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Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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zu spät. Das hier ist die Strafe für meine Missetaten und ich muss da durch. Ob ich will oder nicht. Ganz so wie Jerôme es gesagt hat.
    Jerômes Glutaugen erscheinen im Rückspiegel und mir wird gleich heiß. Schnell sehe ich nach unten. Oh. Mann. Jerôme, mein Liebhaber, beziehungsweise Ex-Liebhaber, ist der Trauzeuge meines Mannes. Das darf alles nicht wahr sein!
    „Brauchst du ein Taschentuch?“
    „Ganz bestimmt nicht“, blaffe ich Jerôme an, ohne aufzusehen.
    „Also ehrlich, Annie, Nervosität hin oder her, aber jetzt reiß dich mal zusammen! Ich verstehe sowieso nicht, warum du Philippes Trauzeugen so unfreundlich behandelst.“
    Oh, Daddy, wenn du wüsstest …
    Als Jerôme im Bürgermeisteramt in der Rue Grenelle hält, eilen uns zwei Helfer vom Hochzeitsservice entgegen. Sie haben vor dem imposanten Sandsteingebäude des Mairie auf uns gewartet.
    „Um Himmels Willen!“, entfährt es dem kleineren der beiden, als er mich in der Position einer auf der Lauer liegenden Katze auf dem Rücksitz entdeckt. Er reißt die Tür auf, greift mir geschickt von hinten um die knochenharte Taille und zieht mich vorsichtig aus dem Wagen.
    Trotz der peinlichen Situation bin ich froh, dass es nicht Jerôme ist, der diesen Part übernimmt. Ich hätte ihm wirklich ungern mein Hinterteil entgegengestreckt.
    Mit Hilfe seines Kollegen richtet der kleine Helfer mich überraschend mühelos auf, zupft das Kleid, in dem ich wie ein gigantisches Baiser aussehe, in Form, richtet meine Frisur und streicht den Schleier glatt.
    „Perfekt, nur Wimperntusche ist verschmiert“, stellt er fest. Im gleichen Moment zieht er ein weiches Tüchlein aus seiner Jackentasche und tupft mir damit fast schon zärtlich die Farbe von der Haut unter den Augen ab. Dann reicht er mir einen Taschenspiegel.
    Ich sehe nicht gut aus, aber mein Gesicht ist sauber.
    „Lächeln Sie“, befiehlt er.
    Kein Problem. Mühelos ziehe ich die Mundwinkel nach oben. Das kenne ich bereits, habe es in den vergangenen Tagen, in Gegenwart meiner Freundinnen, zur Genüge geprobt. Stolz bin ich darauf allerdings nicht.
    Der Kleine nickt zufrieden. „Die Gäste hatten bereits den Sekt und die Lachs- Canapées und warten nun im Saal auf die Braut“, informiert er mich über den Stand der Dinge. „Folgen Sie meinem Kollegen.“ Dann bringt er den Bentley zum Parkplatz, sein großer Kollege zeigt uns den Weg.
    Mein Vater drückt mir den wirklich reizenden Brautstrauß in die Hand und hakt sich bei mir unter. Vor lauter Nervosität bricht ihm der Schweiß aus. Ganz anders Jerôme, der meinen anderen Arm ergreift.
    „Lass mich los“, fauche ich ihn an, während sich die Härchen auf meinem Arm unter dem Druck seiner Hand aufrichten.
    „Ich kann es nicht verantworten, dass du zusammenbrichst“, sagt er ganz ruhig. Seine große Hand fühlt sich kühl und trocken an. Ihm scheint diese ganze Farce hier überhaupt nichts auszumachen, was allerdings tief blicken lässt.
    Um meinen Vater nicht aufzuscheuchen, lasse ich es zu, dass die Männer mich gemeinsam in das Gebäude ziehen.
    Wir laufen zügig über den schwarz-weiß gekachelten Boden der im Stil eines kleinen Schlosses ausgestatteten Eingangshalle des Bürgermeistergebäudes, vorbei an einer kleinen, unbesetzten Rezeption, leeren, roten Wartesesseln und gedrechselten Türpfosten.
    Ein Raunen geht durch die Menge, als wir den Trausaal betreten. Sofort bricht ein fürchterliches Blitzlichtgewitter über uns herein und Jerôme lässt mich endlich los.
    „Lächeln“, raunt er mir noch schnell zu, bevor er hinter mir und meinem Vater abtaucht. Ich bin froh, dass er nicht auch noch gemeinsam mit mir und Dad auf meinen Hochzeitsfotos auftauchen will.
    „In diesem Amt ist es ja schöner als in unserem Gotteshaus“, murmelt mein Vater mit zusammengekniffenen Augen. Damit hat er mehr als recht. Das Gebäude des Mairie ist keine simple Stadtverwaltung, sondern ein historisches Monument.
    Rechts und links des Ganges sitzen meine und Philippes Gäste. Lächelnd ziehe ich an ihnen vorüber, ohne auch nur einen von ihnen zu erkennen. Die meisten betrachten mich ohnehin auf den Displays ihrer Handys oder Digitalkameras.
    Philippe steht in diesem ungewohnten, unglaublich schicken Frack rechts vor dem Schreibtisch des Standesbeamten. Er sieht aus, als sei er einem der exklusiven Modejournals entstiegen, für die er Fotos macht. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ein Mann wie er eine Frau wie mich heiratet. Vielleicht habe

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