Im Bann der Ringe (German Edition)
erwidern, aber nach einem Blick in seine dunklen Augen vergaß sie das. Mit dem Anflug eines schlechten Gewissens lenkte sie daher ein: „Und entschuldige noch mal mein blödes Benehmen. Und das mit dem Kneifen. Soll nicht wieder vorkommen.“
Er nickte gnädig mit dem Kopf und um seine Mundwinkel zuckte es wieder. „Und ich denke mal, ich soll keinem davon erzählen, richtig?“ Locker stützte er eine Hand an seinem Spind ab, als er sich fast unmerklich zu ihr herüberbeugte.
Cats Kopf flog hoch. Das hatte sie nach diesem Fiasko von Gespräch nicht mehr zu fragen gewagt und sich schon mit dem Gedanken angefreundet, dass am nächsten Tag die halbe Schule von ihrer Ohnmacht und dem wirren Gestammel wusste. Und jetzt kam er ihr auch noch so nahe, dass sie seinen Duft einatmen konnte. Ihr wurde schwindelig. Peinlich berührt senkte sie schnell wieder den Kopf und stammelte etwas von „…das wäre sehr nett, ja. Danke …“ Völlig verunsichert, total sauer auf ihn, auf sich selbst und auf die ganze Welt!
„Kein Problem.“ Und wieder dieser überhebliche Ton, gepaart mit einem arroganten Lächeln.
Cat erwiderte nichts mehr und machte Anstalten, zu gehen.
„Bis morgen dann, Catherine“, rief er ihr hinterher.
„Ja, bis dann.“ Idiot!
Sie drehte sich nicht mehr um und ging mit wackeligen Knien den Flur hinunter. Die Tränen, die in ihren Augen aufstiegen, wollte sie ihm nicht zeigen.
Auffahrunfall
Der nächste Tag verlief ohne weitere Zwischenfälle.
Cat wurde nicht wieder ohnmächtig und Ric fragte nicht mehr nach. Sie ignorierte ihn so gut es ging und er tat es ihr gleich. Am dritten Schultag, am Mittwoch, bekam er ein neues Gesicht zu sehen. Ric saß auf der Mauer neben der Eingangstür in der Sonne und las vor Unterrichtsbeginn noch in seinem Buch, als Ann, von der er schon so viel gehört hatte, die Bühne betrat.
Sie war endlich aus Kanada zurückgekehrt und wurde mit einem lauten Hallo von allen begrüßt.
„Hey, Ann! Endlich!“ Dionne und Cat stürmten sofort auf das Mädchen mit den langen dunklen Locken zu und umarmten sie gleichzeitig.
„Hach, Gott, ist das schön, wieder bei euch zu sein!“, rief Ann aus. Er sah, wie ihre blauen Augen funkelten. „Ihr glaubt ja gar nicht, was das für ein Höllentrip war! Das muss ich euch erzählen! Aber erst mal …“ Sie hielt ihre beiden Freundinnen auf Abstand und lächelte geheimnisvoll. „Erst mal gibt es Geschenke!“ Ric schmunzelte, während er von weitem die Szene beobachtete. Ann holte aus ihrem Rucksack zwei kleine, in rosa Papier eingewickelte Päckchen und übergab sie an ihre Freundinnen. Wie er erkennen konnte, schenkte sie Cat und Dionne jeweils ein T-Shirt mit dem kanadischen Ahornblatt. Das Gleiche wie das, welches sie selbst bereits trug. Nach erneutem Umarmen steuerten die drei auf den Eingang zu, dabei mussten sie an ihm vorbei. Dionne warf ihm ein strahlendes Lächeln zu.
„Guten Morgen, Ric! Dürfen wir dir unsere lang vermisste Ann vorstellen? Ann, das ist Ric. Er ist neu hier und macht das letzte Jahr mit uns zusammen.“
Ann strahlte ihn ebenfalls an. „Hallo, Ric. Schön, dich kennenzulernen. Und? Wie gefällt es dir hier?“, fragte sie ihn, während sie seine Hand schüttelte.
„Hallo, Ann! Freut mich auch. Danke, es ist ganz okay hier.“
„Nur okay?“, fragte Dionne übertrieben entsetzt.
„Entschuldigung! Nein, ich meine natürlich: Es ist fantastisch hier und absolut das Beste, was mir hätte passieren können!“, gab Ric gespielt ernst zurück. Dionne zwinkerte ihm glücklich zu.
„Das höre ich gerne“, lachte sie. „Dann bleibst du uns ja weiterhin erhalten.“
Er warf Cat einen kurzen Seitenblick zu, aber sie beachtete ihn wie gewohnt nicht. Daher sagte er eine Spur zu laut: „Ja, das bleibe ich!“
Dionne alberte zusammen mit Ann noch ein bisschen mit ihm herum, bis es wirklich Zeit wurde.
„Kommst du nicht mit?“ Dionne sah ihn fragend an.
„Doch, ich komm gleich hinterher. Geht schon mal vor, ich muss meinen Krempel noch einpacken.“
„Oh, okay. Dann bis gleich!“
„Bis gleich, Ric!“, rief auch Ann ihm über ihre Schulter zu.
Er sah den Dreien nach, wie sie Arm in Arm den Flur entlang liefen. Unerwartet drehte Cat ihren Kopf und sah ihn über ihre Schulter hinweg an. Er fing ihren Blick auf und für den Bruchteil einer Sekunde spürte Ric es ganz deutlich: ein unsichtbares Band, welches sie miteinander verband. Dann war es vorbei. Cat drehte sich wieder nach vorne und
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