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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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bewegte sich, wollte ihn hart in sich spüren. Marcellus machte langsamer, ließ nicht zu, dass sie die Kontrolle übernahm. Je mehr sie sich bewegte, desto gemächlicher wurde sein Tempo. Erst, als sie vollkommen stillhielt, steigerte er seine Bemühungen und stieß ein letztes Mal zu. Gleichzeitig erreichten sie den Höhepunkt. Für Sophia war es fast perfekt gewesen, nur dass es der falsche Engel gewesen war.

    Elena wurde behutsam in einem der Gästezimmer zur Ruhe gebettet. Sie war zwar bei Bewusstsein, aber ohne Orientierung. Immer wieder verschwamm die Realität und machte einer Fantasie aus brüchigem Holz und schwärenden Schatten Platz. Oder war das Heim Madame Hazards überhaupt nicht die Realität? Wohnte sie nicht schon immer in diesem monströsen Herrenhaus. Elena erstickte fast an ihren Tränen, die sie nicht vergoss.
    Sinclair betrat den Raum und warf ihr einen mitleidigen Blick zu.
    »Darf ich?«, fragte er und deutete auf den Stuhl, der an der Wand stand. Elena nickte.
    »All das tut mir schrecklich leid. Ich bin schuld daran, dass es Ihnen nicht gut geht.«
    »Blödsinn«, flüsterte sie. »Ich hätte mir ja einen harmloseren Beruf aussuchen können. Als Bäckerin oder Verkäuferin in einem Wollgeschäft.«
    »Hat es Sie schon immer beinahe an den Rand des Todes gebracht? Diese Rituale und die Arbeit mit uns Engeln?« Das letzte Wort spie er geradezu aus.
    »Du.«
    »Wie bitte?«
    »Wir duzen uns nach der Verwandlung.«
    »Ich heiße Richard«, sagte er förmlich und streckte ihr die Hand entgegen.
    Elena wunderte sich. Erstens hatte sie schon seit der Universität keinem Menschen mehr die Hand geschüttelt, weil sich das für eine Dame nicht schickte und zum anderen hieß er nicht mehr Richard.
    Sein Händedruck war angenehm. Er ließ ihre Hand nicht los. Für Elena war der Druck seiner Finger ein Anker. Die Schatten schienen sich zu lichten und sie bemerkte einen goldenen Schimmer in der Iris von Sinclairs Augen, von dem sie hatte wetten können, dass er eben noch nicht dagewesen war.
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du bist ein Heiler«, flachste sie.
    »Ich war jedenfalls nicht immer ein Engel.«
    Es klopfte und eine Hausangestellte betrat Elenas Zimmer. In den Händen trug sie ein Tablett.
    »Ich bringe Ihnen Suppe und Brot. Wie geht es Ihnen?«
    »Danke, besser.«
    Elena sah den irritierten Blick des Hausmädchens, als diese die verschränkten Finger von ihr und Sinclair bemerkte. Ruppig stellte sie das Tablett auf dem Beistelltisch ab, so dass Suppe über den Rand des Tellers schwappte. Sie schien es nicht wahrzunehmen, richtete sich auf und schaute Sinclair an. »Amenatos, Madame Hazard möchte dich sprechen.«
    »Ich komme gleich.«
    »Jetzt«.
    »Denken Sie nicht, dass Sie sich gerade im Ton vergreifen?«, bezog Elena Partei für ihren Schützling.
    Kalt musterte das Dienstmädchen sie, enthielt sich jedoch einer Antwort.
    »Ich schaue nachher noch einmal bei dir vorbei«, sagte Richard sanft und streichelte Elena liebevoll über die Wange.

    Sophia hätte dieser Wissenschaftlerin am liebsten die Augen ausgekratzt. Kaum lag sie krank darnieder, nutzte sie ihre Schwäche aus, um ihr Amenatos wegzuschnappen. Was wollte diese unattraktive Jungfer von ihrem Engel? Sie konnte von Glück sagen, wenn ein normaler Mann sie begehrenswert fand. Es musste natürlich ein Mann sein, der den »natürlichen« Typ Frau bevorzugte. Abschätzig kräuselte sie die Lippen, als sie an die kurzen Fingernägel dieser Miss Winterstone dachte. Und dieses verschlissene Kleid – und erst die unfrisierten Haare. Eine Zumutung.
    Als sie neben Amenatos herlief, berührte sie ihn ab und an wie zufällig, um zu sehen, wie er reagierte. Gelassen wich er ihr aus, blieb ernst und verschlossen.
    »Ich frage mich...«, begann sie.
    Er tat ihr den Gefallen anzubeißen. »Ja?«
    »Was ist aus dem unbeschwerten Mann geworden, mit dem ich das famose Mitternachtssouper in der Küche eingenommen habe? Es ist nur ein paar Tage her, und trotzdem scheinen Sie jetzt ein Anderer zu sein.«
    Amenatos blieb stehen und bewegte seine Flügel. »Ist Ihnen das hier Antwort genug?«
    Sie lächelte ihn keck an und wiegte die Hüften beim Laufen noch ein wenig mehr. Er lächelte nicht zurück.
    Sophia machte vor einer Tür Halt und klopfte, dann öffnete sie, obgleich keine Aufforderung ergangen war. Sie wusste, dass Madame Hazard nicht zugegen war. Welcher Ort war besser geeignet für ihre Pläne als das Schlafzimmer

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