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Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Titel: Im Bann der Lilie (Complete Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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von der landesweiten Suche nach Marcel und Silvio erfahren, und er hoffte, dass die beiden jungen Männer sich bereits auf dem Segler nach Dover befanden.
    Ein Diener öffnete die Pforte und bat ihn hinein. Die Dame des Hauses und ihr Bruder seien zugegen, bemerkte er auf seine Anfrage hin. Der Marquis sei leider nicht im Hause.
    Im Hause vielleicht schon, aber in einem Sarg, dachte Townsend und bat darum, mit Marie sprechen zu dürfen, um nicht unhöflich zu wirken und direkt wieder gehen zu müssen. Innerlich bezweifelte aber, dass die junge Frau irgendetwas über Untote oder deren Gepflogenheiten wusste.
    Marie de Montespan und Clement Devereaux betraten kurz darauf das Besucherzimmer und ließen Kaffee und Gebäck servieren. Der Engländer stellte sich als alter Bekannter des Marquis vor. In Gegenwart der Dame wollte Townsend allerdings nicht auf den wahren Grund seines Hierseins kommen, und so führte man zunächst eine belanglose Konversation, bevor der Brite den jungen Clement um eine Unterredung unter vier Augen bat. Der junge Mann tat zunächst erstaunt, aber da Marie froh war, den erzwungenen Höflichkeiten gegenüber einem ihr Fremden zu entkommen, ließ sie die beiden Männer gern allein.
    Townsend kam direkt auf den Punkt. „Ihr wisst, dass Euer Schwager den Chevalier Saint-Jacques suchen lässt?“, fragte er Clement.
    Dieser zuckte zusammen.
    „Sie kommen wegen Marcel?“, fragte er zurück. „Ich war schon um Sorge um ihn, denn eine seltsame Art Hassliebe scheint unseren Julien mit ihm zu verbinden.“
    „Nun, ich hoffe, dass es ihm und seinem Freund gelungen ist, das Land rechtzeitig zu verlassen, bevor Napoleon seine Häscher aussandte. Er ist auf der Suche nach einem bestimmten Wissen, damit er seinen Freund besser beschützen kann. Es hat etwas mit diesen goldenen Ringen zu tun, die er und der Marquis an der Hand tragen.“
    „Die Lilie“, murmelte Clement nachdenklich.
    Townsend nickte.
    „Es muss irgendein Geheimnis geben, dass er selbst nicht kennt und mit dem der Marquis ihn unter Druck setzt.“
    Bei diesen Worten kehrte bei dem blonden Jüngling die Erinnerung an das seltsame Gespräch im Arbeitszimmer zurück. An das kleine Buch. Er schreckte hoch und blickte dem hageren Besucher direkt in die Augen.
    „Vielleicht kann ich Euch tatsächlich helfen. Folgt mir bitte, Monsieur.“
    Sie gingen gemeinsam in das erste Stockwerk und betraten das abgedunkelte Arbeitszimmer, über dessen Kamin dem Engländer das Portrait des Chevaliers direkt ins Auge sprang.
    Teufel auch, dachte er erstaunt, es muss sich wirklich um eine Art Besessenheit handeln. Er scheint diesen Jungen mehr zu verehren als seine Gattin.
    Clement war inzwischen an das Bücherregal getreten und suchte dort nach dem uralten, seltenen Werk, das der Marquis ihm einmal kurz gezeigt hatte. Würde dieser nicht furchtbar zornig werden, wenn er erführe, dass er indirekt Marcel bei seiner Flucht half? Andererseits, warum sollte er das nicht tun, dann würde Julien sich ihm vielleicht ganz und gar zuwenden – irgendwann. Der junge Devereaux fand schließlich, was er suchte und reichte das kleine Buch dem Gast. Neugierig warf Townsend einen Blick hinein. Viel verstand er nicht von dem alten Französisch darin, nur einzelne lateinische Worte waren ihm bekannt. Einige Skizzen erklärten verschiedene Rituale. Abbildungen von Pflanzen ähnlich wie einem Botaniklehrbuch und die Konstellationen von Sternen fanden sich darin ebenso wie merkwürdige Rezepte. Beim Durchblättern fand er schließlich auch eine zeichnerische Darstellung des Ringes. Die Worte darunter notierte er fleißig in seinem eigenen Notizbuch. Er betete zu Gott, dass dies die Lösung für Marcels Probleme war. Dieses Buch mitzunehmen, wagte er nicht. Sollte der Marquis ihm auf die Spur kommen, war ihm dessen Rache sicher, und er hing an seinem bisschen Leben doch mehr, als er bislang gedacht hatte. William Townsend starb lieber für sein Vaterland als für die Gier eines Blutsaugers!
    Mit Dank reichte er es Clement zurück, und dieser steckte es wieder an die Stelle, an der es im Regal gestanden hatte.
    „Ich danke Euch vielmals, Mister Devereaux. Auch im Namen von Marcel und seinem Freund“, sagte er und verabschiedete sich schnell.
    Clement lächelte und sein hübsches Gesicht schien zu leuchten. Ein hilfreicher Engel mit durchaus egoistischen Zielen! „Grüßt den Chevalier von mir und meiner Schwester“, sagte er zum Abschied. „Ich wünsche ihm und seinem

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