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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hinabstiegen, prallte an einigen Stellen ein flaches, metallenes Echo unmittelbar zu mir zurück, während an anderen die Wände meine Worte so wirksam absorbierten wie das schalldämpfende Material, das die Sprecherkabine auskleidet, in der Sasha Nachtmusik auflegt.
    »Die haben praktisch jede Spur von dem verwischt, was sie hier angestellt haben«, sagte ich. »Bis auf eine halt. Und ich glaube nicht, daß sie nur die nationale Sicherheit wahren wollten. Ich glaube... Es ist nur ein Gefühl, aber so, wie sie die drei Etagen hier ausgeräumt haben, gehe ich davon aus, daß sie Angst vor dem hatten, was hier passiert ist... Oder noch was anderes: Sie haben sich ihrer Arbeit geschämt.«
    »Waren hier die Genlabore untergebracht?«
    »Unmöglich. Dazu wäre eine absolute biologische Isolation erforderlich gewesen.«
    »Und?«
    »Dann wären hier überall Dekontaminationskammern zwischen den einzelnen Labors, vor jeder Fahrstuhltür, an jedem Treppenhausausgang. Und die Räume wären auch jetzt noch als das zu erkennen, was sie mal waren, auch wenn sie alles aus ihnen herausgerissen hätten.«
    »Du hast ein echtes Talent für diesen ganzen Detektivscheiß«, sagte Bobby, als wir den nächsten Absatz erreichten.
    Wir gingen weiter.
    »Eine erstaunlich souveräne Deduktionsgabe«, mußte ich selbst zugeben.
    »Vielleicht darf ich ja dein Watson sein.«
    »Die .drei Fragezeichen. haben nicht mit Watson gearbeitet. Das war Holmes.«
    »Wer war dann das Helferlein der .drei Fragezeichen.?«
    »Manchmal der gute alte Hitchcock. Aber sie waren ja auch so schon zu dritt.«
    »Ganz harte Typen, die ihre Cornflakes ohne Milch gegessen haben, was?«
    »Genau wie ich«, sagte ich. »Hier unten gibt es übrigens nur einen Raum, der eine Dekontaminationskammer gewesen sein könnte... und der ist absolut unheimlich. Du wirst schon sehen.«
    Schweigend gingen wir zur tiefsten der drei unterirdischen Etagen weiter. Die einzigen Geräusche waren das leise Scharren unserer Gummisohlen auf dem Beton und das Knirschen der toten Kellerasseln.
    Trotz der Schrotflinte, die Bobby trug, hätten sein entspanntes Benehmen und die leichtfüßige Anmut, mit der er die Treppe hinunterging, jeden Beobachter überzeugt, daß er sich nicht die geringsten Sorgen machte. In gewisser Hinsicht machte die Sache ihm wohl tatsächlich auch Spaß. In fast allen außer den extremsten Situationen machte Bobby das, was er gerade tat, eigentlich immer Spaß. Aber ich kannte ihn schon so lange, daß ich - und vielleicht nur ich - genau sagen konnte, daß er in diesem Augenblick keineswegs unbesorgt war. Wenn er im Geiste ein Liedchen summte, war es trauriger als ein Song von Jimmy Buffett.
    Bis vor einem Monat hatte ich gar nicht gewußt, daß man Bobby Halloway - ein Huck Finn ohne dessen Ängste - aus der Fassung bringen oder sogar verunsichern konnte. Erst die jüngsten Ereignisse hatten gezeigt, daß sich sogar der Herzschlag dieses geborenen Zenmeisters gelegentlich auf achtundfünfzig Schläge pro Minute beschleunigte.
    Seine Nervosität überraschte mich nicht, denn das Treppenhaus war so freudlos und bedrückend, daß es sogar eine Nonne mit zuckersüßer Sicht des Lebens, die sich überdies noch ein paar Valium eingeschmissen hatte, kribblig machen konnte. Betondecke, Betonwände, Betonstufen. Ein schwarzgestrichenes, an einer Wand angebrachtes Eisenrohr diente als Handlauf. Die dicke Luft selbst schien sich in Beton zu verwandeln, denn sie war kalt, trocken und vom Kalkgeruch durchdrungen, der aus den Wänden sickerte. Jede Oberfläche absorbierte mehr Licht, als sie reflektierte, und so arbeiteten wir uns trotz unserer Taschenlampen im Stockfinsteren hinab wie mittelalterliche Mönche, die in den Katakomben unter einem Kloster Gebete für die Seelen toter Brüder sprechen wollen.
    Die Atmosphäre wäre sogar von einem Warnschild mit einem Totenschädel und gekreuzten Knochen über großen roten Buchstaben, die auf radioaktive Strahlung von tödlicher Intensität aufmerksam machten, oder selbst von ein paar unbekümmert arrangierten Rattenknochen aufgelockert worden.
    Die tiefste Etage in dieser Einrichtung - in der sich noch kein Staub niedergeschlagen hatte und in die noch keine Asseln vorgestoßen waren - weist einen ganz eigentümlichen Grundriß auf. Das fängt mit einem breiten Korridor an, der sich - fast wie eine Rennbahn - in Form eines langgezogenen Ovals ausdehnt, das die gesamte Etage umfaßt. Eine Reihe von Räumen mit unterschiedlicher

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