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Im Bann der Liebe

Im Bann der Liebe

Titel: Im Bann der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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abnötigte. Viele waren dageblieben, um zuzusehen. Die meisten hatten offenbar eine Hochzeit und keine Taufe erwartet und waren ein wenig enttäuscht.
    Nach der Zeremonie wirkte Mr. Hollister seltsam niedergeschlagen. Sie mussten das Picknick natürlich ausfallen lassen, und er bot keine Alternative an. Auch Susannah nicht, die mit Victoria möglichst schnell nach Hause wollte.
    Hollister brachte sie zurück und wartete, bis sie sicher im Haus waren. Auch Ethan kam und kutschierte die stolze Maisie zurück, die Jasper auf dem Schoß hatte, alle drei offenbar unbeeindruckt von dem eiskalten Regen.
    »Jetzt heißt sie also Victoria?«, strahlte sie, als sie alle in der Küche waren. Jasper war zum Spielen verschwunden, und Maisie hatte eine große Kanne Kaffee aufgesetzt. »An einem Tag wie heute«, verkündete sie, »ist Tee einfach nicht genug.«
    Susannah lächelte. Sie war glücklich, nur ein Platz tief in ihrem Herzen war leer.
    »Victoria«, wiederholte Ethan bedächtig und nahm sich einen Stuhl, um sich an den Tisch zu setzen. »Das ist ein hübscher Name. Klingt nach Rückgrat.«
    Susannah nickte, ein wenig entspannter jetzt, wo die wichtige Aufgabe hinter ihr lag. »Julia mochte den Namen. Einmal haben wir zu Weihnachten Puppen bekommen - in St. Marys, meine ich -, und Julia hat ihre nach der englischen Königin benannt.«
    Maisie und Ethan tauschten einen unsicheren Blick, aber keiner von ihnen sprach.
    »Was ist?«, fragte Susannah.
    Maisie erhob sich, nahm Victoria auf den Arm und verschwand unter dem Vorwand nach oben, dass sie ihre Windeln wechseln müsste. Ethan blieb gedankenversunken sitzen.
    »Ethan?«, wandte Susannah sich an ihn und stellte sich vor ihn hin.
    Er hob den Blick und sah sie amüsiert an. »Aubrey wird wütend sein«, bemerkte er.
    Susannah ließ sich mit klopfendem Herzen auf ihren Stuhl sinken. Sie brauchte nicht weiter zu fragen, Ethan erzählte ihr nur zu gern alles.
    »Mein Bruder kann recht ungerecht sein. Egal, wie Sie das Kind nennen, er würde immer einen Fehler finden.« Sein Gesicht wurde hart. »Unser Vater war auch so. Nichts konnte ihn glücklich machen, vor allem, wenn es ihn vor vollendete Tatsachen stellte.«
    »Aber ich habe erwähnt...«
    »Er wird es vergessen«, fiel Ethan ihr ins Wort.
    Susannah sah ihn ängstlich und beunruhigt an. »Was für ein Mann ... ?«
    »Vergisst? Oder was für ein Mann war unser Vater?«
    Susannah wartete.
    »Unsere Mutter ist gegangen, als wir noch klein waren«, begann Ethan, »und wir sind in den Holzfällercamps groß geworden - alle zwei Monate ein anderes. Dad war ein strenger Mann mit Hang zum Alkohol, und er war keinen Tag im Leben richtig glücklich. Manchmal hat er das an uns ausgelassen.«
    Obwohl Ethan sich bemühte, die Geschichte wenig pathetisch zu erzählen, stellte Susannah sich unwillkürlich zwei kleine, ängstliche Jungen vor, die die Mutter verlassen hatte und die vom Vater misshandelt wurden. Kein Wunder, dass Aubrey Mühe damit hatte, jemandem zu vertrauen. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. »Das ist ja schrecklich.«
    Ethan legte nachdenklich einen Finger an die Nasenwurzel. »Vielen Leuten ging es noch schlechter als uns«, wehrte er ab.
    »Vielleicht könnte Reverend Johnstone die Zeremonie wiederholen - wenn Aubrey aus San Francisco zurück ist...«
    Ethan sah skeptisch aus. »Klingt mir nach einer Menge Mühe für etwas, das schon erledigt ist.«
    »Warum haben Sie mir das nicht vorher erzählt, Ethan?«
    »Ich hatte den Eindruck, dass Sie sich das fest in den Kopf gesetzt hatten«, erwiderte er, als ob das alles erklären würde.
    Der Kaffee kochte jetzt zischend über, Ethan sprang auf, eilte zum Herd und verbrannte sich bei dem Versuch, die Kanne von der Flamme zu nehmen, die Hand.
    Rasch füllte Susannah ein Gefäß mit kaltem Wasser und rannte zu Ethan, der mit einem erlösten Seufzer die Hand hineintauchte. »Das war sehr dumm von Ihnen«, erklärte sie.
    Ethan lachte. »Danke für das Mitgefühl«, gab er zurück.
    »Was würde Mitgefühl hier helfen?«, konterte Susannah schlagfertig. Ihre Gedanken schweiften zu ihrem Gespräch zurück. Victorias Name war bereits mit denen anderer getaufter Kinder der Gemeinde in das Kirchenbuch eingetragen worden. Jetzt noch Unruhe zu machen, würde nichts nützen, wie Ethan gesagt hatte, dafür war es zu spät. Dennoch war Susannah ein wenig aufgebracht.
    Ethan legte ihr seine unverletzte Hand tröstend unter das Kinn und hob es an. »Hören Sie, Susannah, die

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