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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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habe schon immer gewußt, was für ein Typ Sie sind«, erwiderte Manuel und ließ das Magazin der Pistole in einer Jackentasche verschwinden.
    »Geht mir genauso. Sie sollten die Marke Ihres Gesichts-Makeups wechseln. Findest du nicht auch, Chris?«
    »Eine Sorte, die besser abdeckt«, sagte ich.
    »Ja«, sagte Bobby zu Manuel, »sonst sieht man die drei Sechsen auf Ihrer Stirn zu gut.«
    Ohne zu antworten, steckte Manuel sich meine Glock unter den Gürtel.
    »Hast du das Autokennzeichen überprüft?« fragte ich ihn.
    »Sinnlos. Der Suburban wurde kurz vorher am gleichen Abend gestohlen. Wir haben ihn heute nachmittag gefunden, in der Nähe vom Jachthafen.«
    »Irgendwelche Hinweise?«
    »Die ganze Angelegenheit geht dich überhaupt nichts an. Es gibt zwei Dinge, die ich dir sagen will, Chris. Zwei Gründe, warum ich hier bin. Halt dich da raus.«
    »Ist das Nummer eins?«
    »Was?«
    »Ist das der erste Punkt von den zweien? Oder ein freundschaftlicher Rat außer der Reihe?«
    »Zwei Gründe können wir uns merken«, sagte Bobby. »Aber wenn noch weitere Ratschläge außer der Reihe hinzukommen, müssen wir uns das aufschreiben.«
    »Halt dich aus der Sache raus«, sagte Manuel noch einmal.
    Er ging nicht weiter auf Bobby ein, sondern sprach mich direkt an. In seinen Augen war zwar kein unnatürliches Leuchten zu sehen, aber der strenge Unterton seiner Stimme war genauso unheimlich wie die glühenden Augen eines Raubtiers bei Nacht. »Du hast all deine Gehenichtins-Gefängnis-Ereigniskarten aufgebraucht. Mehr kannst du von mir nicht erwarten. Ich meine es ernst, Chris.«
    Von oben kam ein Poltern. Ein schweres Möbelstück war umgekippt.
    Ich setzte mich Richtung Diele in Bewegung.
    Manuel hielt mich auf, indem er seinen Gummiknüppel zog und damit heftig auf den Tisch schlug. Der Knall war so laut wie ein Schuß. »Du hast doch mitgekriegt, wie ich Frank befohlen hab, daß er hier nicht zuviel kaputtmachen soll«, sagte er. »Entspann dich also.«
    »Hier gibt es keine weiteren Waffen«, sagte ich wütend.
    »Ein Lyrikliebhaber wie du könnte möglicherweise über ein ganzes Arsenal verfügen. Im Interesse der öffentlichen Sicherheit müssen wir ganz sichergehen.«
    Bobby lehnte sich gegen die Anrichte neben dem Herd und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Er schien sich voll und ganz mit unserer Ohnmacht abgefunden zu haben, er schien bereit, diese Episode über sich ergehen zu lassen, er schien so entspannt, als wäre er das Phlegma in Person. Manuel ließ sich zweifellos durch diese Pose täuschen, aber ich kannte Bobby gut genug, um zu erkennen, daß er wie eine Bombe war, die lediglich abwartete, bis sie genügend Druck für die Detonation aufgebaut hatte. Die Schublade unmittelbar zu seiner Rechten enthielt ein Messerset, und ich war überzeugt, daß er seinen Standort ganz bewußt in Hinblick auf das Besteck gewählt hatte. Hier konnten wir einen Kampf niemals gewinnen. Im Augenblick kam es nur darauf an, frei zu bleiben, um nach Orson und den verschwundenen Kindern suchen zu können.
    Als von oben das Geräusch zersplitternden Glases zu hören war, versuchte ich es zu ignorieren und zügelte meinen Zorn.
    »Lilly hat ihren Ehemann verloren«, sagte ich angespannt zu Manuel. »Und jetzt vielleicht auch ihr einziges Kind. Bedeutet dir das überhaupt nichts? Ausgerechnet dir?«
    »Es tut mir leid für sie.«
    »Das ist alles?«
    »Wenn ich ihren Jungen zurückbringen könnte, würde ich es sofort tun.«
    Bei seiner Wortwahl lief es mir eiskalt den Rücken hinunter.
    »Das klingt so, als wäre er bereits tot - oder an einem Ort, wo du ihn nicht mehr rauskriegst.«
    »Ich kann nur wiederholen«, sagte er ohne eine Spur des Mitgefühls, das einmal untrennbar mit Manuels Persönlichkeit verbunden gewesen war, »halt dich da raus.«
    Vor sechzehn Jahren war Manuels Frau Carmelita gestorben, während sie ihr zweites Kind zur Welt brachte. Sie war erst vierundzwanzig gewesen. Manuel, der nie wieder heiratete, zog seine Tochter und seinen Sohn mit viel Liebe und Klugheit auf. Sein Junge, Toby, hatte das Down-Syndrom. Manuel wußte besser als die meisten Menschen, was Leid war, er wußte, was es bedeutete, mit einer schweren Verantwortung und mit Einschränkungen leben zu müssen. Aber obwohl ich in seinen Augen danach suchte, konnte ich nichts mehr von dem Mitgefühl finden, das ihn zu einem erstklassigen Vater und Polizisten gemacht hatte.
    »Was ist mit den Stuart-Zwillingen?« fragte ich.
    In seinem runden

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