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Im Bann Der Herzen

Im Bann Der Herzen

Titel: Im Bann Der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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jemand. »Sie wird alles bis zum letzten Bissen hinunterbringen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte ein anderer mit einem abschätzenden Blick zu Dr. Farrell. »Ich glaube, der gute Doktor ist imstande, einen Teller Aal locker zu vertilgen. Sechs Guineen auf Farrell.«
    So ging es weiter, die Einsätze stiegen, bis den Konkurrenten die Teller mit dem Aal serviert wurden. Chastity sah das bleiche längliche Gebilde auf ihrem Teller erzittern und unterdrückte ein Schaudern. Sie warf Douglas einen Seitenblick zu. Er betrachtete seinen Teller mit der Entschlossenheit Cäsars vor der Überquerung des Rubicon. Alle Blicke ruhten auf ihnen, sogar jene der Gäste an anderen Tischen, die in die Wette mit einbezogen worden waren. Kellner tauchten wie aus dem Nichts auf, gruppierten sich in ihren langen weißen Schürzen unauffällig in der Gegend des Tisches, fuhren mit Tüchern über in der Nähe stehende Tischplatten, die keiner Säuberung bedurften, arrangierten Gewürzständer und Gedecke emsig neu.
    »Na ja«, sagte Chastity, »es ist eine Spezialität für diejenigen, deren Brieftasche jarret de veau nicht zulässt. Wer sind wir, dass wir das verachten, was andere genießen?« Sie stach mit der Gabel in den bibbernden Aal.
    Douglas, momentan verblüfft über die nüchterne Bemerkung, die er einem so privilegierten Geschöpf wie der Ehrenwerten Chastity Duncan nie zugetraut hätte, stieß ebenfalls mit seiner Gabel zu. Unbeirrt und stoisch machten sich beide über ihren jeweiligen Aal her, Gabel um Gabel. Chastity konzentrierte sich aufs Schlucken. Sie unternahm keinen Versuch zu kauen, schluckte nur und spießte den nächsten Bissen mit der Gabel auf, immer wieder, während sie ab und zu einen Seitenblick auf den Teller ihres Tischnachbarn warf. Er schien dieselbe Technik zu verfolgen, doch war sein Mund größer, so dass der Tellerinhalt bei ihm rascher schrumpfte als bei ihr. Als er triumphierend seine Gabel aus der Hand legte, hatte sie noch mindestens drei Happen vor sich.
    Chastity hielt den Blick gesenkt. Sie schnitt, spießte auf und schluckte. Schnitt, stach mit der Gabel zu, schluckte und machte sich mit nun geschlossenen Augen über das letzte Stückchen her. Dann griff sie nach ihrem Weinglas, um es unter Beifall und Gelächter zu leeren.
    »Es steht unentschieden«, verkündete Roddie, der als Schiedsrichter fungierte. »Es wurde nicht gewettet, wer als Erster fertig sein würde.«
    »In Anbetracht des Umstandes, dass Chas viel kleiner ist, sollte man ihr ein Handicap zubilligen«, bemerkte jemand vernünftig.
    »Das war nicht ausgemacht«, sagte Roddie energisch. »Ich sage unentschieden.«
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte Douglas leise, als er sah, dass Chastity die Augen nach wie vor geschlossen hielt.
    »Was verschreiben Sie gegen Übelkeit, Doktor?«, murmelte sie und griff blind nach ihrem nachgefüllten Weinglas.
    »Wein«, sagte er vergnügt und folgte ihrem Beispiel. »Aber ehrlich, so widerlich war das Zeug gar nicht. Es war die Beschaffenheit, die störte, nicht der Geschmack.«
    »Wie mein Schwager Ihnen erklären würde, sind die beiden nicht voneinander zu trennen«, erwiderte Chastity mit gespieltem Stöhnen. »Ach, noch ein Brötchen, bitte.«
    Douglas nahm ein Brötchen aus dem Körbchen vor ihm, brach es auseinander und bestrich es reichlich mit Butter, ehe er es auf ihren Teller tat. »Das müsste den Geschmack vertreiben.« Als er den Rest mit Butter bestrich, bewegten sich seine schlanken Finger mit einer Gelenkigkeit, die sie schon zuvor in Erstaunen versetzt hatte.
    Chastity sah das Angebot auf ihrem Teller blinzelnd an. Eine so vertrauliche Geste hätte sie von einem Freund, von Roddie etwa, erwartet, aber Douglas Farrell war ihr so gut wie fremd. Doch war er so selbstverständlich und sachlich ... offenbar verschwendete er keinen überflüssigen Gedanken daran. Vielleicht verordnete er ihr als Arzt nur das richtige Mittel. Mit einem innerlichen Achselzucken verzehrte sie das Brötchen.
    Er schien sehr eng neben ihr zu sitzen. Ihr war diese Nähe zuvor nicht aufgefallen - die Tische waren eng besetzt, man saß gedrängt. Nun aber, während sie das Brötchen aß, wurde sie sich seines Körpers übermächtig bewusst. Ihr fiel ein, was Constance über seine physische Präsenz gesagt hatte.
    Sein Unterarm ruhte auf dem Tisch, und wenn er nach seinem Weinglas griff, zeichneten sich seine Oberarmmuskeln unter dem seidigen Material seiner Jacke ab. Verstohlen warf sie einen Blick auf sein

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