Im Bann der Engel
zuzufügen.«
»Dafür müssten wir aber vermutlich die Fabrik stürmen und das wiederum lässt die Gruppe wohl kaum zu. Und schon beißt sich die Schlange in den Schwanz«, sagte der Reverend.
»Ich habe Kontakte von meiner Studienzeit damals. Sofern Madame Hazard nicht die Gewalt über alle Straßen und Wege nach Cravesbury an sich gerissen hat, sollte es ein Leichtes sein, Verstärkung aufzutreiben.«
»Der Plan gefällt mir nicht. Das wäre Feuer mit Feuer bekämpft«, wandte der Reverend ein.
»Sie sind nur nicht einverstanden, weil es gegen Ihren Glauben geht. Ich für meinen Teil werde mich nicht auf Gebete verlassen.«
Cassandra sog scharf die Luft ein. Die Wangen des Reverend überzogen sich mit Röte, die Adern an seinem Hals schwollen an. Aber er schwieg.
»Vielleicht hast du Recht. Trotzdem habe ich ein schlechtes Gefühl dabei. Und helfen werde ich dir bei deinen satanischen Beschwörungen gewiss nicht.«
»Sie können für uns beten. Mehr verlange ich nicht von Ihnen«, sagte Elena. »Wenn Sie also einverstanden sind, werde ich meinen Bekannten telegrafieren. Und wenn ich dafür in die nächste Ortschaft fahren muss.«
»Ich kann dich ja doch nicht aufhalten«, sagte der Reverend und seufzte.
»Sie haben es geschafft«, frohlockte Amenatos, nachdem Elena mit den letzten beiden Kindern schon etliche Minuten fort war. Keine Alarmrufe oder das Schlagen der Glocke waren erklungen.
»Hast du unten alles wieder verriegelt?«, fragte Marcellus. »Es fällt auf, wenn die Zellen offen stehen. Dann haben sie die Wachen gleich am Hals. Und wir sind ebenfalls geliefert.«
»Mist«, entfuhr es Amenatos. »Bin gleich wieder da.«
Er eilte in den Keller. Elena hatte ihm den Schlüssel überlassen.
Als er die zweite Zellentür schließen wollte, erhielt er einen rüden Stoß in den Rücken, der ihn in die Zelle taumeln ließ. Hinter ihm fiel krachend die Tür ins Schloss. Es zischte, als die Sicherheitsverriegelung arretiert wurde.
Amenatos fuhr herum und hämmerte gegen die Tür.
Ein Versehen? Wohl kaum. Amenatos setzte sich auf die Metallpritsche. Verbittert, ob seiner eigenen Dummheit, starrte er auf den Schlüssel, der ihm hier drinnen nicht das Geringste nutzte. Das Schloss saß außen und eine Handbreit Metall trennten ihn von dem Schlüsselloch. Bestimmt warteten sie schon auf ihn. Elena war hoffentlich nicht so leichtsinnig, ein zweites Mal herzukommen, um ihn herauszuholen. Sie musste sich um die Kinder kümmern.
Das Zischen der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Der Dampf füllte den immer größer werdenden Spalt und zog dann ab. Zwei Wächter mit kugelförmigen Metallhelmen und dicken Lederhandschuhen erschienen in der Türöffnung. Beide trugen Stangenwaffen in den Händen, die mittelalterlichen Hellebarden ähnelten. Amenatos entfaltete seine Flügel und machte sich sprungbereit.
Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Hals. Als seine Hand zu der Stelle wanderte, ertastete er einen winzigen Pfeil.
Die Zelle zerfaserte vor seinen Augen. Kurz befand er sich in dem heruntergekommenen Herrenhaus, dann sah er wieder die Metallwände. Eine plötzliche Schwäche überfiel ihn und seine Beine knickten ein. Auf allen Vieren versuchte er die Benommenheit abzuschütteln. Die Stiefel der Wächter verschwammen vor seinen Augen, dann wurde es schwarz um ihn.
Amenatos spürte eine zärtliche Hand auf der Stirn. »Elena?«, krächzte er. Sein Hals war wund und er bekam kaum Luft.
Ein wütendes Schnauben war zu hören. »Nur weil ich die Hände einer Frau besitze, schließt du darauf, ich müsse deine geliebte Elena sein.«
Amenatos öffnete die Augen. Es dauerte einen Moment, bis sich sein Blick klärte. Dann erkannte er die Zofe von Madame Hazard.
»Wo bin ich?«, stieß er mühsam hervor.
»Bei den Kesseln. Wo sonst?«
Amenatos lag auf der Seite, kühles Metall an den Rippen. Zu seinem Schrecken sah er neben sich einen Wagen mit allerlei chirurgischen Instrumenten stehen. Eine Spritze, deren Kanüle mit Dampfkraft tief ins Fleisch versenkt werden konnte. Sie rief unangenehme Erinnerungen an seine Transformation wach.
»Ich bin doch schon ein Engel. In was wollt ihr mich jetzt verwandeln?«
»Was du uns unterstellst ist nicht sehr freundlich. Aber wenn du schon so fragst, wir wollen dich nicht verwandeln, vielmehr veredeln.«
»Was sollte mich daran hindern jetzt aufzustehen und diesen Raum zu verlassen«, sagte er trotzig.
»Das Lähmungsgift.«
Probehalber versuchte Amenatos die Faust zu
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