Im Bann Der Herzen
versuchen, den Kuss zu erwidern. »Hoffentlich werden die Kirchenglocken Sie nicht zu zeitig wecken.«
»Ach, ich erwache immer sehr früh«, sagte er und ließ ihre Hand los. Er drehte sich um und wechselte einen Händedruck mit Lord Duncan, ehe er die Treppe hinaufging. Chastity sah ihm mit erleichtertem Aufatmen nach. Der Weihnachtsabend war geschafft, und die nächsten zwei Tage waren so randvoll mit Aktivitäten, dass für lustvolle Sehnsüchte keine Zeit bleiben würde.
Aber er war so unglaublich attraktiv, so unaussprechlich begehrenswert. Ach, am liebsten hätte sie sich geohrfeigt.
»Meine Herren, leisten Sie mir bei einem Schlummertrunk in der Bibliothek Gesellschaft?«, fragte Lord Duncan seine Schwiegersöhne. »Punsch ist nicht mein Fall ... viel zu süß.«
Die unauffälligen auffordernden Bewegungen, die Prudence und Constance mit den Fingerspitzen ausführten, verrieten ihren Männern, dass es Familienpflicht war, sich mit ihrem Schwiegervater zu einem Kognak zusammenzusetzen.
»Natürlich, Lord Duncan«, sagte Max. »Punsch ist tatsächlich nicht jedermanns Sache.«
»Die Damen trinken ihn halt gern«, sagte Seine Lordschaft mit jovialem Lächeln.
»Vater, nicht alle Frauen haben eine Vorliebe für Süßes«, protestierte Constance.
Ihr Vater blickte sie an. »Constance, du bist die Ausnahme von der Regel.«
»Ich hingegen nicht«, sagte Chastity vergnügt. »Ich gehe jetzt zu Bett. Gute Nacht allseits.«
Max hob die Hand, um sie aufzuhalten. »Ehe du gehst, Chastity ... Gideon und ich möchten euch drei morgen sprechen - vor dem Frühstück, wenn möglich.«
»Ach, Überraschungen«, rief Constance aus. »Haben sie mit eurem wochenlangen Geflüster zu tun?«
»Das könnte sein«, sagte ihr Mann geheimnisvoll. Die Wirkung verpuffte irgendwie, als er seinem Schwager zublinzelte. »Wäre acht Uhr in Ordnung?«
Prudence rümpfte die Nase. »Gideon, ich wünschte, deine Vorliebe für frühes Aufstehen wäre nicht so ausgeprägt. Jetzt ist es schon ein Uhr morgens.«
»Sarah wird schon auf sein«, rief er ihr in Erinnerung.
»Ja, ich weiß. Morgen ist alles anders. Wir waren als Kinder am Weihnachtstag regelmäßig schon im Morgengrauen auf den Beinen. Ich meinte das im Allgemeinen. Wir haben für Sarah einen Strumpf, der am Fußende des Bettes befestigt werden muss, damit sie beim Erwachen gleich etwas zum Auspacken hat. Soll ich ihn anbringen, oder willst du es tun?«
»Das ist eine Tradition der Duncans und nicht der Malverns«, sagte Gideon und zog sie kurz an sich. »Das übernimmst du.«
Sie sah lächelnd zu ihm auf. »Ich dachte mir ja, dass du nichts dagegen hättest, aber manche Leute sind komisch, was Familientradition anbelangt.«
»Nicht, wenn es sich um die Traditionen der Duncans handelt«, sagte Max. »Und was enthalten diese Strümpfe?«
»Abwarten«, sagte Constance. »Du weißt nicht, was du am Fußende deines Bettes vorfinden wirst.«
Chastity kam sich plötzlich einsam vor. Dieses leichte liebevolle Geplänkel, die gemeinsame Familientradition ... Sie wollte auch Teil davon sein. »Gute Nacht«, sagte sie munter. »Wir sehen uns also am Morgen.«
»Warte, Chas.« Prudence löste sich aus Gideons Arm und ging rasch auf ihre Schwester zu. »Wir gehen gemeinsam hinauf. Die Männer trinken zusammen noch etwas, aber ich bin nicht schläfrig ... du, Con?«
»Gar nicht«, sagte Constance. »Wir müssen einiges besprechen ... die Pläne für morgen und dergleichen«, setzte sie vage hinzu und hakte sich bei ihrer kleinen Schwester unter.
Chastity erhob keine Einwände. Sie wusste, dass sie ahnten, wie ihr zumute war. »Wenn wir morgen alberne Spiele veranstalten wollen, sollten wir sie ein wenig organisieren«, sagte sie. »Andernfalls wird es chaotisch.«
»Chaos gibt es sowieso«, sagte Prudence unbekümmert, als sie die Treppe hinaufgingen. »Nach dem Lunch wird keiner mehr so klar im Kopf sein, dass er eine Spielkarte erkennt.«
»Es sei denn, wir halten Vater vom Bridgetisch fern«, sagte Constance, als sie Chastitys Zimmer betraten. »Wenn ich nicht alle Sinne beisammen habe, bin ich nicht imstande, mit Max unser übliches tollkühnes Bridge zu spielen.«
»Was glaubt ihr, was diese Überraschung sein soll?«, fragte Chastity und ließ sich aufs Bett fallen.
»Keine Ahnung«, sagte Prudence mit einem Schulterzucken. »Seit Wochen schon tuscheln sie miteinander. Es muss sich um etwas handeln, das für uns alle drei ist.«
»Wie spannend.« Constance ließ sich
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