzten so einfach herzugeben.
Der Crucio hatte ihn einen Moment lang betrachtet, dann hatte Ladomir grauenhaften Schmerz in seinen Eingeweiden spüren müssen. Sein Fluchtinstinkt hatte die Oberhand gewonnen, und nur wenige Atemzüge später hatte sich der Color auf der Via Aurum wieder gefunden, vor ihm Linus toter Wächter.
Er dachte fieberhaft nach. Konnte Linus ihm wirklich helfen? Was durfte er preisgeben? Erst der Crucio, dann die Blattern und zu guter Letzt die geheimnisvolle Kiste. Ladomir kicherte trotz seiner Angst. Ein Gastgeschenk für den Menschen. Welch genialer Einfall!
Zwar war er grundsätzlich bereit, für Informationen zu zahlen, doch als er länger darüber nachdachte, hielt er es für ratsam, Linus nicht über die jüngsten Vorfälle zu unterrichten.
Gerade als Ladomir die Faust hob, um gegen die eicherne Tür zu klopfen (eine durchaus unübliche Sitte, die oftmals nur als Ruhestörung empfunden wurde), sah er den Crucio in die Via Aurum einbiegen. Schnell verbarg er sich hinter einem abgestellten Lastkarren.
Einen Augenblick später schritt sein Verfolger an ihm vorbei und ging ohne Zögern durch die Wand in das Haus des fetten Händlers.
Ladomir stockte der Atem. Fast hätte er sich Linus anvertraut, und jetzt hatte es den Anschein, als machte der mit dem Crucio gemeinsame Sache! Vielleicht war es sogar Linus selbst, der seinen grünen Bermond versetzt hatte. Immerhin war er einer der wenigen, die überhaupt von dem verborgenen Arbeitszimmer wussten, auch wenn seine Schwäche für grünen Bermond allseits bekannt war.
Ladomir spähte durch den Karren und wartete. Der Gestank des Geiers stieg ihm in die Nase, und auf einmal hatte er eine Idee: Der Händler war nicht sicher, ob er tatsächlich einen solchen Wächter finden würde, doch wenn es ihm gelang, würde er bald mehr erfahren.
Schnell wagte er einen letzten Blick zur Eichentür, dann rannte er zurück zur Plaza, durch die Menge hindurch bis zu dem kunterbunten Bau mit Türmchen.
Wächter aller Art stand dort in altertümlicher Schrift. Der Wächterhandel war eines der ersten
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