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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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hat bösartige Parolen an meine Zimmerwände geschmiert. Soweit ist der Konflikt gediehen. Wir können jetzt damit beginnen, den Schaden einzudämmen, oder aber wir verstricken uns tiefer in den Moloch aus Dingen, die wir später bereuen werden. Und seid versichert: Ich WEISS, dass es eine Hölle gibt.«
    Elena lehnte sich atemlos in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Trotzig schaute sie in die Runde.
    Die Mienen der Anwesenden drückten Bedauern aus, Ekel, aber auch Zorn – ob auf sie oder aufgrund der heiklen Thematik, war ihr nicht klar.
    Marcellus schob brüsk seinen Stuhl zurück und eilte aus dem Raum. Niemand hielt ihn auf. Amenatos warf Elena einen fragenden Blick zu, doch sie schüttelte den Kopf. Es dauerte keine Minute und Madame Hazard betrat den Besprechungssaal. Zwei der Wissenschaftler, darunter auch der dicke Jerome, zogen die Köpfe ein. Madame Hazard ging direkt auf Elena zu, die sich langsam erhob und ihr stolz entgegenblickte.
    »Ich nahm an, dass Sie mehr Verstand besitzen, Miss Winterstone.«
    »Und ich ging davon aus, dass Sie noch so etwas wie Anstand besäßen. Es scheint, als hätte ich mich getäuscht.«
    Kurz schien es, als hole Madame Hazard zum Schlag aus. Dann ließ sie die geballte Faust jedoch wieder sinken, warf den Kopf zurück und lachte schallend.
    »Mut haben Sie, meine Kleine. Dennoch sollten Sie sich bewusst machen, dass Sie gegen Schatten kämpfen.«
    »Die Verwandlung von Kindern in geflügelte Monster kann ich nicht verantworten. Denn nichts anderes werden Sie erhalten. Denken Sie, die Kinder werden die Hölle aushalten, mit der hartgesottene Erwachsene schon Probleme haben?«
    »Ihre Einwände sind lächerlich. Unsere Einheit ist gut genug, um das in den Griff zu bekommen. Oder zweifeln Sie an Ihren eigenen Fähigkeiten?«
    Elena starrte in die grünen Augen von Madame Hazard und erkannte, dass es ihr Ernst war. Keinen Zoll weit würde sie nachgeben, sie wollte ihre Rache und ging dafür notfalls über Kinderleichen. Atemlose Stille herrschte im Raum. Die Anwesenden beobachteten gespannt den Schlagabtausch. Elena wusste, sie würde niemals wieder den Mut aufbringen, dem Boss unverblümt die Meinung ins Gesicht zu sagen.
    »Es war nie die Rede davon, Kinder zu verändern. Im Übrigen war auch nie die Rede davon, die Engel auf Zivilisten loszulassen. Sie waren Ihre private Angelegenheit. Mit dem Angriff auf die Stadt an diesem Abend haben Sie Ihre eigenen Regeln mit Füßen getreten.«
    »Und Sie tragen meine Entscheidungen mit. Schließlich sind Sie die leitende Wissenschaftlerin.«
    »Das tue ich nicht. Ich kündige.«
    Amenatos schnappte sichtlich nach Luft, selbst Marcellus‘ Augen waren schreckgeweitet.
    Madame Hazard wurde kreidebleich. Raventu, der sich in Schweigen gehüllt hatte, schob gemächlich seinen Stuhl zurück und ging auf Elena zu. Amenatos stellte sich schützend vor sie und ballte die Fäuste. Doch Raventu machte keine Anstalten anzugreifen. Er lächelte lediglich rätselhaft. Dann tauschte er einen langen Blick mit Madame Hazard. An Elena gewandt sagte er: »Du kannst gehen. Für deine außerordentlichen Verdienste sichern wir dir freies Geleit zu.«
    Madame Hazard bestätigte sein Versprechen mit einem knappen Nicken.
    Ganz leise, so dass vermutlich nur Elena und Amenatos seine Worte verstanden, fügte er hinzu: »Ich habe etwas übrig für Herausforderungen. Die Jagd auf dich betrachte ich als mein ganz persönliches Spiel. Möge der Bessere gewinnen.«
    Elena verzog grimmig die Mundwinkel und sagte ebenso leise: »Ich hoffe, du hast dir nicht zu viel vorgenommen. Bescheidenheit ist nicht gerade deine Stärke.« Sie nickte Madame Hazard ein letztes Mal zu, wandte sich ab und steuerte die Tür an. Sie erwartete jeden Moment den scharfen Schmerz eines Dolches im Rücken zu spüren oder den Einschlag eines Geschosses, das ihr die Wirbel zertrümmern würde. Nichts geschah. Ohne sich umzublicken ging sie zum Fahrstuhl und fuhr nach oben in die Halle. Beim Durchqueren zwang sie sich zur Ruhe. Sie schaffte es vor die Tür. Dann erbrach sie sich. Sie zitterte am ganzen Leib, Tränen strömten aus ihren Augen.
    Immer größer wurde ihr Schmerz, je weiter sie die Fabrik hinter sich zurückließ.
    Sie erwischten sie in der Picadilly Road. Grobe Hände zerrten sie in einen dunklen Hauseingang. Finger, die nach ranziger Butter rochen, hielten ihr den Mund zu. Elenas Hände wurden hinter den Rücken gefesselt. Es waren zwei Männer, sie

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