Im Bann Der Herzen
einem Lächeln bei, das nun leicht gezwungen wirkte. Es war sein eigenes Motto. Warum also fand er die Art, wie es geäußert wurde, abstoßend? Aber das ist nicht der Punkt, ermahnte er sich. Ihm war mittlerweile klar, dass er von einer Ehefrau nicht Vermögen, gesellschaftliche Stellung und dazu auch noch echtes, einfühlsames Verständnis für seinen Beruf erwarten durfte. Eine reiche Frau, die zumindest imstande war, die richtigen Gefühle zu artikulieren, un d sei es nur der Wirkung wegen, genügte seinen Zwecken. Sein Lächeln wurde herzlicher.
Die Dame war nicht unattraktiv. Gespräche mit ihr würden nicht viel Zeit beanspruchen. Sie verfügte über die richtigen Verbindungen. Und er spürte, dass sie keine Mühe scheuen würde, wenn es darum ging, ihren Gatten beruflich zu fördern und daneben - nicht ganz zufällig - ihre eigene gesellschaftliche Stellung.
Nach einer halben Stunde erhob er sich und verabschiedete sich. »Ich hoffe, ich darf Sie besuchen, Miss della Luca.«
»Aber ja, natürlich. Mama und ich wären entzückt. Park Lane Nr. 26. Ein herrliches Haus. Nicht so geräumig wie unsere Villa bei Firenze, aber sehr angenehm ... mit Ausblick auf den Hyde Park.« Ihre Hand lag reglos in seiner. »Aber wir wollen Sie nicht von Ihren Patienten fern halten, Dottore. Diese brauchen Sie viel mehr als wir.« Ein geziertes kleines Auflachen begleitete den Rat.
»Ich arbeite doch nicht den ganzen Tag«, log Douglas und hob die schlaffen Finger an die Lippen.
Der Doktor verfügt ja über gesellschaftliches Talent, dachte Chastity, die sein Gebärdenspiel insgeheim mit Verachtung beobachtete. Es sah aber aus, als wolle er die Sache weiterverfolgen, und die Signorina schien nicht abgeneigt, ganz im Gegenteil. Ihre Mutter war noch nicht wieder im Salon erschienen und besichtigte in Gesellschaft Lord Duncans die über das Haus verteilten Kunstwerke.
Alles in allem war der Nachmittag für den Vermittlungs-Service zumindest in Ansätzen erfolgreich verlaufen.
»Ich muss mich verabschieden, Miss Duncan.«
Sie drehte sich um, als sie die sonore Stimme des Arztes hinter sich hörte. »Ach, Sie haben aber Lord Buckingham noch nicht gesprochen. Sicher trifft er in der nächsten halben Stunde ein.«
»Leider muss ich Patientenbesuche machen«, flunkerte er glatt.
»Ach, wie schade. Soll ich ihm sagen, dass Sie hier waren? Kann ich ihm eine Adresse angeben, unter der Sie zu erreichen sind?«, fragte sie, aus unerfindlichem Grund amüsiert über ihre eigene Bosheit. Wie würde er sich herausreden? Der Arzt glaubte, es gäbe wirklich einen Lord Buckingham, einen guten Bekannten seiner Gastgeberin, die ihn nun auf diesen falschen Vorwand ansprach.
»Nein, machen Sie sich keine Mühe. Ich treffe ihn vielleicht später im Klub.«
»Im >White's«, fragte sie.
»Nein, Crocker's«, erwiderte er. »Ein Spielklub, Miss Duncan. Lord Buckingham und ich teilen eine Vorliebe für Vingt-et-un.«
Wundervoll. Chastity zollte ihm insgeheim Respekt für seine Schlagfertigkeit. »Guten Tag, Dr. Farrell. Ich hoffe, Ihre Praxis wird ein Erfolg.«
»Danke.« Er beugte sich über ihre Hand und empfahl sich.
Draußen auf dem Bürgersteig blickte er zum Haus hinauf. Diese Signorina della Luca - wenn er sich nicht sehr irrte, war sie ebenso reich wie willig. Dennoch war er nicht verpflichtet, auf den Vorschlag des Vermittlungs-Service sofort einzugehen. Damit hätte er sich alle anderen Aussichten verbaut.
Die Ehrenwerte Chastity Duncan etwa? Nach ihrer häuslichen Umgebung zu schließen, reich genug. Und zweifellos auch vornehm. Mit den richtigen Verbindungen ausgestattet. Eine viel interessantere Möglichkeit als die ihm von der Vermittlung präsentierte. Doch galt es, die Wurzel ihrer unerklärlichen, aber unmissverständlichen Animosität zu ergründen. Sie hatte ihn heute zum ersten Mal gesehen, was also hatte er getan oder gesagt, um sie gegen sich aufzubringen?
Nun, einer Herausforderung war er nie ausgewichen. Mit einem Kopfnicken vollführte Douglas Farrell einen kühnen Schwerthieb mit seinem Stock und schlenderte davon, in Richtung Harley Street, in der er vor kurzem Räumlichkeiten für seine elegante Praxis angemietet hatte.
Hewlett-Packard
5
»Dein Dr. Farrell hat mir gefallen, Chas«, bemerkte Constance, nachdem der letzte Besucher gegangen war und die Uhr fünf geschlagen und damit das übliche Ende des Besuchsnachmittags angezeigt hatte.
»Er ist nicht mein«, protestierte Chastity, die Teller von den
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