Im Bann der Leidenschaften
Penthouse liegt im ersten Stock eines langgezogenen Gebäudes. Ein Penthouse auf Mauritius – was für ein Irrsinn! Warum haben wir keinen Bungalow? So ein rundes Häuschen mit einem spitzen Strohdach oben drauf und einer Dusche im Freien? Kann Philippe nur in Penthäusern leben? Und was hat er da im Flugzeug vom Leben auf dem Land geredet? Will er in ein Penthouse auf dem Dach eines Bauernhofs ziehen? Unten Kühe, oben Internet? Wie auch immer. Daraus wird ja nun ohnehin nichts mehr. Ich werde duschen und gleich danach gehe ich zur Rezeption, damit sie mir einen Flug nach Hause buchen. Und zwar nach Hause in Philadelphia. Zurück in die Heimat, nach Cherry Hill. Keine Ahnung, was ich meinen Eltern erzähle. Wenn ich ihnen meinen Anteil an dem Desaster offenbare, drehen sie durch.
In dem tropischen Garten der Ferienanlage gehen langsam die Lichter an. Die Gärtner haben die Stämme der Palmen mit Lichterketten umwickelt. Es sieht traumhaft romantisch aus. Jetzt müsste man einen Partner an der Seite haben. Einen, der einen liebt. Aber ich wandele ganz allein inmitten all der Pracht umher und liebe nicht mal mich selbst. So verlassen habe ich mich ewig nicht gefühlt.
Mit schweren Beinen stapfe ich die hölzerne Außentreppe zum Flitterwochen-Penthouse hinauf. Als ich die Rundum-Terrasse betrete, bleibe ich wie vom Blitz getroffen stehen. Das bodenhohe Fenster des Wohnraumes ist halb zur Seite geschoben. Gestern haben die Zimmermädchen immer dann sauber gemacht, wenn wir unterwegs waren. Man bemerkt die guten Geister des Hotels nicht. Das ist eines der Markenzeichen dieser Luxusherberge. In der Suite müssen Einbrecher sein, fährt es mir durch den Kopf.
Auf Zehenspitzen husche ich an das Fenster. Inzwischen ist der Himmel pechschwarz und im Penthouse ist es stockdunkel. Einzig die beleuchteten Palmen im tropischen Garten sorgen für ein wenig Licht. Das Herz klopft mir bis zum Hals, als ich einen Fuß in das Zimmer setze. Bis auf mein hämmerndes Herz und das in meinen Schläfen pochende Blut, ist es totenstill.
Die Gratis-Basttasche mit meinen Klamotten an die Brust gepresst, schleiche ich durch den riesigen Wohnraum, der selbst für eine Penthouse-Suite auf Mauritius absolut übertrieben ist. Beim Durchgang zur Diele befindet sich ein Lichtschalter. Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit. Ich erkenne die Umrisse der beiden klobigen Designer-Sessel, in denen man wie ein Baby im Arm der Mutter versinkt, und das ausladende Korbsofa. Doch offensichtlich sehe ich noch immer viel zu wenig, denn ich trete mit aller Wucht gegen einen harten Gegenstand, der polternd zu Boden kracht. Vor Schmerz schreie ich laut auf. Die Basttasche fällt mir aus den Armen. Scherben splittern durch den Raum. Das war der Deko-Tiger auf dem Podest.
„Verdammte Scheiße!“
„Annie?“
Ein eiskalter Schauder fährt durch meinen Körper, als ich meinen Namen höre. In meinem Kopf beginnt es wie verrückt zu hämmern.
In dem Moment geht das Licht an.
Geblendet kneife ich die Augen zusammen. Als ich sie wieder öffne, kniet Philippe vor mir und räumt die Scherben des Deko-Tigers zusammen. Philippe trägt noch seine Badehose mit dem weißen T-Shirt darüber, seine Haare sind zerzaust, sein Gesicht ist leicht gerötet.
„Annie, warum schleichst du hier im Dunkeln herum?“ Philippe legt einen Haufen Scherben auf einen der vielen Beistelltische, die hier überall herumstehen, und richtet sich auf.
„Was machst du denn hier?“, blaffe ich ihn an. Wie konnte Philippe eher hier sein als ich? Ich habe ihn doch gerade noch mit dem spanischen Miststück im Wasser gesehen. Ich strecke eine Hand nach seiner Badehose aus. Sie ist trocken.
Philippe schnappt nach meiner tastenden Hand, greift auch meine andere Hand und legt sie sich um seinen Nacken.
„Ich muss eingeschlafen sein“, murmelt er, während er seine Hände um meine nackte Taille schlingt und mich sanft an seinen muskulösen Oberkörper heranzieht. „Tut mir leid, dass ich dich so lange da draußen in der Wildnis allein gelassen habe. Das war nicht geplant. Ich bin ein grottenschlechter Ehemann.“
Etwas Hartes drückt gegen meine Scham. Ich will mich aus Philippes Armen losreißen, doch sein Griff ist fest wie ein Schraubstock. „Wo bist du gewesen, Philippe?“
„Vorsicht, Annie! Auf dem Boden liegen Scherben.“
„Wo du gewesen bist!“
„Nach unserer kleinen Tête à Tête in der Hängematte war ich vollkommen verschwitzt und auf das Salzwasser hatte
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