Im Bann der Liebe
normalerweise in diesen Zustand versetzen konnte, hätte er sie niedergeschlagen. »Sie haben das Kind einfach taufen lassen, während ich weg war?«
»Sie haben gesagt, ich könnte machen, was ich will...«
Er wich zurück, aber sie besaß die Kühnheit, ihm zu folgen und sogar seinen Arm zu ergreifen, obwohl er vor Wut bebte.
»Sie ist ein Kind, Aubrey, ein unschuldiges kleines Baby. Sie war schon lange genug namenlos.«
Erschöpft rieb er sich die Augen. »Sie haben Recht«, stieß er hervor, »Sie haben Recht, Susannah. Ich weiß nicht, was ...«
Voller Mitleid sah sie ihn an, und er musste sich zugestehen, dass ihm Hohn lieber gewesen wäre, sogar Verachtung. »Sie waren so wütend auf Julia«, fuhr sie sanft fort. »Haben Sie sich je erlaubt, um die Frau zu trauern, für die Sie sie gehalten haben?«
Aubrey wandte sich ab und sah in den herbstlichen Garten hinaus, den Julia so sehr gemocht hatte, ein Dickicht aus Rosen, Büschen und kleinen Bäumen. Schon bald würde er Hollisters Bericht über Susannah vorliegen haben. Dann wusste er, ob er ihr das Baby für immer geben und sie beide wegschicken konnte, außer Sicht, nur mit einem monatlichen Scheck als ihre einzige Verbindung. Endlich würde ihm niemand mehr unangenehme Fragen stellen, nichts würde ihn an Julia erinnern.
»Ich habe genug getrauert, bevor sie starb«, stieß er hervor.
Lange Zeit ging jeder von ihnen seinen Gedanken nach.
»Warum hassen Sie die Klaviermusik so sehr?«, fragte sie plötzlich in die Stille hinein. Hatten ihre quälenden Fragen denn kein Ende? Er wünschte sich, sie würde gehen, und gleichzeitig vermittelte ihre Anwesenheit ihm eine Art hitzigen Trost. »Julia konnte nicht Klavier spielen, zumindest nicht gut, also ...«
»Sie irren sich, Miss McKittrick, Julia hat in ihren einsamen Stunden sehr gut gespielt. Sie hat gespielt, bis ich fast verrückt geworden bin. Gespielt und geweint und sich nach ihrem Liebhaber verzehrt.«
»Vielleicht hat sie sich nach Ihnen verzehrt«, wandte Susannah ein. Das Mädchen hatte Mut, das musste er ihr lassen, und keinen Schimmer, wann es besser war, den Mund zu halten. »Julia hat Sie angebetet - am Anfang zumindest. Ich habe Briefe von ihr, in denen sie Seite um Seite von Ihren liebenswerten Eigenschaften schreibt.«
»Und später?«
Ihre Augen wurden dunkel. »Sie wurde mit der Zeit immer unglücklicher. Sie hat gewünscht, dass sie Sie nie geheiratet hätte.«
»Himmel, das beruhte sicher auf Gegenseitigkeit. Hat sie meinen Bruder je erwähnt?«
»Nein«, leugnete Susannah sofort. Er sah in ihren Augen, dass das nicht stimmte.
»Ich nehme an, er hat Ihnen erzählt, dass alles gelogen war und Julia ihn nur aus Bosheit bezichtigt hätte.« Er konnte seine Verbitterung nicht verbergen, dafür war er zu sehr in seinen Gefühlen gefangen. »Und wenn Sie das glauben, sind Sie ein Dummkopf.«
»Ich glaube es aber. Ich traue Julia zu, einen solchen Betrug begangen zu haben, wenn sie ärgerlich oder wütend war. Aber das wäre nur eine ihrer vielen Launen gewesen und wieder vorübergegangen.«
Oben begann das Baby zu schreien. Aubrey verspürte plötzlich Neid. Was für ein Luxus es wäre, immer wieder weinen zu können, bis der Schmerz weg war, bis Susannah McKittrick herbeieilte, um Trost zu spenden.
»Entschuldigen Sie mich«, sagte Susannah geziert, und im gleichen Augenblick war sie durch die Tür verschwunden. Er lief ihr nach und sah, wie sie dem Ruf folgend die Treppe hocheilte. Oh, ja, er war neidisch.
Miss Victoria Fairgrieve konnte sich glücklich schätzen.
Selbst in der kurzen Abwesenheit Aubreys hatte Victoria sich sichtlich verändert. Froh über die Möglichkeit, dem unangenehmen Gespräch entfliehen zu können, nahm Susannah das dicke, warme Bündel aus der Wiege und wechselte ihm die Windeln. Sie klopfte Victoria beruhigend auf den Rücken und murmelte Koseworte, während sie mit ihr die Treppe hinunterstieg. »Dein Papa ist sicher und gesund zurück.« Was für ein Trost, dachte sie frustriert. Er hält dich für das Kind seines Bruders.
In der Küche machte sie mit Victoria auf dem Arm das Fläschchen fertig. Das Baby zappelte und riss an ihren Kämmen, sodass sich Susannahs Frisur fast löste. Es beruhigte sich erst, als die Milch fertig war. Als Susannah sich mit dem Baby in Maisies Schaukelstuhl niederließ, überkam sie trotz der Konfrontation mit Aubrey eine tiefe Ruhe.
Summend lehnte sie die Wange an das weiche Babyköpfchen und schlief ein. So
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