Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Leidenschaft

Im Bann der Leidenschaft

Titel: Im Bann der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
Vom Netzwerk:
vom Wohnsitz eines Arztes entfernt lag.
    Zudem fürchtete sie die autoritäre Haltung ihres Großvaters. Womöglich würde er sie zu einer Scheidung von Sasha zwingen und veranlassen, einen seiner Krieger zu heiraten. Blicklos starrte sie durch das Fenster des Zugabteils auf die sommerliche Landschaft. Nicht einmal der Gedanke an sein Kind hatte Alex bewogen, ihren Brief zu beantworten. Wie konnte er nur so grausam sein? Plötzlich ging ihr Kummer in heißen Zorn über, und sie wünschte, sie könnte ihm genauso weh tun wie er ihr. Sie war nur eine nette Abwechslung in seinem ausschweifenden Leben gewesen. Jetzt amüsierte sie ihn nicht mehr, und er ließ sie bedenkenlos gehen, mitsamt seinem ungeborenen Kind.
    Mühsam kämpfte sie mit neuen Tränen. Aber dann riß sie sich zusammen. Das Baby und Bobby würden ihr helfen, ihren Kummer zu überwinden. Wenigstens konnten sie ein komfortables Leben führen, zumindest für einige Zeit. Sie hatte alle ihre Juwelen mitgenommen, Sashas kostbare Geschenke. Wenn sie ihren Schmuck in Nizza verkaufte, würde sie sicher eine beträchtliche Summe erhalten.

6
    Alex kam zu Mittag in der Datscha an und betrat den kleinen Salon an der Westseite, weil er vermutete, Zena und Bobby würden gerade dort essen. Als er die beiden nicht antraf, schaute er sich nach einem Diener um, den er fragen konnte, wo sie zu finden seien. Zu seiner Verblüffung ließ sich niemand blicken. Das beunruhigte ihn. Erst jetzt erinnerte er sich wieder an die seltsame Nervosität des Reitknechts, dem er das Pferd übergeben hatte.
    »Wo zum Teufel stecken denn alle?« rief er ungeduldig.
    Es dauerte eine Weile, bis Ivan erschien.
    »Also, wo sind die Dienstboten?« stieß Alex hervor.
    »Sie gehen Ihnen aus dem Weg, Sasha.«
    »Warum?« Erschrocken runzelte Alex die Stirn. »Ist mit Zena alles in Ordnung?« Womöglich hatten sich irgendwelche Beschwerden eingestellt, die mit der Schwangerschaft zusammenhingen.
    »Keine Ahnung.«
    »Was?«
    »Vor zwei Tagen ist sie mit Bobby abgereist. Sie erklärte mir, sie würden ihren Großvater besuchen, und Vladimir fuhr sie zum Hotel d’Angleterre.«
    »Dieses unverschämte Biest!« schrie der Prinz. Dann merkte er, daß sein Verwalter nach wie vor neben ihm stand, und bezwang seinen Zorn. »Danke, Ivan. Sag den Dienern, sie können aus ihren Verstecken hervorkriechen. Ich werde niemandem den Kopf abreißen. Und laß eine Flasche Cognac in mein Zimmer bringen.«
    Sorgfältig suchte er seine ganze Suite nach einem Brief von Zena ab, fand aber keinen. Wenigstens ein paar Zeilen hätte sie ihm höflichkeitshalber schreiben können …
    Nun, er sollte froh sein, daß er sie losgeworden war. Dieser barbarische alte Tartar und seine rebellische Enkelin paßten großartig zusammen.
    Wenn sie so kindisch ist, nach jedem Streit davonzulaufen – meinetwegen, dachte Alex. Sie weiß, wo ich bin. Wenn sie will, kann sie jederzeit zurückkommen.
    Leise klopfte es an der Tür, und der Cognac wurde serviert.
    Am Abend schlug das dunkelhaarige Stubenmädchen das Bett des Prinzen auf und warf ihm wieder einmal kokette Blicke zu. Diesmal nicht vergeblich. Als er sich in seinem bequemen Sessel vor dem Kamin räkelte, musterte er die junge Frau mit halb geschlossenen Augen. »Du bist neu hier, nicht wahr?« Lässig winkte er sie zu sich. »Wie heißt du?«
    »Sophia, Exzellenz«, erwiderte sie und knickste anmutig.
    »Sophia …«, wiederholte er in sanftem Ton. »Warum ziehst du dich nicht aus?«
    Unglücklicherweise durfte die arme Sophia nur in einer einzigen Nacht ihre treue Ergebenheit beweisen, denn ihr Herr fuhr am nächsten Morgen nach Petersburg.

7
    Es widerstrebte ihm, Trübsal zu blasen. Deshalb reiste er nach Petersburg. In Moskau amüsierte er sich nur, während er das Landleben in Podolsk genoß. Aber wenn er gewissen Ausschweifungen frönen wollte, bot diese Stadt nur unzulängliche Möglichkeiten.
    Am frühen Abend betrat er den eleganten, mit chinesischer Seide tapezierten Salon im rosa Marmorpalast an der Newa. Lächelnd sank er in seinen Sessel und beobachtete die Verblüffung seiner Familie. »Ist der verlorene Sohn nicht mehr willkommen?«
    Alisa, seine Mutter, erholte sich als erste von der Überraschung, eilte zu ihm und umarmte ihn. Zufrieden atmete er das Aroma ihres Parfüms ein. Dieser zarte Lilienduft gab ihm immer wieder ein Gefühl der Sicherheit.
    »Lieber Sasha, wir freuen uns so!«
    »Danke, maman.« Als er zu ihr aufschaute, las sie bestürzt die

Weitere Kostenlose Bücher