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Im Bann der Gefuehle

Im Bann der Gefuehle

Titel: Im Bann der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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Und wenn diese Haltung nicht in das ausgesuchte Milieu ihres zukünftigen Ehemannes passte, konnte sie auch nichts daran ändern.
    „Ich war Alessandros Geliebte“, gestand Carys unumwunden. „Doch dann fand ich heraus, dass er vorhatte, Sie zu heiraten.“
    Da, jetzt war es raus! Kein Verstecken vor der Wahrheit mehr.
    Das Kinn der anderen Frau sackte nach unten, und ihre Augen weiteten sich. Die ganze Körperhaltung drückte entsetztes Staunen aus, und nun war es Carys, die sich um Carlottas gesundheitlichen Zustand Sorgen machte. Von Nahem sah die junge Aristokratin nämlich nicht schick, sondern extrem zerbrechlich aus.
    „Sie waren das?“, stieß Carlotta schließlich hervor. „Ich dachte mir schon, dass es eine Frau gab, aber Alessandro hat nie darüber geredet.“
    „Nein.“ Wieder breitete sich ein bitterer Geschmack in Carys’ Mund aus. „Er hat das mit uns ziemlich geheim gehalten.“
    „Aber Sie sehen das ganz falsch.“ Die junge Frau beugte sich vor und streckte eine ihrer hauchzarten Hände aus.
    „Nein, principessa . Ich weiß genau, was los war.“
    „Bitte nennen Sie mich doch Carlotta!“, wiederholte die andere eindringlich. „Alessandro und ich hatten niemals vor zu heiraten.“
    Mit einem Ruck setzte Carys sich kerzengerade auf. Sie traute ihren Ohren kaum.
    „Und wir waren auch kein Liebespaar“, fuhr Carlotta fort. „Ah, ich kann an Ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass Sie davon ausgegangen sind. Aber wir beide waren wirklich nie mehr als nur platonische Freunde.“
    Carys blieb stumm. Konnte sie der anderen Frau trauen? Welchen Grund könnte Carlotta haben, jetzt die Unwahrheit zu erzählen?
    „Sie müssen mir glauben, signorina …“
    „Carys!“, unterbrach diese fast schroff, denn Formalitäten wirkten inzwischen eher albern. „Nach so einer Unterredung kann man wohl getrost zum Du übergehen“, fügte sie trocken hinzu.
    „Carys“, wiederholte Carlotta mit einem entschuldigenden Lächeln. „Es war keine Hochzeit geplant, außer einer bloßen Vorstellung, die sich zwischen unseren Familien entwickelt hatte. Alessandros Stiefmutter und mein Vater haben diese Idee kultiviert. Es ist eigentlich schon Jahre her, damals waren wir noch Teenager, und außerdem wurde sowieso nichts daraus.“ Sie hob die schmalen Schultern. „Alessandro und ich sind zusammen aufgewachsen, aber zwischen uns ist nie der Funke übergesprungen. Verstehst du, was ich meine?“
    Und ob Carys verstand. Von diesem Funken, der einen regelrechten Flächenbrand auslösen konnte, unlöschbar und alles vernichtend, hatte sie selbst schließlich mehr als nur gehört. Schweigend und fassungslos sah sie der anderen Frau in die Augen. Konnte das wirklich wahr sein?
    „Aber Livia sagte mir …“
    Carlottas Nicken ließ Carys verstummen. „Livia war immer sehr für diese Verbindung. Sie und meine Eltern dachten, es wäre im Interesse von uns allen.“
    Der Unterton ließ Carys aufhorchen. „Interesse? Inwiefern?“
    Die Principessa hob leicht eine Schulter. „Geschäfte. Du weißt bestimmt, wie schlecht die Dinge nach dem Tod von Alessandros Vater liefen. Um ein Haar hätte Alessandro seine Firma verloren.“
    Nein, das hatte Carys nicht gewusst. Natürlich war ihr nicht entgangen, dass es gewisse Probleme gab. Sie hatte ihm sogar ihre Hilfe angeboten, aber je mehr sie auf ihn einwirkte, desto mehr zog er sich von ihr zurück.
    „Es gab Gerüchte um eine Fusion, die Alessandros Firma retten und dem Unternehmen meiner Familie zu neuem Aufschwung verhelfen sollte.“ Carlotta sah auf ihre Hände hinunter. „Außerdem hatte ich gerade eine ziemlich schwierige Zeit hinter mir, und man glaubte, eine Ehe mit Alessandro könnte mich praktisch vor mir selbst retten.“
    „Tut mir leid, aber ich verstehe nicht so ganz“, gab Carys zu.
    Ein leises Seufzen, dann sah Carlotta hoch. „Ich hatte gerade einen Zusammenbruch wegen meiner Magersucht hinter mir.“ Ihr unsicherer Blick suchte in Carys’ Gesicht nach einem Anzeichen für Verachtung oder Abscheu, doch Carys war nur schlicht erschüttert über die Tatsache, dass ein so hübsches Wesen wie Carlotta unter krankhaften Selbstzweifeln litt. „Damals kam ich gerade aus dem Krankenhaus. Mit Hilfe meiner Familie und auch mit Alessandros Unterstützung konnte ich langsam mein Selbstvertrauen zurückgewinnen. Endlich mal wieder ausgehen und daran denken, überhaupt wieder zu arbeiten.“ Traurig schüttelte sie den Kopf. „Es brauchte wirklich Alessandros

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