Im Bann der Leidenschaft
kämpfte sie mit den Tränen.
Alex sah ihre bebenden Lippen und nahm sie in die Arme. »Weine nur, dushka. Dann wirst du dich besser fühlen.« Als er das unglückliche Mädchen an seine Brust drückte, erwachten seltsame Beschützerinstinkte. Vielleicht sollte er sich anständig verhalten und Zena zu ihrem Großvater in die Berge schicken. Während der letzten Jahre hatte sie so viel gelitten. Aber ihre reizvolle Nähe verscheuchte die moralischen Anwandlungen. Zum Teufel, er war kein väterlicher Beschützer!
Die tröstlichen Worte des Prinzen und seine starken Arme befreiten sie von ihren Hemmungen, und sie ließ ihre Tränen fließen, die sein Jackett benetzten. Nach einigen Minuten verstummte ihr Schluchzen.
Sie richtete sich auf, nahm sein Taschentuch entgegen und wischte ihre Wangen ab.
»Geht’s dir jetzt besser?« fragte er. »In meiner Kindheit habe ich ungeniert geweint, wenn mir danach zumute war, und das hat mir immer geholfen.«
Dankbar lächelte sie ihn an. »Du bist so lieb und gut«, wisperte sie.
»Mein Täubchen, ich glaube, du brauchst jemanden, der für dich sorgt.« Erschrocken runzelte sie die Stirn. »Reg dich nicht auf«, bat er, »das war nur so ein Gedanke. Ich habe mir überlegt, welch große Verantwortung du in den letzten Jahren tragen mußtest.«
»Ja, das stimmt … Jetzt fühle ich mich wirklich erleichtert, nachdem ich mich mal so richtig ausgeweint habe. Verzeih mir. Normalerweise neige ich nicht zu emotionalen Ausbrüchen. Kümmere dich nicht um meine Probleme – ich bin es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen, und ich werde mich schon zurechtfinden. Sobald Bobby ganz gesund ist, treten wir die Reise in die Berge an, zu unserem Großvater.« Erst jetzt merkte sie, daß Alex sie noch immer in den Armen hielt, und rückte verlegen von ihm. Taktvoll ließ er sie los.
In gewisser Weise ist sie immer noch ein Kind, überlegte er, und sie betrachtet die Welt mit einer Naivität, die darauf hinweist, wie behütet sie aufwuchs. Andererseits wurde sie schon in jungen Jahren gezwungen, schwierige Pflichten zu erfüllen, ein Baby und einen verzweifelten Vater zu betreuen. Vielleicht bildest du dir ein, du würdest zurechtkommen, meine Süße, dachte Alex. Aber unglücklicherweise gibt es zahlreiche Schurken, die nur darauf warten, eine so bezaubernde Unschuld auszunutzen … In seiner Obhut würde sie ein angenehmeres Schicksal erleben. Ihre Verletzlichkeit vermochte sogar seine zynische Seele zu rühren. Besser ich als irgendein anderer, sagte er sich. »Natürlich, meine Liebe, was immer du willst«, stimmte er zu und freute auf seine Beschützerrolle. Behutsam würde er sie ins Reich der Liebe einführen und allen ihren Launen nachgeben. Ihre mädchenhafte Tugend und Unerfahrenheit würden eine erfrischende Abwechslung in seinen dekadenten Lebenswandel bringen. »Womit hat dich deine Kinderfrau gefüttert, wenn du traurig warst? Was mochtest du am liebsten? Heiße Schokolade und Toast? Reispudding mit Zimt? Erdbeertorte mit Sahne? Du brauchst deine Wünsche nur zu äußern, und Valentina wird alles für dich zubereiten. Wenn man in melancholische Stimmung gerät, sollte man sich nicht allzu tief darin vergraben. Wahrscheinlich möchte Bobby wieder einmal schwarzen Kuchen essen. Nach der Mahlzeit bringst du ihn in die Sauna, und sein Zustand wird sich bis morgen früh erheblich bessern. Gleich sind wir daheim.«
Er legte wieder einen Arm um Zenas Schultern, und sie wehrte sich nicht. Triumphierend atmete er auf. »Ist dir warm genug?«
»O ja«, seufzte sie zufrieden. »Heiße Blaubeertörtchen – mit viel Butter …«
»Und dazu Schokoladekuchen – ein Abendessen, das für jeden Gourmet ein Alptraum wäre …« Fröhlich stimmte sie in sein Gelächter ein und vergaß ihren Kummer. »Glücklicherweise sind meine Köchin und mein patissier sehr gutmütig. Beeil dich, Ivan! Wir sind hungrig!«
Entspannt genoß sie die zärtliche Umarmung und dachte: Er ist wie ein Freund, eine Mutter, ein Vater – und ein Liebhaber, alles auf einmal. Wie soll ich seinem Charme widerstehen?
Gleichzeitig überlegte Alex: Ich muß einfach nur ein Freund, eine Mutter, ein Vater und ein sanfter Liebhaber sein. Zuversichtlich vertraute er seiner Anziehungskraft. Noch in dieser Nacht würde Zena ihm gehören.
Um sein Ziel zu erreichen, würde er keine Mühe scheuen. Der Preis war verlockend nahe. Ein erotisches Abenteuer in der Sauna zählte zu seinen bevorzugten Liebesfreuden.
9
Nach der
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