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Im Bann der Träume

Im Bann der Träume

Titel: Im Bann der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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nichtoffizielle Besiedlung durchzusetzen. Die großen Firmen taten bei diesem Spiel aber nicht mit, und deshalb kam ein kleiner freier Händler zum Zug. Wir haben hier nur eine kleine Station mit Thorvald, Taggi, seinem Weibchen Togi mit ihren Jungen und mir und dazu noch einen Nachrichtentechniker.«
    Das braune Tier schien seinen Namen gehört zu haben und trottete herbei. Es schnüffelte am Speer und knurrte. Tsstu fauchte, und ihre Krallen schlugen sich in Charis’ Haut.
    »Was ist das für ein Tier?« fragte sie.
    »Ein Wolf. Er ist ein von Terra stammendes Herdentier«, antwortete er geistesabwesend. »Kannst du sie nicht doch noch mal rufen? Ich fürchte, es wird höchste Zeit.«
    Vielleicht kann ich Gytha erreichen, überlegte sie. Gytha war ihre engste Gefährtin unter den Wasserhexen gewesen. Vielleicht nur Gytha, nicht die Zitadelle als Ganzes? Sie hauchte auf ihre Scheibe und konzentrierte sich mit geschlossenen Augen auf Gytha.
    Ganz zu Anfang hatte eine Wyvern für sie wie die andere ausgesehen; später fand sie dann Unterschiede heraus. Die juwelenfunkelnden Körperlinien glichen einander nur scheinbar; sie hatten eine bestimmte Bedeutung. Die jungen Wyvern konnten, sobald sie im Gebrauch der Macht unterwiesen waren, vereinfachte Zeichen der älteren übernehmen und dann eigene Symbole dazufügen, die ihrer Weiterentwicklung entsprachen. So gelang es später Charis, sie voneinander zu unterscheiden.
    Es fiel ihr also nicht schwer, sich Gytha vorzustellen, ihr den Wunsch, mit ihr zusammenzutreffen, zu übermitteln. Sie rechnete nur mit einem geistigen Kontakt; auf einen erstaunten Ausruf Lantees hin öffnete sie die Augen und sah Gytha vor sich stehen. Ihre rotgoldenen Rüssellinien funkelten in der Sonne, und die kleinen Schwingen am Rücken zitterten ein wenig, als habe sie diese eben zum Fliegen benutzt. »O du, der du wahrträumst«, rief ihr geistiger Gruß Lantee zu.
    »Gefährtin meiner Träume.« Erstaunt stellte Charis fest, daß Lantee Gythas Gruß auf deren Art beantwortete. Also hatte er tatsächlich Verbindung zu den Wyvern, obwohl er keine Scheibe besaß.
    »Du hast gerufen!« Das galt Charis und war fast eine Mißbilligung.
    »Hier gibt es Schwierigkeiten …«
    Gytha sah sich um, erkannte die Zerstörung und warf einen Blick auf die Leiche. »Das berührt uns nicht.«
    »Auch das nicht?« Lantee hob den Speer nicht auf, sondern schob ihn nur mit der Fußspitze der jungen Wyvern entgegen.
    Sie sah hinunter, und eine Barriere schob sich zwischen sie und Charis, als sei eine Tür zugeschlagen worden. Aber Charis hatte zu lange unter den Wyvern geweilt, als daß ihr das fast unmerkliche Zittern des Stirnkammes hätte entgehen können.
    »Gytha!« Charis versuchte die Barriere zu durchdringen, aber die junge Wyvern tat, als habe sie keinen Ruf vernommen. Lantee und Charis schienen nicht mehr zu existieren. Nur der blutige Speer war Wirklichkeit.
    Gytha machte keine Geste der Warnung. Plötzlich standen zwei weitere Wyvern neben ihr, und eine davon – Charis tat einen raschen Schritt rückwärts – trug einen fast schwarzen Stirnkamm. Ihr ganzer Körper funkelte und glitzerte. Es war Gysmay, die Leserin der Stäbe.
    Ein Schlag der Ablehnung traf sie; dann sahen die Wyvern Lantee mit einer Kälte an, die wie eine Waffe wirkte.
    Der junge Offizier schwankte, und unter der tiefen Bräune nahm sein Gesicht eine grünliche Farbe an, aber er hielt stand. Charis spürte das Staunen der Wyvern.
    Gysmays Gefährtin bewegte sich nicht, aber auch von ihr ging ein Strom von Gefühlen aus, die Charis nicht genau zu bezeichnen vermochte. Vielleicht war es eine Warnung, eine Reserviertheit. Auch ihr Stirnkamm war schwarz, aber sie schien keine Körperlinien zu tragen. Doch dann bemerkte Charis sehr einfache, silbrige Linien, die wie ein kostbares Brokatmuster wirkten, sich aber kaum von der Haut abhoben. Die beiden Menschen beachtete sie nicht, sondern sah nur den Speer an. Er hob sich waagerecht in die Luft bis zur Höhe ihrer Augen und näherte sich ihr. Dann blieb er dort hängen. Schließlich wirbelte er um sich selbst und schnellte zu Boden. Mit einem scharfen Schnappen zerbarst er. Die Splitter stiegen in die Luft und wirbelten herum. Atemlos beobachtete Charis die nadelscharfen Stücke, die einen Wahnsinnstanz aufzuführen schienen. Schließlich fielen sie zu Boden.
    Charis bewegte sich und Tsstu in ihren Armen streckte sich. Der Wolf heulte. Charis sah Lantee langsam in sich zusammensinken, als

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