Im Bann der Liebe
verließ oder an Altersschwäche starb. Niemand konnte so unbeugsam sein wie ein ergebener Christ.
»Nun, nun«, begütigte Maisie und legte Susannah die Hand auf die Schulter. »Sehen Sie nicht so beunruhigt aus. Warum mummeln Sie sich nicht ein und gehen ein bisschen spazieren, während ich mich um die Kleine hier kümmere?«
Susannah nahm das Angebot gerne an. Es war kalt draußen, und es schneite, aber es war noch hell genug für eine kleine Runde. Susannah bedankte sich und holte ihren Mantel.
Die Neugier führte sie zu Zacharias' Haus, einem großen Steinbau mit vielen Erkern, Ställen und einem Kutschenhaus. Sie blieb vor dem Haus stehen, betrachtete es und wünschte sich, sie könnte sich in dessen Besitzer verlieben. Er war freundlich und großzügig. Unter seinem rauen Äußeren verbarg sich eine romantische Natur, und er würde ein guter Ehemann sein.
Sie war im Begriff, nach Hause zurückzugehen, als die Haustür aufging und Zacharias erschien.
»Hallo!«, rief er und winkte ihr zu. Ihr Besuch erfreute ihn so offensichtlich, dass Susannah lächeln musste.
»Hallo, Zacharias«, begrüßte sie ihn. Er bewegte sich mit tänzelnden Schritten wie ein Elf durch den Schnee auf sie zu. Er hatte den Mantel im Haus gelassen, und war im Nu mit Schneeflocken bedeckt.
»Kommen Sie herein, dann zeige ich Ihnen mein Klavier«, bot er so begeistert an, dass Susannah es ihm nicht abschlagen wollte. Sie war sich wohl bewusst, als sie nach seinem Arm griff und sich die Treppe hochführen ließ, dass sie wahrscheinlich von Mitgliedern des Wohltätigkeitskomitees aus den Häusern rundum beobachtet wurden.
»Ich kann nicht lange bleiben«, bedauerte sie, »ich habe Victoria bei Maisie gelassen, aber die hat alle Hände voll mit Jasper und dem Haushalt zu tun.«
Zacharias lächelte verständnisvoll. »Er hat Ihnen einen Antrag gemacht, nicht wahr? Aubrey?«
Sie traten jetzt in ein Foyer mit einer Decke, die im italienischen Stil bemalt war, und farbigem Mosaik-Boden. »Ja«, gab sie eher resigniert als begeistert zu. Sie wollte ihren Schüler nicht täuschen.
»Aber Sie wollen nicht?« Zacharias beobachtete sie genau, während er ihr aus dem Mantel half.
»Um die Wahrheit zu sagen«, gab sie unglücklich zu, »ist es so, dass ich etwas für ihn empfinde.« Es fiel ihr schwer, das zuzugeben, aber sie war ein ehrlicher Mensch und wollte nicht, dass Zacharias sich falsche Hoffnungen machte. Wenn er jetzt keinen Klavierunterricht mehr haben wollte, musste sie das akzeptieren.
Der ältere Mann führte sie in einen Salon, dessen Wände mit Samt bespannt waren. Der Kamin war entweder golden bemalt oder wirklich vergoldet, und vor drei hohen Fenstern mit Blick in den schneebedeckten Garten stand ein herrlicher Flügel.
Susannah wurde von dem Instrument magisch angezogen. Sie klappte den Deckel auf und schlug eine Taste an.
»Habe ich extra aus San Francisco kommen lassen«, sagte Zacharias nicht zum ersten Mal. Er klang ein wenig traurig, und Susannah sah ihn mit echtem Bedauern darüber an, dass sie sich nicht in ihn verlieben konnte. »Ich weiß, dass ich weder so jung noch so gut aussehend wie Aubrey bin«, begann er, als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, »aber ich wäre Ihnen ein guter Ehemann.« Seine Wangen röteten sich. »Sie hätten Ihr eigenes Schlafzimmer und alles, was Sie sich nur wünschen.«
Susannah trat zu ihm und legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich kann Sie nicht heiraten«, erklärte sie, »aber das hat nichts mit Ihrer Erscheinung zu tun. Es ist nur so, dass Aubrey mir so viel bedeutet, leider ist es hoffnungslos. Ich gäbe alles darum, dass die Dinge anders stünden, aber so ist es nun mal. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
Zögernd tätschelte Zacharias ihr die Hand. »Nun, ich gebe zu, dass ich mir gewisse Hoffnungen gemacht habe, aber das soll jetzt keine Rolle spielen. Setzen Sie sich, und ich sehe zu, ob ich eine Tasse heißen Tee organisieren kann. Mögen Sie einen Schuss Whisky hinein? Das hilft manchmal, die Probleme zu lösen.«
Susannah lächelte trotz ihrer Niedergeschlagenheit. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr, dass es gleich dunkel würde, aber plötzlich kümmerte sie das nicht mehr. Victoria war bei Maisie in guten Händen, und bei Zacharias war sie sicher. »Eine Tasse Tee wäre schön«, erklärte sie zaghaft. »Was den Whisky angeht...« Sie spitzte die Lippen und schüttelte den Kopf.
Zacharias verließ den Raum, und Susannah besah sich das Klavier näher. Es war
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