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Im Bann der Liebe

Im Bann der Liebe

Titel: Im Bann der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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wieder ansah, war er gefasster. »Diese kleine ...«
    Susannah räusperte sich schnell. Was immer Julia getan haben mochte, man durfte nicht schlecht über Tote reden.
    »Das ist eine Lüge«, erklärte Ethan traurig.
    »Ich weiß«, stimmte Susannah zu. »Sie haben die Verse für Su Lin geschrieben, nicht wahr?«
    Er nickte kurz. »Haben Sie sie gelesen? Natürlich. Und
    Aubrey auch, weil er überzeugt davon ist, dass sie für seine Frau waren.«
    Susannah wagte es, seine Hand zu nehmen. »Sie sind wundervoll, Ethan«, beteuerte sie. »Ich habe noch nie so etwas gelesen.«
    Er schob den Teller weg, stützte die Arme auf und vergrub seinen Kopf in den Händen. »Himmel«, stöhnte er leise, fast gebrochen. »Wie konnte sie das tun?«
    Susannah schwieg, sie wusste, dass er keine Antwort erwartete. Sie hätte auch keine zu geben gewusst.
    Nach langer Zeit sah Ethan Susannah wieder an. Sie wollte den Blick abwenden, aber sie hatte in seiner Privatsphäre herumgestöbert und würde vor der Verantwortung, die damit verbunden war, nicht davonlaufen.
    »Ich habe die Gedichte geschrieben, nachdem Su Lin nach China zurückgegangen war«, erzählte er. »Das hat mich davor bewahrt, den Verstand zu verlieren. Ich brauchte einen Platz, wo ich all das festhalten konnte, was ich ihr nie gesagt hatte.«
    Susannah stiegen die Tränen in die Augen, und sie ergriff erneut Ethans Hand. Im Herzen war sie eine Romatikerin, und so tragisch die Geschichte auch war, sie war auch spannend. »Sie muss doch gewusst haben, wie Sie für sie empfunden haben ...«
    »Nein, wie intim.« Aubreys kühle Worte unterbrachen sie. Er stand noch im Mantel auf der Schwelle, Schneeflocken im Haar und auf den breiten Schultern. Er zog sich langsam die Lederhandschuhe aus und steckte sie in die Tasche. »Einmal reicht dir wohl nicht, Ethan?«
    Ethan sprang auf, aber nicht etwa, weil er Angst gehabt hätte. Nein, er war noch wütender als Aubrey. Sein Stuhl fiel mit einem Krachen zu Boden, und oben begann Victoria zu weinen.
    »Ihr solltet euch schämen«, schimpfte Susannah, raffte ihre Röcke und sprang auf. »Ihr habt das Baby erschreckt.« Damit lief sie nach oben, um Victoria aufzunehmen und zu trösten. In der Küche hörte sie die Stimmen von Aubrey und Ethan jetzt gedämpfter, aber das ganze Haus schien vor ihrer Wut zu vibrieren.
     
    »Dazu hattest du kein Recht!«, fauchte Ethan und drückte Aubrey sein Buch gegen die Brust.
    »Ich hatte kein Recht?«, fragte Aubrey spöttisch. Es fiel ihm schwer, die Stimme zu senken, schwerer war noch, seinen jüngeren Bruder nicht einfach zu Boden zu schlagen. »Julia war meine Frau!«
    »Ja«, knurrte Ethan, »armer Kerl!« Er wollte gehen, aber Aubrey hielt seinen Arm fest. Ethan riss sich los. »Ich sage dir jetzt etwas und nur jetzt, Bruder. Deine kostbare Julia war ein egoistisches, gemeines, intrigantes Miststück. Ich hätte sie nicht einmal bei einer Wette gewinnen mögen.« Wie zum Beweis hob er das schmale Bändchen. »Sieht ganz so aus, als wäre sie auch noch eine Diebin gewesen.«
    In Aubreys Magengrube regte sich ein seltsames Gefühl, wie immer bei den seltenen Gelegenheiten, da er entdeckte, dass er im Unrecht war. Er hasste es, im Unrecht zu sein. »Ethan ...«
    Sein Bruder sagte etwas, was besser in einen Saloon gepasst hätte, aber Aubrey konnte es ihm nicht übel nehmen. Am liebsten hätte er dasselbe gesagt, aber er hielt sich zurück, weil er nicht wollte, dass Susannah ihn hörte. Schweigend sah er Ethan nach, wie er die Küche verließ.
    Dann fiel die Haustür knallend ins Schloss. Aubrey zuckte zusammen.
    Er stand immer noch mitten im Raum, als Susannah mit einem Fläschchen in der Hand erschien, scheinbar wieder versöhnt.
    »Ich hoffe, du bist jetzt stolz auf dich«, bemerkte sie, als sie das Fläschchen auswusch und Milch zu erhitzen begann.
    Aubrey erwiderte nichts. Ausnahmsweise war er um eine Antwort verlegen.
    Susannah legte Holz nach, rührte die Milch, wandte sich um und verschränkte die Arme vor der Brust. »Nun?«
    »Nun was?«
    »Hast du ihn jetzt endgültig aus dem Haus getrieben? Deinen einzigen Bruder?«
    Aubrey fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Was hatte er getan? »Ich weiß es nicht«, gab er zu und fühlte sich plötzlich vollkommen erschöpft. »Ich weiß es nicht.«
    »Setz dich«, wies Susannah ihn an.
    Er gehorchte. Alle Kraft zur Gegenwehr hatte er bei Ethan verbraucht.
    Susannah trat an den Tisch und begann abzuräumen, als Aubrey nach einem Stück Huhn griff,

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