Im Bann der Sinne
das fast körperlich spürbar war. Das machte ihn unglaublich attraktiv. Die Menschen lauschten konzentriert, wenn er redete und beantworteten seine Fragen ohne Zögern, froh über die Aufmerksamkeit, die er ihnen schenkte.
„Sind Sie mit Ihrer Unterkunft zufrieden?", hörte sie Arin fragen und musste sich zwingen, den Blick von ihrem Ehemann abzuwenden. Beglückt nahm sie wahr, dass Tariq zu ihr herübersah, kaum dass sie den Blick von ihm abwandte.
„Es ist alles wundervoll, danke sehr." Jasmine lächelte. „Ich darf Sie nicht mehr anlächeln, weil die Frauen Sie zu sehr mögen."
Arin strich sich über den Bart. „Das ist ein schweres Los, aber ich muss es tragen.
Das macht es schwer, eine Frau zu finden."
Jasmine glaubte sich verhört zu haben. „Schwer, eine Frau zu finden?"
„Ja." Er machte ein sorgenvolles Gesicht. „Wie kann ein Mann sich für eine köstliche Frucht entscheiden, wenn er jeden Tag von neuem durch einen üppigen Garten geht?"
Jasmine legte eine Hand auf ihren Mund, um nicht laut zu lachen. Kein Wunder, dass er und Tariq Freunde waren. In dem Augenblick zog Tariq leicht an ihrer Hand.
Obwohl er sich mit jemand anderem unterhielt, wollte er ihre Aufmerksamkeit. Dass er sich wegen Arin nicht wirklich Sorgen machte, wusste sie. Weshalb war er dann so besitzergreifend?
„Er ist wie ein Kind. Er will Sie mit niemandem teilen." Arin beugte sich vertraulich vor. „Und er hat recht damit."
Es stimmte. Tariq war nicht bereit sie zu teilen - manchmal. Er mochte es, wenn sie mit anderen Kontakt aufnahm und sich mit Frauen wie Mumtaz anfreundete. Er wollte sie also nicht absolut beherrschen. Doch er schien sie immer in seiner Nähe haben zu wollen.
Wollte er das, weil er sie so sehr brauchte, oder weil er ihr nicht vertraute?
Sie schluckte schwer bei dem Gedanken, dass wahrscheinlich Letzteres zutraf und setzte ein besonders freundliches Lächeln auf. Die Frau, die ihr gegenüber saß, fasste das als Ermutigung auf und verwickelte Jasmine in ein Gespräch.
„Heute werde ich einige Edelsteinminen besichtigen", erklärte Tariq am nächsten Morgen nach dem Frühstück. „Es ist ein sehr langer, beschwerlicher Ritt. Du wirst mich nicht begleiten können."
Jasmine sah ihn enttäuscht an. „Vielleicht nächstes Mal. Wenn wir wieder zu Hause sind, musst du mir Unterricht geben, wie man auf diesen Tieren reitet."
„Das werde ich, Mina", erwiderte er lächelnd. „Und während du hier allein bist, würdest du vielleicht gerne - wie nennt man das ... Ich meine, es wäre gut, wenn du mit den Menschen ..."
„Du meinst, ich soll mich unters Volk mischen?"
„Ja. Besonders unter die Frauen. Hier draußen in der Wüste sind die meisten von ihnen viel scheuer als in der Stadt."
„Du möchtest also, dass ich mit ihnen rede, um zu erfahren, ob es ihnen gut geht?"
Er nickte. „Du bist eine Frau, und du bist freundlich und sympathisch, zumal du ja dauernd aller Welt zulächelst." Sein Ton war tadelnd, doch er lächelte. „Die meisten Bürger von Zeina werden versuchen, mit uns zu sprechen. Auf diese Art stärken wir die Bande, die unser Land zusammenhalten. Die Männer wollen normalerweise lieber mit mir sprechen, aber die Frauen werden sich wohler fühlen bei dir."
Jasmine biss sich auf die Unterlippe.
„Du möchtest es nicht tun?", fragte Tariq.
„Oh, doch. Ich will schon. Aber ... glaubst du denn, dass ich das kann? Ich meine, ich bin ja nur eine ganz normale Frau. Werden die Menschen aus deinem Volk wirklich mit mir sprechen wollen?" Ihr ganzes Leben hatte Jasmine das Gefühl gehabt, niemals gut genug zu sein, und manchmal drohte die Vergangenheit ihr mühsam errungenes Selbstwertgefühl zunichte zu machen.
„Ah, Mina. „Tariq zog sie auf seinen Schoß und drückte sie an sich. „Du bist meine Frau, und sie haben dich längst akzeptiert."
„Woher weißt du das?"
„Ich weiß es einfach. Und du wirst deinem Mann vertrauen und tun, was er sagt."
Sie musste lächeln. Wenn er so etwas von ihr verlangte, dann musste er wohl ein gewisses Vertrauen zu ihr haben. Vielleicht war das ein Anfang. Vielleicht würde er ihr eines Tages völlig vertrauen. Die Flamme der Hoffnung begann von neuem aufzuflackern.
„Jawohl, Meister." Sie machte ein unterwürfiges Gesicht, sodass er lachen musste und sie küsste.
Bald darauf nahm er Abschied und ritt los.
Jasmine winkte ihm nach, dann fasste sie sich ein Herz und schlenderte ins Zentrum der Zeltstadt. Innerhalb kürzester Zeit war sie von
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