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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Schuß zu halten, daß man sie später wieder benutzen kann. Für Wyvern haben sich auch keine Käufer finden lassen. Von den zahlreichen Militärstützpunkten, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion geschlossen wurden, hat man einige an zivile Interessenten abgestoßen, die sie zu Wohnsiedlungen oder Einkaufszentren umgebaut haben. Doch hier an der Küste Mittelkaliforniens gibt es noch genügend Land, riesige Flächen, die teilweise bewirtschaftet sind, teilweise auch nicht, und nur darauf warten, daß entweder Los Angeles einem Pilz gleich irgendwann seine Sporen so weit nach Norden ausschickt oder daß die Vorstadt-Schaltkreise des Silicon Valley aus der anderen Richtung auf uns eindringen. Zur Zeit jedenfalls ist Wyvern für Mäuse, Eidechsen und Kojoten wertvoller als für den Menschen.
    Und selbst dann, wenn ein interessierter Bauunternehmer ein Angebot für diese 544 Quadratkilometer unterbreitet hätte, wäre es höchstwahrscheinlich nicht zu einem Handel gekommen. Es gibt guten Grund für die Annahme, daß Wyvern niemals vollständig aufgegeben wurde, daß geheime Einrichtungen tief unter der immer stärker verfallenden Oberfläche auch weiterhin besetzt sind und in ihnen Geheimprojekte durchgeführt werden, die Verrückten wie den erfundenen Doktoren Moreau und Jekyll zur Ehre gereicht hätten.
    Es war nie eine Presseerklärung veröffentlicht worden, in der das Militär sein Mitgefühl, die verrückten Wissenschaftler von Wyvern entlassen zu müssen, zum Ausdruck gebracht oder ein Umschulungsprogramm bekanntgegeben hätte, und da viele von den Genannten auf dem Stützpunktgelände gewohnt und nur wenig Kontakt mit der Gemeinde gehabt hatten, fragte sich auch kaum ein Einheimischer, wo sie geblieben waren. Die Preisgabe des Stützpunkts war bestimmt nur eine Weiterentwicklung der komplizierten Tarnung, unter der die hiesigen Geheimprojekte schon seit langem durchgeführt wurden.
    Ich erreichte eine Kreuzung und blieb dort stehen, um wieder zu horchen. Da der rastlose Mond sich gerade wieder aus seinen Laken wälzte, drehte ich mich einmal im Kreis, um die Häuserreihen abzusuchen, die sich dem Mondschein widersetzende Dunkelheit zwischen ihnen und die aufgesplitterte Finsternis hinter ihren Fenstern.
    Wenn ich Wyvern durchstreife, bin ich gelegentlich davon überzeugt, daß ich beobachtet werde - nicht unbedingt verfolgt wie von einem Raubtier, aber von jemandem beschattet, der ein lebhaftes Interesse an jeder meiner Bewegungen hat.
    Ich habe gelernt, meiner Intuition zu vertrauen. Diesmal hatte ich jedoch das Gefühl, daß ich allein war und nicht unter Beobachtung stand. Ich schob die Glock ins Halfter zurück. Das Muster des Griffs hatte sich in meiner feuchten Handfläche eingeprägt.
    Ich sah auf die Armbanduhr. Neun Minuten nach eins.
    Dann trat ich von der Straßenmitte zu einem der noch belaubten Bäume, löste das Handy vom Gürtel und schaltete es ein. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen den Baum.
    Bobby Halloway, seit über siebzehn Jahren mein bester Freund, besitzt mehrere Telefonnummern. Die privateste davon hat er lediglich an eine Handvoll Freunde weitergegeben, dafür nimmt er Gespräche auf dieser Leitung zu jeder Tages- und Nachtzeit an. Ich tippte die Nummer ein und drückte auf den Sendeknopf.
    Bobby hob nach dem dritten Klingeln ab: »Wenn das jetzt nicht wichtig ist... «
    Obwohl ich glaubte, allein im hiesigen Teil der Totenstadt zu sein, sprach ich ganz leise. »Hast du geschlafen?«
    »Kibby gegessen.«
    Kibby ist ein Gericht aus dem Mittelmeerraum: Rinderhack, Zwiebeln, Pinienkerne und Kräuter, alles eingehüllt in eine Mehltasche und kurz fritiert.
    »Was gibt.s dazu?«
    »Gurken, Tomaten, eingelegte Rüben.«
    »Gott sei Dank habe ich nicht angerufen, als du gerade gebumst hast.«
    »Das wäre weniger schlimm gewesen.«
    »Du nimmst dein Kibby ja ziemlich wichtig.«
    »Äußerst wichtig.«
    »Ich bin gerade gründlich vom Brett gefegt worden«, sagte ich im Surferslang.
    »Bist du am Strand?« fragte Bobby.
    »Ich spreche im übertragenen Sinne.«
    »Tu das nicht.«
    »Manchmal ist es besser so«, sagte ich, womit ich ausdrücken wollte, daß sein Telefon vielleicht angezapft wurde.
    »Dieser Scheiß geht mir auf den Keks.«
    »Gewöhn dich dran, Bruder.«
    »Kibbyverderber.«
    »Ich suche nach einem vermißten Kurzen.«
    Ein Kurzer ist ein kleiner Mensch, und der Begriff wird normalerweise, wenn auch nicht immer, als Synonym für Grommet benutzt, womit ein Surfer

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