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Im Bann der Leidenschaft

Im Bann der Leidenschaft

Titel: Im Bann der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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unter der Tür hindurchschob, würde er womöglich ein Schäferstündchen stören.
    In diesem Augenblick nahm ein grausames Schicksal seinen Lauf. Auf dem Weg zu seinem Zimmer begegnete er einem Vetter, der ihm eine traurige und zugleich erfreuliche Neuigkeit mitteilte. Vor kurzem hatte der alte Baron Matsenov, seit Jahren mit seinem Sohn verfeindet, in den Armen eines Mönchs das Zeitliche gesegnet. Diesem Klosterbruder lastete Peotr die Feindseligkeit des Vaters an. Die traurige Nachricht betraf den Todesfall, die erfreuliche lautete, daß der junge Matsenov trotz aller väterlichen Drohungen nicht enterbt worden war.
    Während des letzten Jahres hatten die Mönche vom Orden der Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius den schwerkranken alten Baron ständig gedrängt, sein Testament zu ändern und betont, sein leichtfertiger Sohn würde das Vermögen nur verprassen. In den Augen des Allmächtigen wäre dies eine himmelschreiende Sünde. Da Peotr von diesen Machenschaften wußte, hatte er befürchtet, in bittere Armut zu geraten. Nun seufzte er erleichtert.
    »Vielleicht hat mich der alte Bastard doch ein bißchen gemocht, trotz seines religiösen Fanatismus«, sagte er zu seinem Vetter. »Bereiten wir ein würdevolles Begräbnis vor und jagen wir die geistlichen Parasiten zum Teufel, die seit zehn Jahren von seinem Geld leben.«
    »Wenn wir uns beeilen, erreichen wir den Vier-Uhr-Zug nach Nischnij-Nowgorod.«
    »Kann ich mich vorher noch umziehen? Ein Reitjackett und eine Wildlederhose sind wohl kaum die passende Reisekleidung.«
    »Dafür haben wir keine Zeit, Piotr. Großer Gott, jetzt bist du steinreich. Also kannst du dir eine gewisse Exzentrik leisten.«
    Und so reiste Zenas Brief in der Brusttasche von Baron Matsenovs Reitjackett nach Perm. Da der Nachlaß des verstorbenen Barons wegen der jahrelangen priesterlichen Intrigen schwierig zu regeln war, mußte Peotr seinen Aufenthalt nach dem Begräbnis um mehrere Monate verlängern. Das elegante Reitjackett hing unbenutzt im Schrank.
    Alex verschlief den ganzen Tag, erwachte um sieben Uhr abends und kleidete sich für das Dinner im Yar’s an.
    Vergeblich versuchte er, die Erinnerung an den Streit mit Zena zu verdrängen. Er hoffte, das Treffen mit seinen Freunden würde ihn ablenken. Am nächsten Tag wollte er nach Podolks zurückkehren. Die ständigen Querelen strapazierten seine Nerven, wenn er sich auch eingestand, daß er nicht ganz unschuldig daran war. Aber so sehr er sich auch bemühte, er konnte sich einfach nicht mit seiner Ehe abfinden. Für diese Fessel fühlte er sich viel zu jung. Am nächsten Tag wollte er mit Zena reden. Vielleicht würden sie zu einer gütlichen Einigung gelangen und die Schwierigkeiten überwinden. Er brauchte eine gewisse Freiheit. Dauernd daheim zu bleiben – das entsprach nicht seinem Stil. Nach der Niederkunft würde er sie zu einem längeren Erholungsurlaub in einem deutschen Kurort überreden und diese Zeit nutzen, um sich gründlich auszutoben. Vielleicht würde er das häusliche Leben dann wieder etwas leichter ertragen.
    Falls er an diesem Abend eine hübsche Zigeunerin kennenlernte, würde er sie nicht mehr abweisen.
    Während sich seine Frau in den Schlaf weinte, genoß er einen vergnüglichen Abend. Das Essen im Restaurant schmeckte ausgezeichnet. Im Weinkeller fanden sich erlesene Tropfen, und Yuri hatte sogar die hübsche Zigeunerin vom vergangenen Abend aufgetrieben. Nun saß sie hingerissen lächelnd auf Alex’ Schoß.
    Die Nacht verbrachte er in einer Zigeunersiedlung. Als er die schmale schmutzige Straße verließ, ging bereits die Sonne auf. Jetzt war er zu müde für eine ernsthafte Diskussion, und er verschob die Heimreise auf den nächsten Morgen.
    An einem sonnigen Sommervormittag ritt er zur Datscha.
    Zur gleichen Zeit stiegen eine verweinte junge Frau und ein Kind in den Zug nach Warschau. Da ihr nichts anderes übrigblieb, mußte sie sich so weit wie möglich von dem Mann entfernen, der ihr Herz gebrochen hatte.
    Sie wollte die nächsten Monate in Nizza verbringen. Dort würde im Oktober, zum Zeitpunkt ihrer Niederkunft, immer noch ein angenehmes Klima herrschen.
    Außerdem würde sie in der schönen Stadt am Mittelmeer eine große russische Kolonie antreffen und sich nicht allzu einsam fühlen.
    In der letzten Nacht hatte sie sich gegen eine Reise zu ihrem Großvater entschieden. Falls bei der Geburt irgendwelche Probleme auftauchten, wollte sie nicht in einem Dorf leben, das einen Sieben-Tage-Ritt

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