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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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hinter ihm.
    »Verzeihung«, murmelte Timothy verstört und wich in den Gang mit D zurück. Die Gestalt war ihm unheimlich. Sie sah so wenig menschlich, oder besser gesagt, so wenig lemurisch aus.
    Er beschloss vorerst, Loo und Avy zu suchen, es war merkwürdig, dass keiner seinem Ruf geantwortet hatte. Das abscheuliche Buch hielt er immer noch in den Händen. Schnell steckte er es zwischen zwei dicke Wälzer und drehte sich um. Doch in diesem Moment sah er aus den Augenwinkeln eine Bewegung: Eine knorrige Hand griff durch die Bücher, tastete und zog die hölzerne Kladde auf die andere Seite.
    Timothy stockte der Atem. Der Fremde musste seinetwegen hier sein! Warum sonst sollte er sich unter Tausenden von Büchern ausgerechnet für dieses interessieren?
    Wieder spürte Timothy das Zittern. Es war mehr in seinem Innersten, als dass sein Körper tatsächlich gebebt hätte. Timothy zwang sich zur Ruhe. Mit dem Rücken zur Wand drückte er sich an den Regalen vorbei, machte einen Satz nach vorn und spähte aus sicherem Abstand zu der grauen Gestalt hinüber. Der Fremde ließ die Kladde fallen und ging auf ihn zu. Zwei, drei Atemzüge lang starrte Timothy ihn gelähmt vor Schreck an. Dabei las er weder Abscheu noch Interesse in dem Gesicht, nur wilde Entschlossenheit.
    Jäh ergriff das Zittern seine Beine. Sie vibrierten förmlich. Dann rannte er, dass die Hacken flogen. Die Gänge zogen als bräunliche Streifen an ihm vorbei, ab und zu ein heller Fleck, wo sich die Bücherreihen lichteten. Er war sicher, seinen Verfolger dicht hinter sich zu spüren, und wagte einen Blick über die Schulter. Der Gang war leer.
    Trotzdem lief Timothy weiter, und erst als er das Ende der Bibliothek erreicht hatte, kam er strauchelnd zum Stehen. Sein Atem ging gleichmäßig, seine Haut war ebenso kühl wie die feuchte Luft um ihn herum. Nur das schwarze Haar, das ihm sonst ständig in die Stirn fiel, hatte sich wie gebügelt nach hinten gelegt.
    Sofort sah er um sich. Der Schreck saß ihm immer noch in den Gliedern, doch der Fremde schien ihm nicht gefolgt zu sein, denn bis auf einige Flughunde, die sich wieder an der Decke eingefunden hatten, lag der Hauptgang unbelebt vor ihm.
    Stattdessen fand er Loo in einem Seitengang, liebevoll über ein Buch streichend auf der Erde sitzend.
    »Meine Güte, Loo! Kannst du mir mal sagen, warum du nicht antwortest?«, fragte er vorwurfsvoll.
    Loo sah irritiert auf. »Ah! Timothy – da bist du ja! Wieso antworten? Hast du was gesagt?«
    »Vergiss es, Mann!«, sagte Timothy abwinkend und setzte sich neben seinen Freund auf die Erde. »Pass auf – Ich glaube, da stimmt was nicht! Diese Gestalt, dieser Bucklige vom Eingang …«
    Loo sah ihn fragend an.
    »Der, der sich verwandelt hat«, erklärte Timothy.
    »Der Vine?«
    »Kann sein. Zumindest hab ich eine Kladde aus Holz gefunden und …«
    »Wo ist sie?«, unterbrach Loo ihn und legte sein Buch zur Seite.
    Timothy berichtete in Kürze, was geschehen war. Aber Loo schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »Weißt du, Vinen sind mit Abstand die merkwürdigsten Wesen, die es gibt. Außer den Tarpen vielleicht«, setzte er hinzu. »Ziemlich wahrscheinlich wollte er dich nur erschrecken … oder er war einfach neugierig – wollte wissen, ob du n verbotenes Buch liest.«
    Timothy legte seinen Kopf in die Hände und fuhr sich durch die Haare. »Ich bin mir sicher, dass er es auf mich abgesehen hatte. Loo, der weiß was«, flüsterte er. »Der weiß, dass ich ein Mensch bin.«
    »Und warum ist er dann nicht hier?«, konterte Loo.
    »Keine Ahnung. Ich war mir sicher, dass er eben noch hinter mir war.«
    Loo zuckte mit den Schultern. Gut gelaunt schlug er die Beine übereinander und griff nach seinem Buch. Timothy hatte sich gegen die Wand fallen lassen und stierte gedankenverloren auf die Erde. Dieser Blick … diese gelben Augen … der Vine wollte ihm nicht bloß einen Streich spielen, er hatte ein Ziel, und Timothy war sich sicher, dass er das Ziel war.
    »Kannst du dir das vorstellen?«, unterbrach Loo seine Gedanken. »So ein Durcheinander, und ausgerechnet das Buch ziehe ich als Erstes aus dem Regal. Als wenn ich's gewusst hätte …«
    Timothy blickte auf. »Was für eins isses denn?«
    Loo wollte gerade etwas sagen, brachte jedoch keinen Ton heraus. In ihren Gang trat die graue Gestalt, die als solche kaum noch zu erkennen war. Sie befand sich mitten in der Verwandlung.
    Noch bevor Timothy und er aufspringen konnten, war aus dem Buckligen ein schwarz

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