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Im Bann Der Herzen

Im Bann Der Herzen

Titel: Im Bann Der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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kamen paarweise oder zu dritt in allen Formen, Größen und Altersklassen, manche in männlicher Begleitung, andere solo. Bei dem Besuchsnachmittag in Nr. 10 schien es sich um ein sehr beliebtes Ereignis zu handeln. Er fragte sich, wie die Ehrenwerte Miss Chastity Duncan sein mochte. Eine alte Jungfer wahrscheinlich. Vermögend, nach der imposanten Doppelfront des Hauses zu schließen. Aber ebenso gut konnte es sich um eine arme Verwandte handeln, die als Gesellschafterin oder Pflegerin in der Familie lebte. Auf die Großmut anderer angewiesen, musste sie überfütterte Hunde spazieren führen und sich das hypochondrische Gejammer ihrer Wohltäter anhören.
    In der Praxis seines Vaters in Edinburgh war er vielen Frauen diesen Typs begegnet, und er nahm an, dass er mit der englischen Variante Bekanntschaft schließen würde, sobald er sich in der Harley Street etabliert hatte. Aber es wäre ungewöhnlich für eine Frau in untergeordneter Position - im Grunde wenig mehr als ein Dienstbote -, Gastgeberin eines Besuchsnachmittags zu spielen. Kuchen anbieten, ja, laufen und holen, ja, aber Gastgeberin ... unwahrscheinlich.
    Nun, wenn er nicht aufhörte, den Platz zu umrunden, würde er es nie herausfinde. Douglas warf einen Blick auf seine Taschenuhr. Knapp nach halb vier. Zeit hineinzugehen und sich seinem Schicksal zu stellen.
    Er schritt die Stufen zur Haustür hinauf und betätigte den auf Hochglanz polierten Löwenkopf, der als Türklopfer diente. Der Klang war noch nicht verhallt, als auch schon die Tür geöffnet wurde. Ein stattlicher, weißhaariger Butler begrüßte ihn mit einer Verbeugung: »Guten Tag, Sir.«
    Douglas reichte ihm seine Visitenkarte. »Dr. Farrell. Ich möchte Lord Buckingham sprechen, der heute Miss Duncan besuchen soll.«
    »Ach ja, natürlich, Sir. Seine Lordschaft ist noch nicht eingetroffen, aber wenn Sie eintreten wollen, werde ich Miss Duncan davon in Kenntnis setzen.« Jenkins' Musterung war so diskret, dass sie Douglas entging. An Kleidung oder Auftreten dieses Besuchers, der im konventionellen schwarzen Gehrock mit grauer Weste, schwarzer Krawatte und gestreifter Hose erschienen war, hatte der Butler nichts auszusetzen.
    »Darf ich Ihnen Ihren Hut abnehmen, Sir?« Jenkins streckte die Hand nach Douglas' Melone und dem Stock mit dem silbernen Griff aus, um beides auf den Tisch zu etlichen anderen Dingen zu legen. Mit der Karte in der Hand lud er den Besucher ein, ihm in den Salon zu folgen.
    Douglas war die Musterung durch den Butler vor allem deshalb nicht aufgefallen, weil er seine Umgebung in Augenschein nahm. Die verblichene Eleganz alten Geldes, stellte er fest. Zwanglos über den Parkettboden verteilte Aubusson-Teppiche, ein wenig abgetreten, aber noch immer zauberhaft, ein Sheraton-Tisch, zwei Chippendale-Stühle. Eine Anzahl von Nelken in Einzelvasen reizte seine Neugierde, da wurde er aber schon in den Salon gebeten und sah, dass alle anwesenden Damen eine Blume am Jackenaufschlag trugen.
    Jenkins las von der Karte ab. »Dr. Douglas Farrell, Miss Duncan.«
    Chastity drehte sich rasch vor dem Sideboard um, wo sie Tee einschenkte. Ihr erster, völlig ungebetener Gedanke war, dass Douglas Farrell bemerkenswert attraktiv aussah. Wieso war ihr das beim ersten Mal nicht aufgefallen? Na ja - es war ihr freilich beim allerersten Mal, als sie ihn bei Mrs. Beedle gesehen hatte, aufgefallen. Beim zweiten Mal aber, als sie sich richtig kennen gelernt hatten, hatte er überhaupt nichts Anziehendes an sich gehabt.
    Sie trat mit ausgestreckter Hand und gefasster Miene vor, ein leicht fragendes Lächeln auf den Lippen. »Dr. Farrell ... ich glaube nicht, dass wir einander schon begegnet sind.«
    Alles andere als eine vertrocknete alte Jungfer. Und ganz entschieden keine arme, aus Mitleid geduldete Verwandte. Er ergriff ihre Hand. »Nein. Verzeihen Sie mein Eindringen.«
    Chastity blickte auf ihre Hand hinunter und registrierte einigermaßen erstaunt, wie diese völlig in der großen Handfläche verschwand, die sie umschloss. Es war ein sehr fester, warmer und trockener Händedruck, der einen Sekundenbruchteil länger als nötig zu dauern schien, während er fortfuhr: »Man sagte mir, ich würde heute Lord Buckingham hier antreffen. Ich muss ihn sprechen und verpasse ihn ständig in meinem Klub.« Lächelnd gab er schließlich ihre Hand frei.
    Seine schwarzen Augen scheinen zu tanzen, dachte Chastity, als wären sie voller Lachpünktchen. Sein breiter Mund hatte sich zu einem schiefen Lächeln

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