Im Bann der Leidenschaften
kleinen, bunten Fische für uns allein. Stachelrochen lassen sich keine blicken.
Seltsamerweise versucht Philippe kein einziges Mal, sich an mich ranzumachen. Anscheinend hat er während der vergangenen Tage genug Sex getankt. Mir ist das ganz recht, zumal es in meinem Fuß pocht und in meiner Muschi immer brennt, und Philippe sich rührend um mein Wohlergehen kümmert. Er besorgt mir alle Getränke, nach denen ich verlange, und cremt mich mit Sonnenmilch ein, während ich mich wohlig in der warmen Tropenluft räkele. Nur Mini-Schoko-Küsse kann er nicht auftreiben. Das ist der Fluch einer Pudersand-Insel.
Am späten Nachmittag überrascht Philippe mich mit einer Massage, die er für uns beide gebucht hat. Ein Masseur und eine Masseurin kommen mit transportablen Liegen zu uns an den Strand und massieren uns unter Palmen. Zielsicher suche ich mir die Masseurin aus. Das könnte Philippe so passen, dass die Frau ihn massiert!
Während ich immer mal wieder an einer Bloody Mary nippe, arbeitet sich die Masseurin von meiner gesunden Fußsohle hoch bis zum Nacken, bearbeitet meine Arme und massiert mir sogar die Kopfhaut. Es ist himmlisch. So könnte das Leben ewig weitergehen, doch am Abend müssen wir packen. Philippe macht es sich leicht und knüllt seine Klamotten in den Koffer. Nach fünf Minuten ist er fertig, schnappt sich sein Smart Phone und beginnt mir irgendeiner Modelagentur in Paris Termine abzusprechen. Dabei wandert er im Penthouse und auf der Rundum-Terrasse herum. Es scheint ein wichtiges Gespräch zu sein, von dem ich außer ein paar Wortfetzen, in denen es um Uhrzeiten geht, nichts mitbekomme. Ich will auch gar nicht wissen, was da besprochen wird. Lieber möchte ich die letzten Stunden meiner Flitterwochen auskosten.
Ich selbst packe meinen Koffer genauso sorgfältig wie vor der Hinreise, denn seit ich mit Philippe zusammenlebe, bin ich ein ordentlicher Mensch. Außerdem komme ich wegen meines Fußes nur langsam voran. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich seit Tagen weder an die Hochzeit, noch an die Affäre mit Jerôme gedacht habe. Beide Ereignisse scheinen Lichtjahre entfernt. Nur der glänzende Ring an meiner rechten Hand sorgt dafür, dass mir die Hochzeit nicht wie ein Traum erscheint. Aber Jerôme? Wer ist Jerôme? Ich schüttele den Kopf und lege das letzte zusammengefaltete Höschen in den Koffer.
Mit dem Kofferpacken scheint Philippe unsere Flitterwochen beendet zu haben. Er ist höflich und freundlich wie immer, zugleich ist er so abwesend, wie ich ihn nie zuvor erlebt habe.
„Wo bist du mit deinen Gedanken?“, frage ich ihn, während wir zu zweit an einem Tisch im seichten Meer verschiedene gegrillte Gemüsesorten verspeisen.
„Bei dir, Süße, bei dir“, entgegnet Philippe gedankenverloren, während er ein Stück rote Paprika aufgabelt und die Gabel dreht wie einen Hähnchenspieß.
„Stellst du dir gerade vor, was du mit mir machst, wenn du mich auf deine Lanze bekommst?“ Lasziv schürze ich meine Lippen, versuche Philippes Blick zu fangen. Vergeblich. Er sieht mich nur kurz an, lächelt, stopft sich ein Stück Paprika in den Mund und ist wieder weg. Jetzt komme ich mir reichlich dümmlich vor.
Zum Test sage ich, dass ich es heute Nachmittag gern mit dem Masseur auf der transportablen Massageliege getrieben hätte. Als Philippe auch daraufhin bloß höflich lächelt, weiß ich, dass mein Mann tatsächlich mit seinen Gedanken ganz woanders ist. Irgendwo, nur bei mir ist er nicht.
„Du hast doch etwas auf dem Herzen“, versuche ich es erneut.
„Oh, mir geht es super, Annie, mach dir keine Gedanken. Was hast du vor, wenn wir wieder in Paris sind?“
„Wie meinst du das, Philippe?“
„Willst du dir einen Job suchen?“
Während ich Philippe meine Überlegungen und Pläne, mich eventuell als Übersetzerin selbständig zu machen, vortrage (die er im Übrigen zur Genüge kennt, weil wir in den drei Monaten, die wir uns kennen, mindestens zehnmal darüber gesprochen haben), starrt er mich leer an. Zwischendurch nickt er mechanisch, obwohl das Nicken selten zu dem passt, was ich sage.
„Und in einem Hotel willst du nicht wieder arbeiten?“
Überrascht sehe ich ihn an. „Wie meinst du das?“ Irgendwie wird mir langsam ungemütlich, denn mit einem Mal scheint Philippe doch wieder ganz bei mir zu sein. Nur nicht in der Weise, wie ich es mir wünsche.
„Wie soll ich das meinen? Bevor du zu mir gezogen bist, hast du doch im Hotel deiner Eltern gearbeitet.“
„Willst du
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