Im Bann der Liebe
hast versprochen, die Sache ruhen zu lassen«, sagte er, und Susannah wusste, dass er sich auf Nachforschungen zu Mrs. Parkers Tod bezog. Die Passanten wurden allmählich auf sie aufmerksam.
Susannah hakte sich bei den beiden Männern unter. »Wollen wir das nicht lieber weniger öffentlich besprechen?«, schlug sie vor.
Kurze Zeit später befanden sie sich in Aubreys Büro über dem Laden. Er lehnte mit verschränkten Armen am Schreibtisch, während Susannah sich hinsetzte und Ethan ans Fenster trat. Es war schwer zu sagen, was er dachte.
Aubrey goss sich und seinem Bruder Whisky und Susannah einen Likör ein. Normalerweise trank sie nichts Alkoholisches, aber ihr war immer noch kalt, und sie war verstört über die Nachrichten von Su Lin. Auch begann sie sich jetzt auszumalen, was ihr am Hafen alles hätte zustoßen können.
»Hollister schwört, dass die Polizei jeden Mann an der Küste befragt«, begann Aubrey. »Das muss uns im Moment reichen, Bruder.«
Ethan wandte sich um. »Mein Leben steht hier auf dem Spiel«, sagte er. »Ich werde mich nicht hinsetzen und abwarten, wie Hollister oder sonst jemand meine Probleme löst.« Sein Gesicht verzog sich. »Su Lin ist tot«, stieß er hervor.
Aubrey und Susannah wechselten einen Blick, aber keiner sagte etwas.
Ethan sah seinen Bruder an, seine Wut und sein Schmerz waren förmlich spürbar. »Es ist meine Schuld. Wenn ich sie geheiratet hätte ...«
Susannah setzte ihr Glas ab, weil ihre Hände zitterten. Aubrey wandte den Blick nicht von Ethan ab.
»Du kannst die Vergangenheit nicht ändern, manchmal musst du sie einfach nur hinter dir lassen.«
Ethan lächelte auf eine schreckliche Weise. »Was für ein ironischer Rat, wenn man bedenkt, wer ihn gibt.«
Ein langes Schweigen folgte.
»Es tut mir Leid«, sagte Aubrey, »das mit Su Lin.«
Ethan sah kurz Susannah an, als wäre ihm ihre Gegenwart gerade erst wieder eingefallen, und sie umklammerte die Armlehne des Stuhls, um deutlich zu machen, dass sie dableiben würde. Er wandte sich wieder Aubrey zu. »Da ist noch mehr.«
Aubrey goss sich einen zweiten Whisky ein. Susannahs Herz klopfte.
»Ja?« Aubrey wartete.
»Du hast ihr Geld gegeben, sie ausgezahlt.«
Aubrey schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Der Betrag wurde von deinem Konto abgebucht«, bekräftigte Ethan. Wieder gab es eine furchtbare Pause. »Warum?«, stieß Ethan gequält hervor. Dann hieb er mit beiden Fäusten auf den Tisch. »Sag mir, warum!«
Susannah wagte nicht, sich zu regen oder zu sprechen.
»Ich habe es dir doch gesagt«, versicherte Aubrey, »ich war nicht einmal in Su Lins Nähe.«
Ethan beugte sich vor. »Hast du ihr gesagt, dass sie Schande über die Fairgrieves bringen würde, Aubrey? Hast du ihr gesagt, dass ihre Kinder - meine Kinder! - Außenseiter sein würden?«
Aubrey biss die Zähne zusammen und konnte sich nur noch mühsam beherrschen.
Susannah schloss die Augen und wartete auf den Ausbruch. Nichts geschah. Als sie die Augen wieder aufschlug, sahen die Brüder einander immer noch abschätzend an.
»Du Bastard!«, zischte Ethan schließlich.
Aubrey blieb ruhig. »Denk, was du willst«, gab er zurück.
»Ich brauche einen Drink.« Ethan machte kehrt, verließ das Büro und knallte die Tür hinter sich zu.
»Wie konntest du nur, Aubrey«, begann Susannah.
Er seufzte. »Nicht du auch noch.«
»Du hattest kein Recht, dich so einzumischen.«
»Danke für dein Vertrauen in mein Wort, Mrs. Fairgrieve.«
»Es wurde ein Kontoauszug erwähnt«, verteidigte Susannah sich. »Ich war dabei, falls du dich erinnerst.«
»Das kann ich nicht erklären«, erwiderte Aubrey, »du musst mir einfach nur vertrauen.« Er seufzte und sah ins Leere. »Ich will nicht leugnen, dass ich meine Bedenken hatte«, gestand er zu. »Ethan war damals achtzehn und glaubte, er könnte es mit einer ganzen Stadt voller bigotter Bürger aufnehmen. Su Lin war sehr behütet und unschuldig. Die beiden hätten unvorstellbar gelitten.«
Susannah sagte nichts. Sie glaubte Aubrey, auch wenn alles gegen ihn sprach, aber sie wollte es nicht zugeben.
Aubrey setzte sich hinter seinen Schreibtisch, dorthin, wo seine Autorität unangefochten war.
Er war blass und müde, aber nichtsdestotrotz wirkte er imposant. Er war fraglos die stärkste Person, die sie kannte, und doch hätte eine einzige, gemeine Frau es fast geschafft, ihn zu zerstören.
Er lehnte sich zurück und blickte zur Decke. »Oh, ja«, fügte er hinzu und dachte jetzt an Su Lins
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