Im Bann Der Herzen
unterdrückte den Gedanken, dass es für ihre Umgebung ebenso ermüdend sein musste. Die Gemeinde kniete zum Segen nieder, und er neigte pflichtgemäß den Kopf, während er angestrengt überlegte, wie er es anfangen sollte, sich von Laura loszueisen und den Heimweg zwanglos mit Chastity zurückzulegen.
Es hatte kein Gespräch mehr zwischen ihnen gegeben, und er konnte es kaum erwarten, die Rückkehr zur freundschaftlichen Beziehung unter Beweis zu stellen. Beim Dinner hatte er neben Laura an Lord Duncans Ende des Tisches gesessen. Chastity hatte in der Mitte gesessen, aber auf derselben Seite, so dass er nicht einmal versuchen konnte, ihren Blick während des Mahles festzuhalten. Nach Tisch war sie unzertrennlich von ihren Schwestern gewesen und hatte Kaffee angeboten und eingegossen, so dass ein Gespräch unmöglich gewesen war.
Er stand auf, als die Orgel den ersten Akkord des Liedes anstimmte, das den Auszug der Gemeinde begleiten sollte. Laura befand sich zwischen ihm und der Tür zum Kirchenstuhl, und sie brauchte eine Weile, um ihre Sachen einzusammeln, wobei sie suchend um sich blickte, als hätte sie etwas von Wert fallen gelassen. Zähneknirschend vor Ungeduld musste er warten und höflich lächeln, bis sie vor ihm den Mittelgang betrat. Chastity und ihre Schwestern samt Ehegatten waren bereits mit Lord Duncan und der Contessa an der Kirchentür, als er sich endlich in die sich langsam vorwärts drängende Menschenmenge im schmalen Mittelgang einreihen konnte.
Die Familie war an der Kirchentür stehen geblieben, um den Geistlichen zu begrüßen. Man stand noch im Vestibül zusammen, und die Leute drängten sich an ihnen vorüber, als Douglas und Laura sich endlich frei bewegen konnten.
»Eine ausgezeichnete Predigt, Hochwürden«, sagte er und bediente sich des für solche Gelegenheiten üblichen Kompliments.
Der Pfarrer strahlte. »Weihnachtspredigten sind einfach. Alle Jahre dasselbe, genau das, was alle erwarten.«
»Man möchte meinen, Sie würden die Chance nützen, um in diesem Falle die allgemeine Selbstzufriedenheit zu erschüttern«, sagte nun Laura mit humorlosem Lächeln. »Gehört es nicht zur Rolle des guten Hirten, die Erwartungen der Gemeinde herauszufordern?«
»Ich ... nun ... ja vielleicht, bei anderer Gelegenheit im Kirchenjahr«, erwiderte der geistliche Herr, sichtlich enttäuscht über diesen Misston im allgemeinen Wohlwollen.
»Ich denke, wir sehen uns den Rest des Jahres genug Herausforderungen gegenüber, Hochwürden«, mischte Chastity sich rasch ein. »Ein Tag von dreihundertfünfundsechzig darf gewiss ohne schlechtes Gewissen dem schieren Vergnügen gewidmet werden.«
»Ja ... ja ... ganz recht, Chastity«, stimmte der Geistliche erleichtert zu und strahlte wieder.
»Wir überlassen Sie jetzt den übrigen Gemeindemitgliedern, Dennis«, erklärte Lord Duncan und drückte dem Pfarrer die Hand. »Ich erwarte Sie beim Treffen vor der morgigen Jagd.«
»Ja, gern, Lord Duncan. Nicht um alles in der Welt möchte ich auf die Jagd verzichten. Und auf das Frühstück«, setzte der Pfarrer hinzu. »Es geht doch nichts über Tradition, finden Sie nicht auch?«
»Ja, mein Lieber«, stimmte Seine Lordschaft zu. »Kommt jetzt, Leute, kommt. Wir wollen den guten Mann seinen Schäfchen überlassen.« Er führte seine Gesellschaft den Pfad entlang und durch die Kirchhofpforte.
»Ein Vikar auf der Jagd«, bemerkte Douglas, der sich mit einem exakten Seitenschritt und einem kleinen Schnellschritt an Chastitys rechte Seite brachte. »Wie bei Trollope.«
»Ja«, sagte Chastity, die das kleine Pförtchen öffnete, das direkt auf das Gelände von Romsey Manor führte. »Und dem Rotwein ist er ebenfalls nicht abgeneigt. Aber Dennis ist kein Erzdiakon Grantley.« Sie wandte sich an Constance. »Hat Grantley an Jagden teilgenommen, Con? Kannst du dich erinnern?«
»Nein«, sagte ihre Schwester. »Prue, weißt du es noch?«
Es entspann sich eine lebhafte Debatte der drei Schwestern, welche der vielen Personen bei Trollope die Vorliebe des Autors für die Jagd widerspiegelten, und Douglas lauschte interessiert auf dem kurzen und frostigen Heimweg. Die Kenntnisse der Schwestern vom Werk des Autors waren beträchtlich und zu Douglas' Belustigung und Erleichterung zu fundiert, um Einwürfe von Seiten Signorina della Lucas zuzulassen, die ihren Mund ständig aufklappte, um ihn dann - klugerweise, wie er vermutete - wieder zu schließen.
In der großen Halle wurden sie von Brandypunsch und
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