Im Bann Der Herzen
Tanten sind ohnehin schon vernarrt in sie. Man wird sie schrecklich verwöhnen.«
»Und welche Unterhaltungen habt ihr geplant?«, fragte Lord Duncan.
»Bis jetzt gar keine«, antwortete Chastity mit einem Blick zu ihren Schwestern. »Müssen wir denn etwas Besonderes unternehmen?«
»Ich glaube, die Contessa erwartet sich Unterhaltung«, gab Lord Duncan zu bedenken. »Meint ihr nicht, dass wir ein paar Nachbarn einladen sollten? Wenigstens auf ein paar Drinks, wenn schon nicht zum Dinner.«
»Am zweiten Feiertag ... abends nach der Jagd?«, schlug Constance vor.
»Das Dinner ist serviert, Mylord«, ließ Jenkins sich von der Tür her vernehmen.
»Ach, sehr gut.« Lord Duncan rieb sich die Hände. »Haben Sie den Chateau Talbot heraufgeholt, Jenkins?«
»Jawohl, Mylord. Zwei Flaschen.«
»Gut, sehr gut.« Er seufzte leise. »Die letzten zwei Flaschen. So einen gibt es nie wieder. Aber ich dachte, heute wäre ein besonderer Anlass, meine Lieben, da wir ja nur mehr selten gemeinsam an einem Tisch sitzen.«
»Warum wird es diesen Wein nie wieder geben, Vater?«, fragte Prudence, als sie ins Speisezimmer gingen.
Lord Duncans Seufzer war schwermütig. »Für unser Budget ist er zu kostspielig. Als ich ihn einlagerte, bezahlte ich schon ein kleines Vermögen dafür. Gott allein weiß, was er jetzt kosten mag.«
Die Schwestern wechselten erstaunte Blicke, als sie sich setzten. »Vater, es liegt kein Grund vor, warum du dir etwas versagen solltest«, sagte Prudence. »Gewiss, wir müssen uns ein wenig einschränken, aber wenn Cobham in den Ruhestand tritt, fallen beispielsweise die Kosten für Pferde und Wagen weg. Außerdem fand sich schon ein Mieter für die Remise. Das bringt uns ein zusätzliches Einkommen, mehr als genug jedenfalls, um sich guten Wein leisten zu können.« Klugerweise ließ sie das steigende Einkommen unerwähnt, das sie mit The May fair Lady erzielten. Ihr Vater mochte an diese Geldquelle nicht erinnert werden.
»Da wäre noch etwas, das ich mit euch Mädchen besprechen möchte«, erklärte Lord Duncan und griff zum Suppenlöffel. »Du und Constance habt jetzt eure eigenen Häuser zu führen. Es besteht kein Grund, dass ihr euch auch noch um diesen Haushalt kümmert.«
»Aber wir haben es so lange getan, Vater. Ich glaube nicht, dass wir damit aufhören könnten«, sagte Constance.
»Abgesehen von allem anderen, tun wir es sehr gern«, setzte Prudence hinzu. »Es macht ja nicht viel Mühe.«
»Und wir machen es sehr gut«, sagte Chastity mit einschmeichelndem Lächeln. »Mutter brachte uns alles bei. Und du weißt, sie würde wollen, dass wir ihre Stelle einnehmen, zumindest bis ... wenn nicht...« Sie hielt inne.
»Wenn nicht... was?«, bohrte ihr Vater nach und musterte sie unter buschigen weißen Brauen hervor.
Chastity reagierte mit einem kleinen Schulterzucken. »Man weiß nie, was sich noch tut.«
»Oder wem du begegnen könntest«, ergänzte Constance.
Nun trat eine Minute Stille ein, während Lord Duncan die Bedeutung des Gesagten in sich aufnahm. Leichte Röte stieg ihm in die Wangen, dann schüttelte er heftig den Kopf. »Unsinn«, brummte er. »Völliger Unsinn. Ich weiß nicht, was euch einfällt ... euch allen.« Er griff nach seinem Weinglas. »Und jetzt wollen wir alles f ü r die Feiertage besprechen, obwohl ich wirklich nicht weiß, wie wir derart viele Leute bewirten sollen. Ich erwog schon, der Jagdgesellschaft schonend beizubringen, dass das Treffen nicht auf dem Gut stattfinden kann.«
»Aber die Weihnachtsjagd hat sich immer bei uns getroffen, Vater«, protestierte Constance. »Wir können diese Tradition nicht aufgeben.«
»Der Satteltrunk«, murmelte Lord Duncan. »Allein der kostet ganz schön viel.«
»Nein, Vater, stimmt nicht«, wandte Chastity lachend ein. »Fünfzig Gläschen Jagd-Sherry, das ist alles.«
»Wir werden es wie immer schaffen«, beruhigte Prudence ihn.
»Außerdem müssen nicht alle Weihnachtsvergnügungen extrem großartig sein«, hob Chastity hervor. »Es gibt eine Party für die Nachbarn, das Jagdtreffen am zweiten Feiertag, und ansonsten werden wir Spiele spielen - Scharaden, beispielsweise. Wie teuer kann das schon sein?«
»Drei Mahlzeiten täglich für ... wie viele Personen?«, überlegte Lord Duncan. »Frühstück, Lunch, Dinner, ganz zu schweigen vom Tee für ...« Er fing im Kopf zu zählen an.
»Zwölf«, verkündete er mit einem gewissen negativ triumphierenden Unterton. »Nicht zu vergessen das Personal. Dinner und Ball
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