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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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kannte sie nicht.
    »Wer sind Sie?«, fragte Elena.
    »Maul halten, Schlampe.«
    Aus der Fabrik waren die gewiss nicht. Elena musste wider Willen lachen. So tapfer hatte sie sich geschlagen, nur um von den Häschern des Reverend geschnappt zu werden. Sie schoben sie zu der Kutsche, die am Bordstein hielt und stießen sie hinein. Noch ein Indiz, dass sie mit ihrem Verdacht richtig lag. Der Reverend hasste moderne Technik und benutzte grundsätzlich keine Dampfmobile.
    Sie fuhren in das schlechtere Viertel Cravesburys und hielten vor einem zweistöckigen grauroten Ziegelbau an. Die Haustür hing schief in den Angeln. Ein faustgroßes Loch prangte im Fenster des Erdgeschosses, umgeben von spin-nenwebatigen Rissen. Vermutlich ein Steinwurf. Niemand hatte es für wert befunden, es zu ersetzen.
    Die Männer zerrten sie ins Haus. Der Gang roch nach altem Kohl und Katzenurin. Die Stiege, die es nun hochging, war löchrig, eine Stufe fehlte komplett. Durch die schmale Sichtluke im Treppenhaus drang kaum Licht, weil die Scheibe vor lauter Schmutz fast blind war. Elena hatte alle Mühe sich auf den Beinen zu halten. Sie taumelte in ein Zimmer und prallte gegen einen Sessel, aus dem die Füllung quoll. Steven erhob sich und starrte Elena triumphierend an.
    »Ihr hättet mich nicht laufen lassen sollen.«
    Elena konnte nicht anders. Das Lachen war anfangs verhalten, dann perlte es aus ihr heraus.
    »Was ist daran so komisch?« Stevens Gesicht lief rot an. Die Augen wurden schmal und sein Mund zuckte.
    »Ich erkläre es dir gleich. Eine Frage vorab. Warum habt ihr mich gefangen?«
    »Kannst du dir das nicht denken?«
    »Doch, aber mich interessiert deine Fassung.«
    »Wir wollen, dass die Kinder unversehrt zurückkommen, die die Hexe verschleppt hat. Du hast immer so geheimnisvoll getan. Also musst du irgendwas Wichtiges sein. Die Hexe wird dich zurückhaben wollen.«
    »Deshalb lache ich. Kurz bevor ihr mich entführt habt, habe ich gekündigt. Ich gehöre nicht länger dazu. Das mit den Kindern ist mir nämlich auch ein Dorn im Auge.«
    Steven biss sich auf die Unterlippe und musterte Elena misstrauisch. »Du lügst.«
    »Nein, ich fürchte, Madame Hazard wird mich tot sehen wollen. Spätestens in einer Stunde habe ich ihren gesamten Stab an Leuten auf dem Hals.«
    Unsicher tauschten die beiden Männer Blicke.
    »Was mach’n wir nu?«, fragte der andere. Steven zuckte mit den Schultern.
    »Wir bringen sie zum Reverend.«
    »Was versprecht ihr euch davon?«, wollte Elena wissen.
    »Er wird alles aus dir rauskriegen.«
    »Und was dann? Wird er mich dann exorzieren? Die Engel sind existent. Sie sind gefährliche Waffen in den falschen Händen. Wenn es mir gelänge, zumindest einige von ihnen auf meine Seite zu bekommen, wäre uns wesentlich mehr gedient. Mit uns meine ich Cravesbury.«
    »Das is mir zu hoch«, sagte der andere Mann.
    Elena rollte mit den Augen. »Bringt mich zum Reverend. Ich werde es ihm erklären.«

    Madame Hazard schaute wütend in die Runde.
    »Was sitzt ihr noch hier und haltet Maulaffenfeil? An die Arbeit! Holt unsere abtrünnige Wissenschaftlerin zurück.«
    Die Versammlung löste sich auf. Madame Hazard suchte das Büro von Elena Winterstone auf und begann, Schubladen zu durchwühlen und ihre Aufzeichnungen zu lesen. Warum musste das Miststück ausgerechnet jetzt desertieren? Wegen ein paar herrenloser Kinder? Sie presste die Hand auf ihren nutzlosen Bauch. Ihr Mann hatte sich immer Kinder gewünscht, doch dazu war es nie gekommen. Die sexuellen Eskapaden, die stets ohne Folgen geblieben waren, gaben ihr Recht. Madame Hazard wollte gar nicht wissen, wie viele Bastarde Charles Philip hinterlassen hatte. Es war ihr egal, solange sie niemals vor ihrer Tür stehen und die Hand aufhalten würden.
    Seufzend suchte sie weiter. Nirgendwo fand sie einen Hinweis darauf, warum sich Winterstone plötzlich gegen sie stellte. Die Ergebnisse sprachen von rasanten Fortschritten. An den finanziellen Mitteln konnte es auch nicht liegen, alles, was Winterstone gefordert hatte, war ihr umgehend zur Verfügung gestellt worden. Also doch nur wegen der Kinder.
    Es klopfte und Marcellus betrat das Zimmer.
    »Habt ihr schon eine Spur?«
    »Die Suche dauert gerade einmal wenige Minuten«, gab er zurück.
    »Was willst du dann hier?«
    »Egal, was geschieht, ich werde dich nicht verlassen«, sagte er mit ungewohntem Ernst. »Dasselbe gilt für Sophia. Auch sie wird bis zum Letzten zu dir halten.«
    »Was soll diese Grabesrede? Gibt

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