Im Bann der Dunkelheit
während uns die Geräusche immer tiefer in das Gebäude lockten, treu an meiner Seite geblieben. Als ich dann schließlich die Darth-Vader-Figur fand, verschwendete ich an Orsons anfängliches Zögern keinen weiteren Gedanken mehr, denn nun war ich davon überzeugt gewesen, Jimmy dicht auf den Fersen zu sein. Ich lief zum Fahrstuhlschacht, wobei mich die Frage nicht losließ, warum ich bisher kein Bellen oder Schnauben gehört hatte. Ich hatte zunächst ja damit gerechnet, daß der Kidnapper überrascht sein würde, im Erdgeschoß von einem Hund empfangen zu werden. Wenn er andererseits jedoch gewußt hatte, daß er verfolgt wurde, und sich die Mühe gemacht hatte, mit dem Schlafanzugoberteil eine falsche Spur zu legen, war er vielleicht auch darauf vorbereitet, sich mit Orson zu befassen.
Als ich die Nische vor dem Fahrstuhlschacht erreichte, war niemand da. Im Schacht selbst war nichts mehr vom Taschenlampenlicht des Entführers zu sehen.
Ich richtete meine Lampe nach oben zum Erdgeschoß und dann nach unten zur Sohle des Schachts, die ein Stockwerk tiefer lag. Weder in der einen noch in der anderen Richtung war etwas von meinem Angreifer zu sehen.
Vielleicht war er hinabgestiegen. Vielleicht war er ja mit diesem Teil des Wyvern-Labyrinths vertrauter als ich. Wenn er einen Gang kannte, der die unterste Etage des Lagerhauses mit einer anderen Einrichtung verband, war er möglicherweise durch eine Hintertür geschlüpft.
Trotzdem wollte ich erst einmal nach oben steigen, um nach Orson zu sehen, dessen anhaltendes Schweigen mich allmählich beunruhigte.
Die Treppe hinaufzuklettern und dabei einen einzelnen Gegenstand in der Hand zu halten mochte ja gehen, aber mit Taschenlampe und Pistole gleichzeitig das Gleichgewicht zu bewahren war unmöglich. Da die Glock mir nicht sehr helfen würde, wenn ich nicht sehen konnte, daß ich angegriffen wurde, steckte ich sie ein und entschied mich für die Taschenlampe.
Als ich vom zweiten unterirdischen Geschoß zum ersten hinaufstieg, stellte sich bei mir die Überzeugung ein, daß der Kidnapper gar nicht bis zum ebenerdigen Geschoß des Lagerhauses geklettert war. Er war einfach nur eine Etage hinaufgeklettert, um dort auf mich zu lauern. Dessen war ich mir völlig sicher. Er wartete dort wie ein Troll mit einem zitronensauren Blick. Er würde mich hinterrücks überfallen, während ich weiter den Schacht hinaufstieg. Sich hinausbeugen, lächeln, dabei seine weißen Puppenzähne blecken und mir mit einem Knüppel eins vor den Kopf geben. Mit einer Eisenstange. Einer Axt. Einer Harpune, die einen eigens für die Haijagd entwickelten Bolzen mit Explosivkopf trug. Mit einer taktischen Atombombe.
Ich verlangsamte also mein Tempo und hielt schließlich, bevor ich das rechteckige schwarze Loch in der Schachtwand erreichte, ganz an. Noch ein paar Sprossen von der Aussparung entfernt, leuchtete ich mit der Taschenlampe nach oben, doch aufgrund des ungünstigen Winkels konnte ich kaum mehr sehen als die Decke des dortigen Korridors.
Unentschlossen hing ich an der Leiter und lauschte.
Schließlich überwand ich meine Beklommenheit, indem ich mir vorsagte, daß jede Verzögerung tödlich sein konnte. Und überhaupt, es kroch mir ja eine mutierte Riesenspinne aus der Grube hinterher. Das Gift tropfte nur so von ihren gezackten Mundwerkzeugen, denn sie war bestimmt furchtbar wütend, weil sie mich nicht auf meinem Weg abwärts erwischt hatte.
Nichts verleiht uns schneller Mut als der Wunsch, nicht wie ein verdammter Narr dazustehen.
Auf diese Weise ermutigt, kletterte ich schnell am ersten Kellergeschoß vorbei zur ebenerdigen Etage, und weiter ging.s in das Büro, in dem ich Orson zurückgelassen hatte.
Weder schlug man mich währenddessen mit einem stumpfen Gegenstand zu Brei, noch würde ich von riesigen Spinnenkiefern in Stücke gerissen.
Mein Hund war weg.
Ich zog die Pistole und eilte aus dem Büro hinaus in den großen Hauptraum des Lagerhauses. Scharenweise wichen die Schatten zunächst vor mir zurück, nur um mich dann zu umkreisen und sich in noch überwältigenderer Menge hinter meinem Rücken zusammenzuballen.
»Orson!«
Wenn die Umstände ihm keine andere Wahl ließen, war er ein erstklassiger Kämpfer - mein Bruder, der Hund ., und zuverlässig war er auch. Er hätte den Kidnapper niemals vor- beigelassen, jedenfalls nicht, ohne von diesem einen schmerzhaften Tribut zu fordern. Im Büro hatte ich kein Blut gesehen, und hier draußen war auch
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