Im Bann der Liebe
er war aber nicht schnell genug.
»Wenn du noch ein bisschen Verstand im Kopf hättest, würdest du ihm nachgehen«, fauchte sie. »Dich entschuldigen, mit ihm reden und die Sache ein für alle Mal aus der Welt räumen.«
Er weigerte sich zu antworten, weil ihm nichts einfiel. Sein Stolz verschloss ihm den Mund.
Susannah hatte die Milch anbrennen lassen und musste noch einmal von vorn anfangen. Victorias Schreien wurde immer lauter, und in dem Moment erkannte Aubrey, dass er das Kind liebte, ob es nun seins war oder nicht.
»Hol sie runter«, befahl Susannah.
Er war schon halb die Treppe hoch, als ihm klar wurde, dass er eben einem Befehl gehorcht hatte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das zuletzt getan hatte.
Als Aubrey in Susannahs Zimmer trat, war er sofort von ihrer persönlichen Atmosphäre gefangen. Ihr Petticoat lag am Fußende des Bettes, überall stapelten sich Bücher, die sie sich aus seiner Bibliothek geliehen haben musste. Ihr zarter Duft verwirrte ihn.
Victoria brüllte noch immer und zog so seine Aufmerksamkeit auf sich. Er trat an die Wiege und nahm das Kind auf den Arm. Er hatte sie oft so gehalten, aber immer nur dem Zweck gehorchend und ohne das Bewusstsein, dass sie seine Tochter war, blutsverwandt oder nicht.
»Psst«, beruhigte er sie ungeschickt, »unten wartet dein Fläschchen.« Sie waren schon halb die Treppe hinunter, als er bemerkte, dass sie völlig durchnässt war. »Susannah!«, rief er.
»Was?«, fragte sie kurz.
Er kam in die Küche. »Sie ist nass.«
»Dann wickele sie.«
»Wie bitte?«
»Du weißt schon, bring sie wieder hoch und leg ihr eine frische Windel an. Wenn du wieder unten bist, füttere ich sie im Schaukelstuhl.«
»Könntest nicht du ... ?«
»Du«, schnitt sie ihm das Wort ab und prüfte die Temperatur der Flasche am Unterarm. »Du bist ihr Vater.«
In diesem Moment hätte er sie gerne geküsst, aber er seufzte nur und tat wie befohlen. Nachdem er das Kind sauber und trocken bei Susannah abgeliefert hatte, ging Aubrey sich waschen und umziehen, denn die feuchte Angelegenheit war an seinem Hemd nicht spurlos vorbeigegangen. Als er wieder in die Küche kam, lag Victoria an Susannahs Schulter geschmiegt da.
»Schläfst du?«, fragte er voller Zärtlichkeit, als er die beiden in dieser Position, die seit Urzeiten so typisch für Mutter und Kind war, dasitzen sah. Es machte ihm Angst, wie viel er für sie empfand. Wie sollte das weitergehen?
Susannah schlug die Augen auf. »Nein.«
Aubrey lehnte sich an den Ofen und gab vor, seine Hände wärmen zu müssen. In Wirklichkeit wollte er nur eine Weile in der Nähe Susannahs und seiner Tochter sein. »Wie hast du dich entschieden?«, fragte er ruhig.
»Wobei?«, gab sie leise zurück, um Victoria nicht zu stören.
»Bei der Frage, ob wir heiraten«, erklärte er überrascht. Hatte sie es vergessen? Er wusste, dass Maisie Recht hatte, es gab eine ganze Reihe Männer in der Stadt, die viel dafür gäben, Susannah heiraten zu können, Hollister eingeschlossen.
Sie klopfte dem Kind auf den Rücken, und das Baby hickste. »Ich werde deinen Bluff auffliegen lassen«, fuhr Susannah fort. »Ich werde dich nicht heiraten. Ich setze darauf, dass du Victoria und mich nicht trennen wirst, denn sie braucht mich.«
Er starrte sie an. »Ist dir klar ... ?«
»Wie viele Frauen dich gerne heiraten würden? Oh, ja, Maisie hat es mir erzählt, aber ich habe es mir auch schon selber gedacht. Immerhin bist du sehr attraktiv, und du bist ganz eindeutig wohlhabend. Aber ich sehe keine Poesie in deinem Herzen und deiner Seele, denn jetzt, nachdem ich Ethans Verse gelesen habe, weiß ich, was ich von dem Mann erwarte, den ich heiraten will. Romantik, Leidenschaft, Treue.«
»Du willst Ethan?« Welche Ironie war das.
Susannah lächelte müde. »Natürlich nicht. Er liebt doch immer noch Su Lin.«
Aubrey runzelte die Stirn. Wen?, dachte er und verschob die Frage auf später. »Ist es Hollister?«
Sie schüttelte den Kopf. »John Hollister ist nicht romantischer als du, fürchte ich, so nett er ist. Wie auch immer, er verdient eine Frau, die ihn wirklich liebt, und obwohl ich ihn für einen wunderbaren Mann halte ...«
»Du brauchst nicht gleich ins Schwärmen zu geraten«, unterbrach Aubrey sie. »Und was macht dich so ver..., so sicher, dass ich keiner tieferen Gefühle fähig bin?«
Susannah schaukelte hin und her und musterte ihn abschätzend. »Wenn du mich heiraten willst, Aubrey Fairgrieve«, stellte sie kühn
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