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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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wurde ihm übel. Er hasste die verschlungenen Pfade der Unberechenbarkeit. Madame Hazard meinte, es hinge mit seiner Krankheit zusammen. Sie erzählte ihm von seiner Operation. Der Arzt hatte ihm das Leben gerettet, nach dem Überfall, den die Leute des Reverend auf ihn verübt hatten. Deshalb auch die schmerzende Narbe am Rücken. Die gedanklichen Aussetzer, die Halluzinationen und die Angst vor Unwägbarkeiten.
    »Gehen Sie aus dem Weg«, knurrte er und schob sich an der Frau und ihrem Begleiter vorbei. Er beschleunigte seine Schritte und bog in eine Seitengasse ab. »Was nun«, wollte David wissen.
    »Das fragst du noch? Hinterher!«
    »Er sah nicht so aus, als hätte er dich vermisst. Außerdem wollte er offensichtlich seinen Weg allein fortsetzen.«
    »Die Hexe hat ihn irgendwie gefügig gemacht.«
    »Elena, vergiss ihn. Er ist es nicht wert.«
    »Das kannst du überhaupt nicht beurteilen. Du kennst ihn nicht!«, schrie Elena ihren Freund an. »Mach, was du willst. Ich werde ihm jedenfalls hinterher gehen.«
    Elena setzte sich in Bewegung und ließ stets einen Vorsprung zwischen sich und Amenatos. Murrend folgte ihr David.
    »Wo kann er nur hinwollen?«, raunte er.
    »So wie es aussieht, ins Spielcasino. Im Gegensatz zu ihm kenne ich mich in der Stadt besser aus.«
    Tatsächlich umrundete Amenatos das Gebäude, ließ den Haupteingang links liegen und wandte sich zur Hintertür. Ein Mann lud gerade Getränkekisten von einem Dampfmobil und trug sie ins Haus.
    Amenatos wartete, bis der Lieferant mit der nächsten Kiste hineinging, dann folgte er ihm.
    Elena und David mussten notgedrungen warten, bis der Mann weiter ablud.
    Als der Lieferant erneut den Vorratsraum ansteuerte, schlichen sie ihm hinterher, warteten, bis er ihnen den Rücken zudrehte und huschten weiter. Nun war guter Rat teuer. Wo war Amenatos? Der Gang machte eine Biegung nach links. Trübe Lampen hingen an einer Wand, deren Putz seit Erbauung des Hauses bestimmt nicht mehr erneuert worden war. Erst weiter vorne wurde es vornehmer. Hier zierte eine verblichene Seidentapete die Wände. Eine holzgetäfelte Tür mit der Aufschrift Privat war angelehnt. Elena horchte. Stille. Sie drückte mit den Fingerspitzen leicht gegen das Holz und die Tür schwang auf. Als immer noch nichts zu hören war, wagte sie einen Blick hinein. Es war ein Schreibzimmer. Auf dem Tisch lagen zahlreiche Notizbücher, im Regal dahinter herrschte Chaos. Akten waren wahllos herausgerissen und schlampig wieder hineingestopft worden. Die Luft stank nach abgestandenem Zigarrenrauch und Schweiß. Ein Revolver lag auf einem Beistelltisch neben einem überquellenden Aschenbecher. Zwei Pfeifenköpfe ohne Stiele beschwerten einen Brief. Die Tinte war verschmiert. David inspizierte den Tisch, Elena nahm sich die restliche Einrichtung vor. Sie griff nach dem Kleidungsstück, das über der Lehne des Sofas hing. Es war ein seidener Morgenrock. Er war zerrissen und mit eingetrockneten Blutflecken bedeckt. Sie ließ ihn fallen, als habe sie sich verbrannt. Dann wandte sie sich dem Brief zu. Unterschrieben war er mit Holly. Auch die Schrift passte eher zu einer Frau. Soweit Elena den Inhalt rekonstruieren konnte, wollte Holly, eine Angestellte des Casinos kündigen. Sie beschuldigte den Besitzer der Unsittlichkeit und später im Schreiben sogar des Mordes an Jeremias Redcliff.
    Sie ging zu David, der sich in eines der Notizbücher vertieft hatte und hielt ihm den Brief unter die Nase.
    »Wir müssen dringend Amenatos finden. Ich habe das Gefühl, dass diese Frau in Gefahr ist.«
    David nickte und legte das Buch zurück auf den Schreibtisch.
    Die große Spielhalle war leer, da das Casino erst später öffnete. Außer einem Barmann, der die Regale hinter dem Tresen auffüllte, war niemand zu sehen. Sie zogen sich in den Flur zurück und beschlossen, die Treppe nach oben zu nehmen. Offenbar befand sich eine kleine Wohnung über dem Casino.
    David bestand darauf, vor zu gehen. Elena hatte keine Einwände. Den Revolver aus dem Schreibzimmer hatte sie David gegeben. Mit gezückter Waffe, drehte er am Türknauf. Zu ihrem Leidwesen quietschte die Tür beim Öffnen. Elena hielt die Luft an. Von drinnen war kein Geräusch zu hören. Lauerte Amenatos in einer dunklen Ecke? Auch David schien nervös zu sein. Sie warteten einen Moment, dann betraten sie leise die Wohnung. Ein schmaler Flur mit einer überquellenden Garderobe erschwerte die Sicht auf die übrigen Zimmer. David quetschte sich an Mänteln und

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