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Im Bann der Liebe

Im Bann der Liebe

Titel: Im Bann der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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fürchten begann, ihn mit ihrer Frage verletzt zu haben. »Ist Ihnen klar, dass Aubrey das als eine Art Bekenntnis meinerseits auslegen könnte?«
    Susannah biss sich auf die Unterlippe - eine Gewohnheit, die sie schon vor Jahren hatte ablegen wollen. Die Nonnen hatten sie deswegen immer wieder zurechtgewiesen, und Mrs. Butterfield hatte es »gewöhnlich« genannt.
    »Aubrey«, begann sie dann gemessen, »hat keinen Zweifel daran gelassen, dass er nichts damit zu tun haben möchte. Außerdem scheint er längst die schlimmstmögliche Folgerung gezogen zu haben.«
    »Ja«, stimmte Ethan vorsichtig zu. »Aber er hat Ihnen doch die Erlaubnis zur Taufe gegeben, nicht wahr? Er mag es nicht besonders, wenn man sich in seine Angelegenheiten mischt, also sollten Sie sich Ihrer Sache sicher sein.«
    Aubrey hatte ihren Vorschlag nicht direkt gutgeheißen, sondern nur eine Bemerkung der Art zu dem Thema gemacht, dass sie es hinter sich bringen sollten, was Susannah als Zustimmung ausgelegt hatte. Schließlich konnte ein Kind nicht namenlos groß werden. »Er hat zu erkennen gegeben, dass es ihm egal ist«, bekannte sie ehrlich, »Also liegt es an mir, die Initiative zu ergreifen, denn ich bin diejenige, auf die Julia sich verlassen hat.«
    Ethan sah zweifelnd drein. »Wenn Sie meinen. Doch lassen Sie sich eines gesagt sein - nennen Sie das Kind nicht nach Julia. Wenn Sie das tun, wird Aubrey sie nie akzeptieren.«
    Susannah hatte die Hoffnung, dass Aubrey mit der Zeit würde vergessen können, aber man musste ihm diese Zeit geben, sie hatte deshalb den Namen Julia von sich aus schon gestrichen. »Ich möchte die Kleine Victoria nennen«, erklärte sie. Nach einer kurzen Pause fragte sie: »Wollen Sie nun ihr Taufpate werden?«
    Ethan zögerte und nickte dann. »In Ordnung. Wann ist die Taufe?«
    Jetzt erst fiel Susannah ein, dass sie ganz vergessen hatte, mit Reverend Johnstone über die Taufe zu sprechen. Das musste sie sofort erledigen. »Sonntag, falls das möglich ist.« Sie suchte noch einmal seine Bestätigung. »Werden Sie auch da sein?«
    »Ja«, versprach er wenig begeistert, dann grinste er verwegen. »Aber vielleicht sollten Sie besser im Türrahmen stehen bleiben, falls der Blitz einschlägt und die Decke herunterfällt.«
    Sie lachte. »Sind Sie so ein Sünder?«
    »Ja, Miss«, grinste er.
    Danach unterhielten sie sich über den Goldrausch in Alaska und die Mühen beim Uberqueren des Chilchootpasses, bei dem man alles dabeihaben musste, was die kanadische Regierung vorschrieb. Von Julia, Aubrey und ihrem schönen, unschuldigen Kind war keine Rede mehr.
    Getreu ihres Vorsatzes bat Susannah Ethan, sie auf dem Rückweg an der Kirche abzusetzen, damit sie noch mit Reverend Johnstone sprechen konnte. Der Termin für die Taufe wurde auf Sonntag nach dem Gottesdienst festgesetzt. Dadurch blieb ihr keine Zeit für das Picknick mit Mr. Hollister, aber Susannah war sich sicher, dass er Verständnis haben würde. Schließlich war er - anders als Aubrey Fairgrieve - ein vernünftiger Mann.
     
    In den Tagen bis Sonntag war viel zu tun. Susannah hatte Victoria fast immer bei sich, auch wenn sie Maisie beim Kochen oder bei der Hausarbeit half, wenn sie Annoncen entwarf, um sich als Klavierlehrerin anzubieten, oder wenn sie auf dem Klavier im Wohnzimmer spielte. Die Kleine lauschte der Musik - dem verspielten Mozart, dem dröhnenden Beethoven -, friedlich in ihrem Körbchen strampelnd und zufriedene Babylaute von sich gebend.
    Susannah liebte das Kind längst so heiß und innig, als ob sie es selbst zur Welt gebracht hätte. Immer wieder, wenn sie die kleine Victoria in den Armen hielt, musste sie an Aubrey denken. Es gelang ihr nicht, ihn aus ihren Gedanken zu vertreiben.
    Am Sonntag fiel Eisregen. Das hätte Mr. Hollisters Picknickplänen sowieso einen Riegel vorgeschoben, dachte Susannah nicht allzu enttäuscht, doch er erschien pünktlich mit einem Wagen und fuhr Victoria und sie zur Kirche. Maisie folgte mit Jasper an der Hand zu Fuß, beide im Sonntagsstaat.
    Der Gottesdienst war lang, die Kirche kalt und Victoria in ihrem schönen Taufkleid unruhig, aber schließlich war es so weit. Susannah trug das Kind nach vorn und stellte sich vor den Altar. Ethan, der hinten gesessen hatte, kam ebenfalls vor, als er aufgerufen wurde. Er genoss eindeutig die geflüsterten Vermutungen, die rundherum ausgetauscht wurden.
    Susannah hatte für das Kind den Namen Victoria Elisabeth ausgesucht, der den Versammelten ein Murmeln der Zustimmung

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