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Im Bann der Liebe

Im Bann der Liebe

Titel: Im Bann der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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warf der Frau einen dankbaren Blick zu und eilte aus dem Haus. Die Sonne kam gerade hinter den Wolken hervor, und es war sehr kalt. Susannah war froh, draußen zu sein.
    Sie ging eine Weile mit schnellen Schritten spazieren, um sich aufzuwärmen, ehe sie wieder den Weg zum Friedhof und zu Julias Grab einschlug. Reverend Johnstone war nirgends zu sehen, aber Susannah war es recht so.
    Sie setzte sich auf eine Steinbank und hielt mit einer Hand den Mantel vor der Brust zusammen. Der Wind hatte zugenommen und schlug ihr ins Gesicht, ihre Kleidung vermochte sie nicht vor der Kälte zu schützen. Susannah hatte viele Tränen für Julia vergossen, jetzt empfand sie nur noch Leere. Sie versuchte, sich die Züge der Freundin in Erinnerung zu rufen. Wieder und wieder beschwor sie ihr Antlitz herauf, wie sie ih ren Klavierschülern beibrachte, sich durch Wiederholung ihre Noten einzuprägen.
    »Ich bin gekommen, um mich um dein Baby zu kümmern, Julia«, sagte sie leise, obwohl sie wusste, dass ihre Freundin sie nicht mehr hören konnte. »Ich muss aber zugeben, dass ich nicht verstehe, warum du deinen bewundernswerten Ehemann so hassenswert dargestellt hast.«
    Natürlich bekam sie keine Antwort - nur das Rauschen des Windes war zu hören, der die trockenen Herbstblätter vor sich hertrieb.
    »Ich werde deiner Tochter einen Namen geben«, fuhr Susannah fort, »Victoria. Ich habe ihr ein Taufkleid und viele neue Sachen gekauft. Sie wächst so schnell, Julia! Maisie hat mir erzählt, dass sie jetzt schon um so viel größer ist als bei der Geburt. Nicht mehr lange, dann spricht sie, läuft und geht zur Schule.« Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie hielt einen Augenblick inne. »Es tut mir so Leid, dass du nicht hier sein kannst, um das alles zu erleben. Es ist nicht fair, dass du ...«
    Hinter Susannah hüstelte jemand, und sie wusste, dass sie nicht mehr allein war. Als sie erschrocken herumfuhr, sah sie Ethan dastehen, den Hut in der Hand, die Wangen vor Kälte gerötet. Er sah von Kopf bis Fuß wie ein Cowboy aus.
    »Ich wollte Sie nicht stören«, entschuldigte er sich.
    Susannah war erleichtert. Sie hatte angefangen, sentimental zu werden, und das hatte noch nie etwas genutzt. »Das tun Sie nicht«, lächelte sie und klopfte neben sich auf die Bank. »Setzen Sie sich doch.«
    Er grinste. »Da kann ich ja genauso gut zum Eishaus gehen und mich auf einen großen Block vom letzten Jahr hocken.« Dann wurde er ernst. »Sind Sie in Ordnung, Miss Susannah? Sie sehen ein wenig verstört aus.«
    Sie lächelte und erhob sich. »Ich vermisse Julia so sehr«, gestand sie mit einem Blick auf das Monument. Sie betrachtete Aubreys jüngeren Bruder eine Weile und fragte dann: »Haben Sie Julia gut gekannt?«
    Er wandte den Blick ab und setzte so abrupt seinen Hut auf, dass es fast brüsk wirkte. »Nicht so gut, wie ich dachte.« Dann sah er sie an, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich habe Sie gesucht, Susannah, von Julia habe ich mich schon verabschiedet.«
    Susannah war ehrlich verwirrt. »Was wollen Sie denn mit mir?«
    »Ich dachte, wir könnten uns ein bisschen unterhalten. Ich kam gerade vorbei, um Aubrey seinen Wagen zu bringen, den ich mir ausgeliehen hatte, und da sah ich Sie und bin gekommen. Ich denke, ich hätte Sie nicht stören sollen - es tut mir Leid.« Er wandte sich zum Gehen, aber Susannah lief ihm nach und ergriff seinen Arm.
    »Warten Sie«, bat sie. »Gehen Sie nicht. Bitte. Es gibt da ein paar Dinge, die ich wissen will - wissen muss. Über Julia ... und ihren Tod.«
    Ethan seufzte und reichte ihr dann den Arm. »Ich erzähle Ihnen, was ich weiß«, versprach er, »aber ich würde mich lieber an einem Ort unterhalten, wo es wärmer ist. Wie wäre es mit dem Hotelrestaurant? Wir könnten eine kleine Erfrischung nehmen und uns zugleich etwas aufwärmen.«
    Susannah spürte Freude in sich aufkommen. Sie wurde noch zu einer begehrten Frau! Erst das Essen mit Mr. Hollister und nun Tee mit Ethan Fairgrieve. »Das klingt gut«, stimmte sie zu und hoffte, dass Maisie sich keine Sorgen machen würde.
    Ethan half ihr auf den Wagen und stieg dann neben sie, um zu kutschieren. Er grinste unternehmungslustig und verriet damit, dass er viel jünger war als sein Bruder und längst nicht so unnahbar. Nach wenigen Minuten erreichten sie das Washington Hotel.
    Ethan nahm ihre Hüte und Mäntel und gab sie an der Garderobe ab.
    Der Esssaal, in dem Susannah erst gestern mit Mr. Hollister gespeist hatte, war groß und geräumig

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