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Im Bann der Leidenschaft

Im Bann der Leidenschaft

Titel: Im Bann der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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einfach. Sie würde sich Liebhaber nehmen, das gleiche zügellose Leben führen wie ihr Mann und ihn gleichmütig begrüßen, falls sie einander zufällig begegneten. Allerdings – in seiner besitzergreifenden Art würde er so etwas niemals gestatten. Nun, das spielte keine Rolle. Für andere Männer interessierte sie sich ohnehin nicht – nur für Sasha. Es war eben ihr Pech, daß ihm ihr ganzes Herz gehörte. Sonst würde sie die Kälte in ihrer Ehe verkraften. Und da sie ihn so leidenschaftlich liebte, mußte sie gehen.
    Am nächsten Tag erklärte sie Ivan, sie würde mit Bobby ihren Großvater besuchen. Die Dienstboten tuschelten bereits, denn kurz nach Alex’ nächtlicher Ankunft war seine donnernde Stimme durch das ganze Haus gedrungen. Um fünf Uhr morgens hatte dann ein Reitknecht das Pferd des Prinzen satteln müssen, der nach Moskau zurückgekehrt war.
    Ivan stellte keine Fragen und ließ die benötigten Sachen packen. Bald danach fuhren Zena und ihr Bruder in einer Kutsche nach Moskau. Diesmal verließ sie Sasha für immer. Nie wieder würde sie an seiner Seite erwachen, nie mehr mit ihm über ländliche Wiesen wandern. In ihren Schläfen pochte es schmerzhaft. Wie sollte sie ein Leben ohne ihn ertragen? O Sasha, warum kannst du mich nicht so lieben wie ich dich, klagte sie stumm. Ich will mich nicht von dir trennen …
    In ihrer Qual vergaß sie ihren Stolz. Sie würde einen Brief in seinen Club schicken, ihre Liebe beteuern und geloben, in Zukunft für ein angenehmeres Eheleben zu sorgen. Dieser Entschluß erfüllte sie mit neuem Optimismus. Möglicherweise würde sie schon morgen nach Podolsk zurückkehren, in Sashas Arme.
    Sie stieg mit Bobby im Hotel d’Angleterre ab. Wenig später saß sie am Schreibtisch in einer sonnenhellen Suite, und die Feder flog über das Papier. Der Brief war eine einzige Liebeserklärung und drückte die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft aus. Ehe sie der Mut verließ, übergab sie das Kuvert einem Boten.
    Vielleicht würde Sasha sofort antworten. Noch in dieser Stunde. Erwartungsvoll spürte sie, wie ihr Puls schneller schlug. O ja, Sasha würde seinen Fehler einsehen. Bitte, Zena, fahr mit mir nach Hause, würde er schreiben. Oder doch nicht? Einerseits sehnte sie die Antwort herbei, die ihr Schicksal entscheiden würde, andererseits fürchtete sie sich davor.
    Am späten Nachmittag, als die Schatten im Zimmer immer länger wurden, verflog Zenas Zuversicht. Halbherzig tröstete sie ihren kleinen Bruder, der keine Lust hatte, noch länger in diesen vier Wänden auszuharren. »Wir gehen morgen aus, Bobby. Bald wird es dunkel.«
    Sie aßen in der Suite zu Abend und gingen früh ins Bett. Rastlos warf sich Zena umher, fand keinen Schlaf und überlegte, warum Alex den Brief ignoriert hatte. Dafür fielen ihr tausend Gründe ein, die sein Verhalten entschuldigten. Er war wieder nach Podolsk geritten, und der Brief würde ihn erst morgen erreichen. Oder er besuchte mit Yuri eine Party und war noch nicht in den Club zurückgekehrt. Und so weiter … Daß er den Brief gelesen hatte und einfach ignorierte, wagte sie sich nicht vorzustellen.
    Einen Tag wollte sie noch abwarten. Wenn er sich bis zum nächsten Abend nicht meldete, würde sie mit Bobby die Reise in den Kaukasus antreten. Beim Gedanken an die Zukunft zitterte sie am ganzen Körper.
    Der Brief war unverzüglich in den Club gelangt. Als der Bote den Portier nach Prinz Alexanders Zimmer fragte, schlenderte Baron Peotr Matsenov in die Eingangshalle, soeben von einem Ausritt zurückgekehrt. »Meinen Sie Prinz Kuzan, den Bogenschützen? Ich gehe ohnehin zu ihm. Geben Sie mir den Brief, dann ersparen Sie sich den Weg nach oben.«
    Einige Minuten später klopfte der Baron an Alex’ Tür. Aufgedreht von der Abschiedsparty des frischgebackenen Gouverneurs, war er bei Alex’ Ankunft im Club noch wach gewesen, und sie hatten vereinbart, am nächsten Tag das Gestüt des Prinzen in Serpukhov zu besuchen. An die Einzelheiten des Plans erinnerte sich Matsenov nicht. Deshalb wollte er sich danach erkundigen. Im Zimmer rührte sich nichts. Der Baron nahm an, der Bogenschütze würde schlafen oder sich mit einer Zigeunerin vergnügen. Wie auch immer, die Fragen konnten warten. Abends wollten sie sich alle im Yar’s zum Dinner treffen, und dort würde er genug Zeit finden, um den Ausflug mit Sasha zu besprechen. Er beschloß, ihm den Brief erst dann auszuhändigen, und steckte ihn in die Tasche seines Jacketts. Wenn er ihn jetzt

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