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Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Im Bann der Lilie (Complete Edition)

Titel: Im Bann der Lilie (Complete Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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ich hochsensibel auf Sonnenlicht reagiere. Es ist eine böse Allergie, die mich das Leben kosten kann“, gab Marcel zur Auskunft. Das war zumindest eine Erklärung dafür, warum sich dieser Knabe zur nachtschlafenden Zeit hier herum trieb.
    „Ihr seid nicht zufällig ein Vampir?“, grinste der Anwalt jetzt boshaft.
    Marcel wandte sich zu ihm um und schenkte ihm dafür ein übertriebenes Lächeln, ohne jedoch seine Fangzähne zu entblößen.
    „Wärt Ihr dann noch am Leben?“, fragte er zurück.
    „Kommen wir doch endlich zur Sache“, brummte Townsend jetzt. Er war des Geplänkels müde und hatte sich bereits einen Plan überlegt.
    „Wir werden Euch im Laderaum eines Frachtschiffes von Marseille nach Dover bringen. Dann geleite ich Euch in einer Kutsche zu meinem Landhaus wenige Meilen von der Küste entfernt, wo ich einen Maskenball explizit für den im Exil lebenden französischen Hochadel geben werde und wobei Fabienne Conechet ebenfalls zu Gast sein wird. Der Rest bleibt dann ganz Euch überlassen!“
    „Aber bitte lasst Euch nicht allzu lange Zeit!“, forderte der Anwalt den frisch angeworbenen Mörder auf. Endlich schien er seinem lang ersehnten Ziel näher zu kommen. Er konnte es kaum erwarten, den Betrag zu zählen, der bald auf sein Konto fließen würde.
    „Ich benötige nur wenige Tage, wenn ich erst einmal mit ihr bekannt gemacht wurde“, versicherte Marcel ihm. „Es wird recht schnell und schmerzlos vor sich gehen!““, fügte er noch hinzu, aber das schien den Cousin seines Opfers am wenigsten zu interessieren. Der junge Saint-Jacques wusste, dass er bei dieser Aufgabe keine Freude empfinden, sondern nur seiner Natur als Todesengel frönen würde.
    „Anschließend bringen wir Euch wieder nach Dover und mit einem Versorgungsschiff zur Flotte von Admiral Nelson, der auf der Suche nach der französischen Flott ist und gerade Neapel anläuft“, plante Townsend akribisch weiter. Er schien genau zu wissen, was er tat. Offenbar war er schon recht lange im Spionagegeschäft und auf alle Eventualitäten gut vorbereitet!
    „Einverstanden!“, sagte Marcel und reichte den beiden Männern nacheinander seine Hand. Sie fühlte sich eiskalt an und jeder der beiden ließ sie rasch wieder los.
    Der Tod von Fabienne Conechet war eine beschlossene Sache.
    „Ich werde morgen in Marseille sein und auf Eure Ankunft warten“, meinte Marcel fast beiläufig zum Schluss ihres Gesprächs.
    „Morgen?“, fragte der Dicke verdutzt. So schnell würde keine Kutsche diese Entfernung bis zur französischen Küste bewältigen können.
    Marcel musste schmunzeln. „Morgen!“, bestätigte er, wandte sich ab und ging davon, um sich in dieser Nacht noch mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen.

Marcel Saint-Jacques hatte Wort gehalten und eine wahrhaft schöne Leiche im Gartenpavillon von Mister Townsend hinterlassen. Dieser hatte ihm versprochen, sie am nächsten Morgen vor ihrer Entdeckung zu entsorgen und seinem Auftraggeber in Frankreich die Botschaft über das plötzliche Ableben seiner reichen Cousine mitteilen. Der Anwalt Conechet würde damit zum Alleinerben des Vermögens.
    William Townsend hatte fürsorglich seinem ungewöhnlichen Gast ein abgedunkeltes Zimmer zur Verfügung gestellt. Die Kiste, in der Marcel unauffällig nach England gereist war, stand erneut bereit, um ihn diesmal auf das Versorgungsschiff der britischen Marine zu bringen. Auf dieser stabilen Holzkiste war groß das Wort FRAGILE deklariert, was in beiden Sprachen bedeutete, dass man behutsam mit dem Inhalt umgehen sollte. Offiziell würde darin kostbares Porzellan transportiert, obwohl Marcel sich fragte, was man an der Front mit diesem Zeug anfangen sollte. Aber gut, besser, er sprach seine Bedenken nicht laut aus, denn bislang war dieser Townsend ein zuverlässiger Verbündeter gewesen, der alle Vorbereitungen vereinbarungsgemäß getroffen hatte. Eine ganz andere Frage beschäftigte ihn während der letzten Tage an Land und seiner Reise zurück nach Dover, wo der Dreimaster MARY-ANNE bereits auf ihn wartete. Wie und wovon sollte er sich monatelang auf einem Schiff ernähren? Die erste Überfahrt nach England war ja kein Problem gewesen, aber nun ging es in den nahen Osten, mit einem kurzen Zwischenstoff im spanischen Cádiz, wo man frische Vorräte aufnehmen und einen Teil der Ladung löschen würde. Dort könnte auch er sich für einige Tage an Land versorgen, bevor es dann durch die Straße von Gibraltar weiterging zum Hafen von Neapel,

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