Im Bann der Leidenschaften
ramponierten Fuß die Außentreppe zum Penthouse hinaufgeastet habe. Keine Antwort. Das Terrassenfenster ist zur Seite geschoben. Im Wohnraum brennen Kerzen, die süßen Honigduft verbreiten. Die Scherben von dem Deko-Tiger sind verschwunden, der Boden sieht aus wie geleckt. Das Tiger-Podest steht wieder aufrecht, darauf thront eine Vase mit frischen roten Rosen. Anscheinend war der Zimmerservice da.
Erst jetzt erkenne ich, dass die Kerzen sich wie ein Wegweiser durch den Wohnraum bis zum Schlafzimmer ziehen. Mein angeschlagenes Herz macht einen Freudensprung. Ich hätte Philippe vor der Hochzeit zu meinen Vorgängerinnen befragen sollen. Aber ich war ja so aus dem Häuschen, weil sich ein derart toller Mann für mich interessiert, dass mein Verstand auf Urlaub gegangen ist.
Die Schlafzimmertür steht sperrangelweit offen. Auch hier sind überall diese Honigkerzen verteilt. Vor dem Fenster macht Philippe Liegestütze. Dicke Schweißperlen tropfen von seiner Stirn auf den Holzboden. Jeder Muskel ist angespannt. Die langen Muskelbänder in seinen Beinen zeichnen sich unter der Haut ab, die in den vergangenen Tagen eine ordentliche Portion goldener Bräune abbekommen hat. Philippe sieht so unglaublich sexy aus, dass ich sofort alle Bedenken vergesse und weiß, warum ich mich in ihn verliebt habe. Ich lehne mich am Türpfosten an und entlaste meinen kranken Fuß.
„Hi, Süße“, keucht Philippe, während er die wohldefinierten Arme zum nächsten Liegestütz senkt. „Du hast dir aber verdammt lange die Beine vertreten.“
„Philippe“, sage ich betreten, „ich habe mir nicht die Beine vertreten.“
„Das habe ich mir schon gedacht“, erwidert er. Die ganze Zeit über bewegt er seinen durchgestreckten Körper über dem Boden auf und ab. Präzise wie ein Uhrwerk. Ich würde keinen einzigen Liegestütz schaffen.
„Willst du nicht wissen, was ich getan habe?“
„Sag du es mir, Annie.“
„Ich habe mit Jane telefoniert. Nach dem Schock mit den neunundneunzig Frauen brauchte ich jemanden zum Reden.“ Ich hätte lügen können, doch ich habe mich dazu entschlossen, meinem Mann ab sofort stets reinen Wein einzuschenken. Wenn unsere Ehe gelingen soll, dann braucht sie Ehrlichkeit. So wie Philippe mir die Wahrheit über die Anzahl meiner Vorgängerinnen verraten hat, wenngleich ich immer noch geschockt bin von der unglaublichen Anzahl an Frauen, die er vor mir im Bett gehabt hat.
„Und? Hat das Gespräch geholfen?“ Philippe lässt sich der Länge nach auf den Boden fallen, alle Viere von sich gestreckt. Leise stöhnend dreht er sich auf den Rücken. Sein Brustkorb bewegt sich heftig auf und ab.
Ich zucke mit den Schultern. Keine Ahnung, ob das Reden geholfen hat.
„Das waren übrigens neunundneunzig Liegestütze“, grinst er breit.
„Blödmann“, gebe ich zurück.
„Was hältst du davon, wenn ich den hundertsten Liegestütz mache, während du unter mir liegst, Süße?“
„Jane meint, es würde helfen, wenn ich Muffins und Mangos esse und es mir auf Französisch besorgen lasse.“
„Klingt gut“, mit einem Satz springt Philippe auf die Beine, „bloß die Reihenfolge würde ich umkehren. Wenn man körperlich entspannt und ausgepowert ist, futtert man nicht so viel.“
Ich schlucke. Mein Selbstbewusstsein ist noch nicht wieder so weit hergestellt, um solche Bemerkungen wegzustecken.
Philippe hat es gemerkt und beeilt sich, den Faux Pas wieder gutzumachen. „Damit will ich keinesfalls sagen, du wärst fett. Das bist du nämlich nicht.“ Langsam kommt er auf mich zu. Die Boxershorts hängen ihm locker auf den schmalen Hüften. „Du hast den schönsten Körper unter der Sonne. Du hast noch locker zehn Kilo Luft nach oben und darfst essen was und so viel du magst.“
Aber nach den zehn Kilo wird’s richtig kritisch, oder was? Ich atme tief durch und verbanne den selbstzerstörerischen Gedanken aus meinem Gehirn, lasse die Krücken auf den Boden fallen und beginne, meine Brüste zu kneten. Dabei verfolge ich Philippes Schritte mit laszivem Blick. Sofort beulen sich seine Shorts nach vorn aus.
„Jane meinte, dass ICH die Behandlung vertragen könnte“, stelle ich den Empfänger der Liebeshandlungen klar.
Jetzt steht Philippe direkt vor mir. Ich kann die Hitze, die sein Körper aussendet, förmlich spüren. In die Hitze hinein mischt sich dieser für Philippe so typische Duft nach Sandelholz, jetzt jedoch durchtränkt von einem leichten Schweißgeruch, der mich sofort scharf macht.
Mit
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