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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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weiterer gedämpfter Schrei.
    »Das ist Geoffrey«, ächzte Margaret.
    »Wir dürfen uns nicht trennen.«
    Die Schatten erweckten den Eindruck, als würden sie Sinclair angreifen. Er wand sich vor Schmerzen, jedes Mal, wenn einer der schwarzen Schleier seine Haut streifte. Schweiß benetzte seinen fahlen Leib.
    Während Elena näher trat, ging Margaret rückwärts.
    »Wo willst du hin?«, rief Elena.
    »Zu den anderen. Was denkst du denn?«
    »Die machen das nicht zum ersten Mal. Wenn du gehst, schaffen wir es nicht.«
    »Dann ist es so.« Margarets Blick war abschätzig auf Sinclair gerichtet. »Es ist nicht schlimm, wenn er es nicht schafft. Das hat der Boss selbst gesagt.«
    »Blödsinn, gerade in ihn setzt sie die meiste Hoffnung.«
    »Nicht, nachdem er sie beleidigt hat. Jetzt komm!«
    Sinclair schrie heiser auf. Rote Striemen zogen sich über sein Gesicht. Elena brauchte keinen weiteren Beweis, dass diese Schatten in der Lage waren, ihn zu töten. Noch spielten sie mit ihm, aber lange würde der finale Schlag nicht auf sich warten lassen. Sinclairs Kräfte erlahmten rasch, er brachte kaum noch ein Röcheln über die Lippen.
    Elena wandte sich um und sah, dass Margaret verschwunden war. Wieder einmal hatte ihre Gruppe sie im Stich gelassen.
    Und schlimmer noch, sie spürte, wie eine Verbindung nach der anderen abriss. Lag es an diesem seltsamen Haus oder hatten ihre Kameraden sie schlichtweg verraten?
    Elena hatte keine Ahnung, was das Protokoll in solchen Fällen vorschrieb.
    Sie setzte sich zu Sinclair auf den Bettrand und konzentrierte sich darauf, ihre Energie in den Gepeinigten fließen zu lassen. Sie würde sich von den Schatten nicht einschüchtern lassen. Allerdings fiel ihr auch keine Möglichkeit ein, die Schwärze zu verjagen. Immer wieder schossen dunkle Rauchtentakel auf Sinclair herab. Elena wurde von den dicken fadenartigen Gebilden misstrauisch umrundet. In ihr wuchs mit einem Mal die Angst. Sofort näherten sich mehrere der schwarzen Rauchtentakel. Als eines davon ihr Gesicht berührte, glaubte Elena zu sterben. Kälte und Hitze zugleich strömten durch ihre Haut. Sie fühlte sich mit einem Mal schwach. Zu schwach, um aufzustehen und wegzurennen. Elena wagte einen verzweifelten Vorstoß. Sie schlug Sinclair heftig auf die Wange. »Sinclair, Sie dürfen nicht schlafen. Lassen Sie nicht zu, dass der Nebel Ihre Seele frisst.«
    Sinclairs Augenlider flatterten, sein abwesender Blick traf sie. Elena schlug erneut zu. Sinclair krächzte und wandte den Kopf zur Seite.
    »Wenn Sie können, stehen Sie auf. Ich werde die Schatten solange ablenken.«
    Sinclair bewegte mühsam Hände und Füße. Elena konzentrierte sich und empfand die Urangst eines kleinen Kindes vor dem dunklen Keller. Dann stellte sie sich Madame Hazard vor, was sie ihr antun würde, falls sie versagte. Die Schatten attackierten Elena. Sie hatte das Gefühl, die Schwärze zöge ihr bei lebendigem Leib die Haut ab. Sie schrie und je lauter sie brüllte, umso heftiger wurden die Angriffe. Sinclair rollte sich vom Bett und blieb einen Moment benommen auf dem Boden liegen. Er stöhnte und kam mit Mühe auf die Beine.
    Elena sah Sinclair durch einen Schleier aus Schmerzenstränen. »Holen Sie die anderen. Nur Sie können mich jetzt retten. Beeilen Sie sich.«
    Sinclair humpelte durch die leere Türöffnung. Seine Schritte wurden leiser. Elena wartete, bis sie verklungen waren, dann zog sie sich in sich selbst zurück, wie sie es bei den Übungen gelernt hatte. Sie verbarg ihre Empfindungen in einer Kugel aus Licht, weder Angst noch Freude, weder Trauer noch Hass. Alles verschwand in der nebulösen Aura aus violettem reinigendem Schein. Die Schatten reagierten auf ihr Versteckspiel. Sie hielten innen und lauerten. Wenn sich Elena nur einen Hauch bewegte, stießen sie wie hungrige Geier auf sie herab, zwangen sie ruhig zu liegen. Keine Frage, sie wollten sie zermürben. Elena wusste nicht, wie lange sie diese Taktik noch durchhalten würde. Es kostete Kraft, viel Kraft. Schon jetzt drang ihr der Schweiß aus allen Poren und durchnässte ihre Kleidung.
    Was, wenn Sinclair sie im Stich ließ? Was, wenn er einfach aus dem Haus eilte, ohne den anderen Bescheid zu sagen? Was, wenn sie hier den Tod fände?

    Madame Hazard saß in ihrem Büro und betrachtete ihre Fingernägel. Die neue Form war wirklich hervorragend, ein Hoch auf Sophia, die wieder einmal Geschmack bewiesen hatte. Das Mädchen war recht stilsicher und trotz ihrer einfachen Herkunft

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