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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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Gefängnisses zurück.
    »Ich tue euch nichts.« Elena ging in die Hocke. »Seht ihr. Ich habe einen Engel dabei, er wird euch beschützen.«
    Amenatos versuchte eine freundliche Miene aufzusetzen.
    »Die Engel sind nicht lieb, die sind böse«, meldete sich ein zaghaftes Stimmchen zu Wort. Das Mädchen, das diese Äußerung im Brustton der Überzeugung ausgestoßen hatte, drehte schüchtern an seinen Zöpfen.
    »Dieser hier wird euch nichts tun. Werdet ihr mit ihm gehen?«
    »Nein«, sagte ein Junge. »Aber mit dir. Mit dir würden wir gehen.« Die anderen Kinder nickten. Anscheinend war der Junge der Wortführer der Gemeinschaft.
    Elena sagte: »Einverstanden, ich bringe euch raus. Sind noch mehr von euch hier unten eingesperrt?«
    Wieder antwortete der Junge. »Ja, nebenan.«
    Mit fünfzehn Kindern im Schlepptau steuerten sie die Treppe an. Fast lautlos bewegte sich die Gruppe. Amenatos deckte den Rückzug. Nach und nach huschten sie alle in Elenas altes Büro. Marcellus hielt Wache.
    »Es ist ruhiger geworden. Ein paar von denen sind nach Hause gegangen«, gab er Auskunft. »Es wird Aufsehen erregen, wenn ihr den Fahrstuhl so oft benutzt.«
    »Was sollen wir denn machen? Die Kinder müssen so schnell wie möglich hier raus«, sagte Elena. »Ich werde jetzt mit den ersten gehen. Passt ihr auf, ja?«

    Wie durch ein Wunder gelang es Elena, alle Kinder hoch und durch die Halle hinaus zu bringen. Es war schon beinahe zu einfach. Obgleich die meisten Maschinen abgestellt worden waren, stampften immerhin noch zwei der großen Geräte und sonderten genügend Dampf ab, der für ausreichende Deckung sorgte.
    »Wir gehen jetzt im Dunkeln ganz schnell in die Stadt. Ich bringe euch zum Reverend. Ihr könnt heute Nacht erst mal in seinem Haus bleiben. Tut mir einen Gefallen, bleibt auch dort und haut nicht ab. Sonst kriegen euch die bösen Engel.«
    Mit angstvollen Augen nickten die Kinder und tippelten eifrig neben ihr her.
    Plötzlich war die Glückssträhne zu Ende. Die Scheinwerfer eines Dampfmobils erfasste die Gruppe, woraufhin das Gefährt anhielt.
    »Schnell in die Gasse«, befahl Elena und scheuchte die Kinder in die Dunkelheit. Die Gasse war zu schmal, als dass man ihnen mit dem Dampfmobil hätte folgen können. Sie hetzten zur nächsten Parallelstraße und achteten darauf, sich fortan ausschließlich im Schatten der Häuser zu bewegen.
    Erleichtert klopfte Elena etwa eine halbe Stunde später an der Haustür des Reverend. Seine Schwester öffnete und ließ sie ein.
    Die Kinder bekamen eine deftige Mahlzeit aus Suppe und Würstchen aufgetischt. Cassandra breitete Kissen und Decken auf dem Boden aus. Die Erschöpfung ihrer Gefangenschaft und die gefüllten Mägen taten ihr Übriges. Es dauerte nicht lange und die Kinder schliefen. Ehe Elena selbst Gefahr lief, einzuschlafen, ging sie zu Cassandra, die ihren Bruder versorgte.
    »Hätte nie gedacht, dass eine wie du zu was taugt«, knurrte der Reverend Elena entgegen.
    Sie lächelte und nahm auf der Bettkante Platz. Das Gesicht des Reverend war blass und er trug einen dicken Kopfverband. Dennoch funkelten seine Augen voller Tatendrang.
    »Schlimm, zum Nichtstun verdammt zu sein, oder?«, stichelte Elena.
    »Wenn es nach mir ginge, wäre ich schon längst wieder auf den Beinen, aber da ist meine liebreizende Schwester vor.«
    Cassandra streckte ihm die Zunge heraus.
    Der Reverend seufzte und sagte: »Die werden es nicht auf sich sitzen lassen, dass wir die Kinder rausgeholt haben.«
    »Haben Sie Angst?«
    »Ja, das habe ich.«
    Elena war überrascht. Für einen Mann des Glaubens klang der Geistliche erstaunlich mutlos.
    »Das kann ich mir bei Ihnen nur schwer vorstellen.«
    »Ich fürchte mich, weil man bei dieser Frau mit allem rechnen muss. Wer hätte denn gedacht, dass sie Kinder entführt, um mit ihnen furchtbare Dinge anzustellen? Außerdem spüre ich, dass sie mit finsteren Mächten in Kontakt steht.«
    »Die finsteren Mächte kann ich Ihnen sogar namentlich aufzählen«, unterbrach ihn Elena. »Es ist eine Gruppe von Okkultisten und wenn man sich eingehend mit der Materie befasst hat, verliert sie ihren Schrecken. Das ängstigende an den Geheimlehren ist, dass es zu viele Spekulationen gibt. Und zu viele Geheimnisse.«
    Dass sie dem Reverend insgeheim Recht gab, verschwieg sie geflissentlich. Margaret war in Kombination mit Madame Hazard eine beachtliche Gefahr.
    »Wenn es uns gelänge, die Gruppe zu trennen, wären sie nicht mehr in der Lage, uns Schaden

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