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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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durch den Raum hin und her wie das laute Rattern, wenn ein Junge mit einem Stock an einem Gartenzaun vorbeirannte.
    Auch ich trat sofort in Aktion und folgte der Krümmung der Wand, um zu den Kindern zu gelangen. Damit wollte ich auch Conrad aus dem Weg gehen, der mir am nächsten gewesen war und sich jetzt wahrscheinlich unverzüglich auf die Stelle warf, wo ich mich aufgehalten hatte, bevor das Licht ausging. Den Geräuschen nach machte weder er noch Randolph Anstalten, zum Ausgang zu flüchten.
    Während ich mich zu den Kindern schlich, schob ich mir wieder die Infrarotbrille über die Augen, riß die Speziallampe aus dem Gürtel, schaltete sie ein und suchte meine Umgebung nach Conrad ab.
    Er war näher, als ich erwartet hatte. Offenbar hatte er geahnt, daß ich versuchen würde, die Kinder zu schützen. Er hatte ein Messer in der Hand und stach damit wild in die Luft, wohl in der Hoffnung, einen Glückstreffer zu landen und mich zu verletzen.
    Es war ein seltsames Gefühl, als Sehender durch das Reich der Blinden zu wandeln. Als ich Conrad beobachtete, wie er suchte, ohne zu finden, wie er in wahnsinnigem Zorn völlig verwirrt und verzweifelt um sich schlug, konnte ich ein Prozent dessen nachfühlen, was Gott empfinden muß, wenn er beobachtet, wie wir uns im Spiel des Lebens abstrampeln.
    Ich verlor keine Zeit und trat hinter Conrad, während dieser sich fruchtlos bemühte, mich zu zerschlitzen. Ich wandte eine Technik an, die zweifellos die aufrichtige Empörung der amerikanischen zahnärztlichen Vereinigung hervorgerufen hätte, und klemmte mir den Griff der Taschenlampe zwischen die Zähne, um beide Hände frei zu haben. Dann rammte ich ihm den Schaft der Schrotflinte ins Genick.
    Er ging zu Boden und blieb dort liegen.
    Anscheinend hatte weder der einnamige Conrad noch der unvergleichliche John Joseph Randolph erkannt, daß unsere Brillen Teil einer Nachtsichtausrüstung waren, denn Doogie spielte geradezu mit dem erfolgreichsten Serienkiller unseres Zeitalters - wenn man mal von gewissen Politikern absah, die gewöhnlich andere mit der Drecksarbeit beauftragen. Doogie tänzelte buchstäblich um ihn herum und verpaßte ihm mit einer natürlichen Begeisterung und einer Fertigkeit, die er sich wohl als Rausschmeißer in Biker-Kneipen angeeignet hatte, eine gehörige Tracht Prügel.
    Weil Doogie möglicherweise mehr als ich auf seine dentale Unversehrtheit und orale Hygiene bedacht war oder weil ihm einfach nur der Geschmack des Griffs der Infrarotleuchte nicht zusagte, hatte er die Lampe kurzerhand auf den Spieltisch gelegt, um daraufhin Randolph in den Lichtkegel zu treiben, wo er ihn mit einer Serie sorgsam plazierter Schläge, Knüffe und Hiebe eindeckte, die abwechselnd mit den Fäusten und dem Lauf sowie dem Griff der Uzi erfolgten.
    Randolph ging zweimal zu Boden und stand zweimal wieder auf, als wäre er tatsächlich davon überzeugt, eine Chance gegen Doogie zu haben. Schließlich lag er da wie der Haufen eines Dinosauriers, der nur darauf wartete, endlich zu versteinern. Doogie gab ihm einen Tritt in die Rippen. Da Randolph keinen Mucks von sich gab, brachte Doogie die traditionelle Hell.s-Angels-Erste-Hilfe zum Einsatz und versetzte ihm einen weiteren Fußtritt. Fraglos war Doogie Sassman ein manisch fanatischer Harley-Fahrer, ein Mann mit überraschenden Talenten und von verblüffender Kultiviertheit, ein wahrer Mensch in vielerlei Hinsicht und ein Quell wertvollen, wenn auch obskuren Wissens, vielleicht sogar ein Born der Erleuchtung. Trotzdem war es unwahrscheinlich, daß er in absehbarer Zeit jemals zum Ausgangspunkt einer neuen Religion wurde.
    »Snowman?« sagte Doogie.
    »Hier!«
    »Bereit für richtiges Licht?«
    Ich schob die Brille in die Stirn und sagte: »Schalt ein.«
    Die Sturmlampe leuchtete auf, und der kupferbeschlagene Raum war sofort mit rostfarbenen Schatten und dem glänzenden Licht polierter Münzen erfüllt.
    Das Erdkatastrophen ankündende Rumoren, Knacken, Kreischen und Stöhnen, das durch das gewaltige Gebäude zitterte, drang immer noch mit nur gedämpfter Lautstärke in den Raum und erinnerte eher an die peinlichen Begleitgeräusche einer Verdauungsstörung. Aber wir benötigten keine fünfzigseitige Empfehlung der Berufsgenossenschaft für öffentliche Sicherheit und Gesundheit, um zu wissen, daß wir uns schleunigst vom Gelände entfernen sollten.
    Wir stellten schnell fest, daß die Kinder nicht einfach nur mit Stricken oder Handschellen gefesselt waren. Ihre Hand- und

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