Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Gefuehle

Im Bann der Gefuehle

Titel: Im Bann der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
Vom Netzwerk:
das?“, keuchte sie.
    Automatisch schob er den Kiefer vor. Einen so harschen Ton war er nicht gerade gewöhnt. „Ich bringe dich in dein Bett. Du bist unten eingeschlafen.“
    „Nein! Ich muss nach Leo sehen.“
    „Unser Sohn“, begann er und machte eine kleine Pause, als er merkte, dass diese Worte ihm langsam vertrauter wurden. „Unser Sohn wird von einem äußerst fähigen, liebevollen Kindermädchen betreut.“ Mit einer hochgezogenen Augenbraue schnitt er ihren Prostest ab. „Ich weiß, du wolltest keine fremde Hilfe. Aber du hast die Frau doch kennengelernt und spontan ein gutes Gefühl bei ihr gehabt. Nun schenk ihr auch ein wenig Vertrauen, was den Umgang mit dem Kleinen angeht. Es ist nicht notwendig, dass er ausschließlich auf dich fixiert ist.“
    Sie holte hörbar Luft, und Alessandro spürte, wie sich dabei ihre Brust gegen seinen Oberkörper drückte. „Von hier aus kann ich auch laufen.“
    „Aber wir sind doch schon fast da.“ Entschlossen steuerte er auf das Gästezimmer zu, und Carys erstarrte in seinen Armen.
    „Es tut mir leid, dass dir wegen heute Nachmittag keiner Bescheid gegeben hat“, entschuldigte er sich fast beiläufig. „Ich meine, dass ausgerechnet Carlotta vorbeikommen würde, um mit dir die Entwürfe für das Hochzeitskleid zu besprechen.“ Man konnte ihm vieles nachsagen, aber er war niemals ein Freund von Intrigen gewesen. „Ich habe es selbst gerade erst erfahren.“
    Es war Livias kleines Willkommensgeschenk gewesen, Carys mit der Frau zu konfrontieren, die sie für ihre Rivalin halten musste. Alessandro konnte kaum glauben, dass seine Stiefmutter zu so einer Gemeinheit fähig war. Von nun an sollte sein eigenes Personal die Hochzeitsvorbereitungen überwachen, um weitere Missverständnisse auszuschließen.
    „Schon gut“, erwiderte Carys. „Wir hatten ein sehr gutes Gespräch miteinander.“
    Aber Alessandro hatte nicht gerade das Gefühl, Carys würde seine Entschuldigung wirklich annehmen. „Sie wird ganz sicher hervorragende Arbeit leisten“, fuhr er mit angespannter Stimme fort. „Carlotta ist eine der begabtesten Jungdesigner Italiens.“
    „Bestimmt ist sie das“, antwortete Carys tonlos. „Sie hat ein paar gute Ideen.“
    Ihr Kommentar ließ jeglichen Enthusiasmus vermissen, und für einen Augenblick war Alessandro ratlos, wie er mit ihr umgehen sollte. Sachte legte er Carys im Gästezimmer auf das breite Bett und trat einen Schritt zurück.
    „Dann lasse ich dich mal allein.“ Da er auf dem Absatz kehrtmachte, sah er nicht den gequälten, sehnsüchtigen Ausdruck ihrer Augen.

8. KAPITEL
    Carys holte tief Luft, bevor sie die Kirche betrat. Die unüberschaubare Menge von Fotografen und Schaulustigen verunsicherte sie. Noch ein Hinweis darauf, dass sie einen der begehrtesten Junggesellen des Landes heiratete.
    Mittlerweile bereute sie es, Alessandros Angebot abgelehnt zu haben, dass einer seiner Cousins sie zum Altar führte. Irgendwie hatte sie die naive Hoffnung gehegt, ihr Vater möge doch noch auftauchen und ihr diesen traditionellen Dienst erweisen. Auch wenn dies keine Liebesheirat war, würde Carys die Ehe sehr ernst nehmen, schon wegen ihres Kindes. Er verdiente die volle Aufmerksamkeit und Hingabe seiner Familie.
    Mit Grauen erinnerte sie sich an die vielen verpassten Schul- und Theateraufführungen, Sportfeste und Preisverleihungen. Sie hatte eben nie dem Standard ihrer akademisch brillanten Familie entsprechen können, und so nahm ihr Vater die Termine seiner Tochter nicht wirklich ernst. Carys hätte wissen müssen, dass er nicht zur Zeremonie kommen würde, so wie auch ihre Geschwister triftige Gründe gefunden hatten, nicht zu erscheinen. Und das, obwohl Alessandro anbot, sämtliche Reisekosten zu übernehmen.
    Sie waren einfach zu beschäftigt, versprachen aber, in Zukunft irgendwann einmal vorbeizuschauen, wenn das Leben nicht mehr so hektisch sein würde.
    „Sind Sie bereit, signorina ?“ Brunos vertraute heisere Stimme riss sie aus ihren trüben Gedanken. „Stimmt etwas nicht?“
    Nichts stimmte! Sie heiratete den Mann, den sie einst angebetet hatte. Aber nicht aus Liebe, sondern nur, um ihrem Sohn eine gesicherte Zukunft zu ermöglichen. Sie hatte keine Freunde zur Unterstützung bei sich, geschweige denn ihre Familie. Und sie befand sich außerhalb ihrer vertrauten Umgebung zwischen hochgebildeten Aristokraten, die sie nicht in ihren Reihen akzeptieren konnten.
    Am schlimmsten aber war, dass sie Alessandro immer noch liebte.

Weitere Kostenlose Bücher