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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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Schutz gewähren, die sich auf unsere Seite stellen. Dieser Reverend kann vielleicht mit ein paar Schlägern aufwarten, aber wir haben die Zeit auf unserer Seite. Irgendwann gehen den Rebellen die Mittel aus, und wenn die Nahrungsmittel knapp werden, ist sich jeder selbst der Nächste. Ich werde eine Liste der uns bekannten Verschwörer zusammenstellen lassen. Die bekommen nichts mehr. Kein Essen, keine Arzneien, keine Arbeit, nichts.«
    Alberts Zuversicht ließ in Madame Hazard neue Hoffnung aufkeimen. Wann würden diese verfluchten Bürger endlich verstehen, dass sie es nur gut mit ihnen meinte? Die meisten liefen wie die Schafe ihrem Anführer hinterher. Die wenigen, die aus eigenem Antrieb handelten, galt es in eine bestimmte Richtung zu lenken. Man müsste ihnen nur klarmachen, dass sie selbst für den Frieden in der Stadt verantwortlich waren.
    »Albert, mir fällt gerade noch etwas ein. Wir werden der Stadt so lange keinen Strom mehr zur Verfügung stellen, bis die Lage geklärt ist. Die verwöhnten Damen werden es sicher nicht lange ohne die Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation aushalten.«
    »Ich werde mich um die weiteren Schritte kümmern. Ach ja, was ist mit Bürgermeister Copper? Brauchen wir ihn noch?«, wollte Albert wissen.
    »Nein. Obwohl, möglicherweise kann er uns noch nützlich sein. Vielleicht sehen wir uns ja gezwungen, ein Exempel zu statuieren. Vorerst bleibt er noch Gast bei uns. Ich werde jetzt Marcellus einen Besuch abstatten.«
    Albert blätterte in seinem Block. »Er liegt in Zelle Vier.«
    Marcellus saß auf der Pritsche und starrte die gegenüberliegende Wand an. Sein Gesicht war durch die grobe Behandlung geschwollen. Er sah nicht zur Tür.
    Madame Hazard starrte eine Weile auf ihn herab.
    »Ich musste sie gehen lassen, sonst hätte Amenatos mir nicht vertraut«, sagte er, ohne sie anzusehen.
    Sie beugte sich so weit herab, bis ihr Gesicht fast das seine berührte und sagte: »Das mag richtig sein, aber mich wundert, dass du mich oder Albert nicht eingeweiht hast. Wir hätten Winterstone mit den Kindern mühelos abfangen können. Stattdessen triffst du Entscheidungen, die deine Kompetenzen übersteigen.«
    Marcellus‘ Hände schlossen sich zu Fäusten und sein Kinn begann zu beben. »Es sind Kinder! Unschuldige Kreaturen, die niemandem etwas zuleide getan haben.«
    »Wie Recht du hast«, gab sie zurück. »Jene unschuldigen Kinder verdienen am Ehesten das Geschenk der Unsterblichkeit.«
    »Es ist kein Geschenk!«, brüllte Marcellus unvermittelt. »Es ist ein Fluch und unsterblich sind wir auch nicht. Das bildest du dir nur ein, weil es deinem tiefsten Wunsch entspricht.«
    Madame Hazard schlug ihm fest ins Gesicht. »Du Verräter wagst es, so mit mir zu sprechen?«
    Sie schloss die Augen und atmete tief durch. »Wir können es zu einem guten Ende bringen«, sagte sie ruhig.
    Marcellus schwieg.
    Sie fuhr fort: »Es liegt an dir. Ich lasse die Tür offen. Ehe du dich entscheidest, ob du zu den Rebellen überläufst, möchte ich dich bitten, diesen Schritt genau zu überdenken. Bleibst du, fordere ich absolute Loyalität. Gehst du, dann kann und werde ich dich nicht beschützen, obgleich du mir von meinen Engeln der Liebste bist.«
    Sie hatte nicht gelogen. Die Tür stand tatsächlich offen und soweit Marcellus sehen konnte, standen auch keine Wachen mit gezückten Waffen auf dem Gang, die nur darauf warteten, ihm den Garaus zu machen.
    Verdammt, warum war nur alles so kompliziert? Er dachte an Sophia, die sich vermutlich schon fragte, was aus ihm geworden war. Oder hatte sie sich unlängst mit Amenatos getröstet? Bei ihr wusste man nicht, woran man war. Einerseits konnte sie geradezu kindliche Gedanken äußern, die ihn in ihrer Reinheit rührten. Andererseits war ihr Madame Hazard eine gute Lehrmeisterin gewesen und hatte sie in sämtliche Regeln der Liebeskunst und der Intrigen eingeweiht. Nein, er wollte Sophia nicht aufgeben. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er die kleine Zofe liebte.
    Er ließ noch eine Weile verstreichen, sonst sah es so aus, als hätte er nicht reiflich überlegt, dann suchte er Madame Hazard in ihrem Büro auf. Sie saß an ihrem Schreibtisch und studierte eine Liste.
    Sie blickte auf und zog neugierig eine Augenbraue hoch. »Und, wie hast du dich entschieden?«
    »Du erwartest nicht tatsächlich eine Antwort. Hätte ich zu den Aufständischen überlaufen wollen, wäre ich klammheimlich verschwunden.«
    Sie lächelte und jene zarten Grübchen

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