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Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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Außerdem treibt mir allein sein Anblick das Blut in die Wangen. Garantiert bin ich rot wie eine Tomate.
    Jerôme zeigt mit dem Finger auf eine Kamera an der Decke. Um seine Mundwinkel zuckt es beinahe unmerklich. Er ist mal wieder amüsiert. Hätte ich mir auch denken können, dass es hier vor Überwachungskameras nur so wimmelt. „Außerdem arbeite ich hier.“
    „Rund um die Uhr?“ Ist doch wahr! Dass er ausgerechnet zu der Zeit, wo ich in der Lobby herumstehe, vor seinen Überwachungsmonitoren sitzt, halte ich für einen unglaublichen Zufall. Das kann nur bedeuten, dass Jerôme Chabrol mir entweder auf Schritt und Tritt folgt, oder dass er ein Arbeitstier ist.
    „Hin und wieder lege ich eine Mittagspause ein.“ Ein unverschämtes Grinsen huscht über sein Gesicht, das aber sofort wieder dem freundlich-distanzierten Gesichtsausdruck weicht. „Was verschafft mir die Ehre?“ Er sieht mich fragend an. Seine Körperhaltung drückt aus, dass er jeden Augenblick weitergeht.
    „Meine Eltern und meine Verwandten übernachten hier, die Hochzeitsgäste. Wie Sie wissen, heirate ich morgen. Der Hochzeitsservice hat anscheinend dein, äh, Ihr Hotel ausgewählt.“
    Er sieht zu dem Menschenauflauf in der Lobby hinüber.
    Ich nicke.
    „Hat mich außerordentlich gefreut, dich hier zu sehen“, sagt er zu mir und wendet sich zum Gehen. Bevor er verschwindet, sagt er noch: „Für dich liegt etwas bei deinem Concierge.“ Er raunt es mir direkt ins Ohr.
    Schon wieder eine Nachricht?
    „Wer war denn dieser Riese?“ Meine Mutter schiebt mich zum Aufzug. „Komm mit auf unser Zimmer. Ich möchte nicht allein sein mit deinem Vater, wenn er das Zimmer sieht. Es ist bestimmt wunderschön. Herb, komm schon!“
    Mein Vater starrt abwechselnd zu Jerôme, der irgendwas mit einer der sieben Blondinen hinter der Rezeption bespricht, und zu mir.
    „Ein entfernter Bekannter.“ Ich bemühe mich darum, möglichst gleichgültig zu klingen und steige in den rundum verspiegelten Aufzug.
    Der Liftboy drückt auf 4. Mir fällt auf, dass er besser gekleidet ist als meine Eltern und ich. Die Aufzugtür fährt vollkommen geräuschlos zu. Das wundert mich nun doch, denn das ist die erste nicht quietschende Fahrstuhltür, die mir in Frankreich begegnet. In dem Moment piept es in der königsblauen Jacke des Liftboys und er zieht ein Walky Talky aus der Innentasche.
    „Oui, Monsieur le Directeur … naturellement, Monsieur le Directeur.“
    Das Sprechgerät verschwindet wieder in der Jacke und der Liftboy drückt ein paar Tasten auf dem Tastenbrett des Aufzugs. Mir schwant Fürchterliches. Wir fahren jetzt nicht mehr in den vierten Stock, sondern in den obersten. Auf der siebten Etage geleitet uns der Liftboy aus dem Aufzug. Eine junge Blondine mit Bananenfrisur und in königsblauem Kostüm erwartet uns bereits.
    „Herzlich Willkommen, Mesdames und Monsieur Salinger“, begrüßt sie uns mit einem strahlenden Lächeln. In diesem Hotel ist nichts zu bemerken von der Muffeligkeit französischer Dienstleistungsfachkräfte. Ganz im Gegenteil. Auch die Blonde, die uns zum Zimmer meiner Eltern führt, könnte locker in einem amerikanischen Hotel anfangen.
    „Ihr Zimmer“, verkündet sie mit einem weiteren strahlenden Lächeln. Sie hält eine kleine Karte an das Gerät neben der breiten Lacktür mit der Nummer 704. Die Tür springt auf. Wieder vollkommen geräuschlos. „Ihre Karten liegen auf dem kleinen Tischchen vor dem großen Fenster.“
    „Das kann nicht sein“, entfährt es mir, als ich das Zimmer meiner Eltern betrete. Es besteht aus zwei riesigen Räumen, die durch einen Bogen voneinander getrennt sind, und einem Wannenbad. In einem der Räume steht ein absolut überdimensioniertes Box-Spring-Bett. Bestimmt hat es eine durchgehende Matratze. Aber die entzieht sich meinem Blick, denn das Bett ist bedeckt mit einer seidig schimmernden, himmelblauen Tagesdecke und unzähligen Kissen.
    „Den Sekt bringt gleich der Page. Entschuldigen Sie bitte die Unannehmlichkeit.“
    Entgeistert starre ich die Blondine an. Meinen Eltern hat es komplett die Sprache verschlagen.
    „Ich wollte mich nicht beschweren, weil der Sekt fehlt“, stammele ich. „Ich meine, das Zimmer …“
    „Die Suite Rose Bleue. Leider war die Rose Rouge nicht mehr frei.“ Sie zieht entschuldigend die Schultern hoch.
    „Verzeihung, Madame.“ Ich atme tief durch. Ich will nicht, dass Philippe dermaßen viel Geld für die Unterbringung meiner Eltern ausgibt. Das ist maßlos

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