Im Bann der Liebe
hatte.
Ruby versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen, als sie sich abwandte und die Kekse vom Blech nahm. »Ich verstehe«, sagte sie, aber es klang nicht so.
Er ergriff sanft ihre Schultern und drehte sie zu sich herum. »Ich würde morgen gern vorbeikommen, Ruby. Wenn Ihnen das passt.«
Ihre Augen waren groß und unschuldig, aber sie war alles andere als dumm. »Gibt es jemanden in Ihrem Leben, Ethan? Wenn ja, wäre es mir lieber, Sie ließen mich in Ruhe.«
Er legte ihr den Finger unter das Kinn und war versucht, sie zu küssen, aber dann riss er sich zusammen und zog sich zurück. »Es gibt keine andere«, sagte er. Das stimmte zwar, aber er fühlte sich dennoch wie ein Verräter, als er das sagte. »Ich muss mich noch um ein paar Dinge kümmern, das wissen Sie, Ruby.«
Ein schmerzlicher Ausdruck flog über ihr Gesicht, aber sie nickte. »Ich weiß. Ihr armer Bruder und die Sache mit Ihrer Haft
»Von dem Schuss ganz zu schweigen«, ergänzte er. Die Wunde heilte gut, aber weibliches Mitgefühl war nicht zu unterschätzen. »Was meinen armen Bruder angeht, wird er jeden Tag gereizter. Noch vor Weihnachten wird er wieder im Laden stehen und alle herumkommandieren.«
Sie lächelte wieder, und er war verloren. In diesem Moment hätte er alles getan, worum sie ihn bat. Er war nur froh, dass sie das nicht wusste. »Wir könnten Johns Wagen leihen und eine Ausfahrt machen«, schlug sie vor.
Am liebsten hätte er sie geküsst. »Das ist eine gute Idee«, stimmte er zu. »Dann bis morgen gegen vier.«
Sie nickte, und er ging.
Eine halbe Stunde später stand er allein auf seinem geheiligten Platz und grübelte. Ein kalter Wind wehte vom Wasser her, und er stellte den Kragen seiner Jacke auf. Der moosbewachsene Stein, auf dem Su Lin und er so oft träumend gesessen hatten, war mit frischem Schnee bedeckt. Der kleine Bronzebuddha, den sie zurückgelassen hatte, war zur Seite gekippt.
Ethan hockte sich hin und blies in seine Hände, um sie anzuwärmen. Dann stellte er den Buddha gerade hin und sah zum grauen Himmel hoch. Es würde noch mehr Schnee heute geben. Er sehnte sich nach der Wärme und dem Licht des Sommers.
Lange stand er da und übte seine Worte im Geiste. »Es gibt da eine Frau, Su Lin«, begann er schließlich. »Sie heißt Ruby...«
Susannah stützte Aubrey, als sie gemeinsam in seinem Zimmer hin und her gingen. Victoria, die jetzt allein sitzen konnte, sah neugierig von einer Decke aus zu und kaute dabei am Fuß ihrer Stoffpuppe.
»Sehr gut«, lobte Susannah Aubrey, denn er brauchte Ermutigung. Sie wusste, wie schwer es seinem Stolz fiel, sich nicht allein bewegen zu können. »Du hast heute schon viel geschafft. Lass uns eine Pause machen.«
»Eine Pause?« Er sah mit gerunzelter Stirn in ihr emporgewandtes Gesicht. »Bist du müde, Susannah? Ich bin es nicht.«
Susannah seufzte. Die Wahrheit war, dass er heute Nachmittag einen Besuch von Mr. Hollister erwartete und dabei nicht im Bett oder auf dem Sofa im Wohnzimmer liegen wollte - selbst wenn er hinterher zusammenbrach. »Na gut, dann mach weiter, bis du einen Rückfall hast, wenn du das willst.«
»Ich würde gern mal die Treppe probieren«, kündigte er an, als ob sie nichts gesagt hätte.
Die Treppe. Allein das Anziehen war schon eine Strapaze gewesen, nun wollte er sich auf den mühsamen Weg zu seinem Arbeitszimmer machen. »Könntest du Mr. Hollister nicht hier oben empfangen? Das ist doch wunderbar ...« Vor allem war es hier oben für ihn weniger anstrengend.
»Ich kann mich nicht für immer hier oben verstecken!«, fauchte Aubrey. Sofort zeigte sich Reue auf seinem Gesicht, und seine eben noch angespannten Züge wurden weicher. »Es tut mir Leid, Susannah. Es ist nur so, dass mein Leben da draußen stattfindet, ohne mich.«
Sie lächelte und legte ihm die Hand auf die Brust. »Dein Leben ist hier drin«, korrigierte sie. »Du trägst es mit dir, egal wo du bist.«
Er beugte den Kopf, was ihm noch nicht leicht fiel, und küsste sie sanft. »Ah, Susannah, Susannah, ich verdiene dich nicht.«
»Das stimmt«, erklärte sie nachdenklich und lachte dann. »Nun komm. Wenn du wirklich nach unten willst, fangen wir besser damit an. Mr. Hollister wird in einer Stunde hier sein.«
Aubrey schüttelte den Kopf. »Scharf wie die Zunge einer Schlange«, zischte er.
Susannah holte Ellie, damit sie auf Victoria aufpasste, und machte sich dann mit Aubrey auf den Weg. Der Abstieg in den ersten Stock war mühsam, und sie konnte erkennen,
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