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Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Titel: Im Bann der Lilie (Complete Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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übrigen Kostbarkeiten im Schloss. Doch diese bedeuteten ihm nicht halb so viel wie dieses eine Bild. Nachdem er Marcel in Sicherheit wusste, schnappte der Marquis sich das zweite gesattelte Pferd. In Kürze würden die Bauern auch hier nach Wertsachen suchen und die edlen Rösser stehlen. Bereits jetzt hatte der Pöbel einen Wagen eingespannt und diesen voll geladen mit allem, was die Plünderer tragen konnten. Die Vorräte aus der fürstlichen Küche waren ebenso darunter wie kleine, intarsienverzierte Möbelstücke. Noch waren sie mit der Plünderung der Nebengebäude beschäftigt, wo sie lebende Gänse und Hühner fanden. Mehrere Männer schoben soeben einen zweiten Wagen aus der offenen Remise, für den sie Kutschpferde brauchen würden!
    Der Marquis nahm den gleichen Weg wie Marcel, wandte sich aber dann in Richtung Wald. Als er den treuen Diener mit der Kutsche bemerkte, parierte er den dunkelbraunen Hengst durch.
    „Warte noch!“, rief er Gaspard zu.
    Er stieg ab, schlang die Zügel an ein Rad, öffnete den Schlag und schien unter einem der Polstersitze etwas zu suchen. Ein verborgener Mechanismus öffnete einen zweiten Boden, und er ließ das Bild dahinter gleiten. Niemand wusste von diesem Versteck. So etwas war immer nützlich, wenn man etwas vor Wegelagerern verbergen wollte. Dann band er sein Pferd wieder los. Er gab Gaspard den Befehl, mit der Kutsche zur Grenze in Richtung der Grenze zu fahren und Zuflucht in Spanien zu suchen. Dabei sollte er Nebenstrassen benutzen und sich möglichst unauffällig verhalten. Später wollte er nachkommen. Der Kutscher nickte stumm und knallte mit der Peitsche. Die vier Rappen legten sich ins Geschirr und galoppierten davon.
    Der Hengst des Marquis war nur mit Mühe zurückzuhalten und tänzelte an den Zügeln. Der Marquis klopfte ihm beruhigend den Hals und stieg wieder auf. Er schien kurz zu überlegen, welchen Weg er einschlagen sollte. Da hörte er hinter sich die schwer beladenen Wagen der grölenden Bauern heran nahen. Er gab dem Pferd die Sporen und ritt in Richtung Hauptstadt davon. Dort gab es Menschen, die ihn brauchten.
    So uneigennützig war seine Wahl allerdings nicht. Paris würde ihm jetzt mehr bieten als die früheren, oberflächlichen Vergnügungen. Dort erwartete ihn frisches Blut!
     
    Am Stadttor hielt ihn eine der Bürgerwachen an. Nach Einbruch der Dunkelheit brannten Fackeln an den Toren. Viele Soldaten hatten sich der Bürgerwehr angeschlossen und liefen in halb zerrissenen Uniformen umher. Nachts war Paris ein unruhiges und gefährliches Pflaster geworden. Jeder, der sich der Revolution angeschlossen hatte, trug mittlerweile eine der blau-weiß-roten Kokarden, entweder am Hut oder am Kleid. Wer dieses Zeichen nicht bei sich trug, musste damit rechnen, auf der Stelle getötet zu werden. Die Revolutionäre hatten sich bewaffnet und trugen Gewehre mit aufgepflanzten Bajonetten in der Hand oder Pistole und Degen am Gürtel. Der Marquis hatte sich ruhigen Schrittes den Wachen genähert und machte keinerlei Anstalten, sich zu wehren. Es war besser, nicht aufzufallen.
    „Wer bist du und woher kommst du?“, wollte der bärtige Jakobit vor ihm wissen.
     „Mein Name ist Julien, und ich komme aus dem Languedoc. Ich war dort der Stallmeister eines dieser verfluchten Adeligen.“
    So erklärte er das edle Pferd, auf dem er ritt. Zudem war es Usus, dass Diener nur einen Vornamen besaßen. Niemand fragte nach deren Herkunft oder Abstammung.
    „Und was führt Euch nach Paris?“, misstrauisch kniff der Bärtige die Augen zusammen.
    „Ich hörte von eurem Aufstand, stahl ein Pferd und möchte mich euch anschließen, um diesem adeligen Pack den Garaus zur machen.“
    Der Marquis schien solche Situationen nicht zum ersten Mal zu erleben und legte eine überzeugende Schauspielkunst an den Tag. Der Bärtige warf sich stolz in die Brust. „Ha, das ist eine gute Einstellung, Mann. Seid willkommen, wenn Ihr einen solch langen Weg hinter Euch gebracht habt, um für unsere gute Sache zu kämpfen. Hier nehmt das und wagt es nicht, dieses Zeichen unserer Freiheit abzunehmen.“
    Mit diesen Worten bekam der Marquis, der nun keiner mehr sein durfte, eine der Kokarden gereicht, die er bereitwillig ansteckte.
    „Im Gasthaus Le Coq Rouge in der Rue Lafayette findet Ihr unseren Kommandeur. Lasst Euch von ihm in Eure neue Aufgabe einweisen“, rief ihm der Wachhabende noch hinterher, nachdem er ein paar Meter weiter geritten war. Grüßend hob Julien seine Hand an den

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