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Im Bann der Träume

Im Bann der Träume

Titel: Im Bann der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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der Rinne und ließ sich von ihr mitziehen. Charis entdeckte, daß er ihr solange folgen würde, als sie seinen Arm hielt.
    Ließ sie ihn fallen, dann blieb er stehen.
    Sie schlug eine südliche Richtung ein. Tsstu trottete voraus, und Taggi bildete die Nachhut. Sie ahnte nicht, was ihnen folgen konnte und dachte an die Banden. Lantee hatte keine Waffe bei sich. Ein paar Steine richteten nichts aus gegen ein Strahlengewehr. Ihre einzige Hoffnung war die, daß sie rechtzeitig eine Höhle fanden, in der sie sich verstecken konnten.
    Zum Glück war das Gelände nicht allzu uneben. Klippen hätte sie mit Lantee nicht geschafft, so willig er ihr auch folgte. Ein Stück vor ihnen zeichneten sich die Felsen eines zerklüfteten Landstriches ab; vielleicht konnten sie dort einen Unterschlupf finden.
    Sie eilten weiter. Lantee schien noch immer nur auf ihre führende Hand zu reagieren, als sei er ein Roboter. Bald mußte es Abend werden; sie mußte also diesen zerklüfteten Landstrich noch erreichen, solange es hell war. Und das gelang ihr auch. Tsstu erforschte, was sie brauchten und führte sie zu einem überhängenden Felsen, der nahezu eine Höhle bildete. Charis schob Lantee hinein in den Schatten und drückte ihn auf den Boden. Dort saß er und starrte mit blicklosen Augen in die Dämmerung hinaus.
    Hatte er Notrationen bei sich? An seinem Gürtel hingen einige Taschen, und Charis durchsuchte sie. In der einen fand sie ein Tonbandgerät in Kleinformat, ein Päckchen winziger Werkzeuge, mit denen Reparaturen ausgeführt werden konnten, Ausweispapiere und ein einfaches Sanitätspäckchen. In der zweiten Tasche fand sie endlich das, was sie suchte, worauf sie gehofft hatte. Diese Röhrchen hatte sie beim Ranger auf Demeter gesehen. Sie enthielten Energietabletten, die nicht nur den Hunger zu stillen vermochten, sondern auch die erschöpfte Kraft wieder aufbauen konnten. Es waren vier Stück. Zwei schob Charis in das Röhrchen zurück, das sie in ihre eigene Gürteltasche steckte. Eine kaute sie selbst. Wie aber konnte sie die andere Lantee eingeben? Essen konnte er sie in seinem gegenwärtigen Zustand wohl kaum. Sie mußte sie also zerkleinern. Sie suchte zwei Kieselsteine, rieb sie an den Resten ihrer Tunika sauber und reinigte auch die Schutzhülle des Ausweises von anhaftendem Staub. Dann rieb sie die Tablette zwischen den Steinen zu Pulver, öffnete mit einiger Anstrengung Lantees Mund und schüttete das Pulver hinein. Mehr konnte sie nicht tun. Vielleicht konnten die in dem Pulver konzentrierten Energien die Schockwirkung abschwächen oder aufheben.

 
10
     
    Solange es noch einigermaßen hell war, versuchte Charis ihren Unterschlupf abzusichern. Aus lose herumliegenden Steinen errichtete sie am Eingang eine Mauer, hinter der sie sich einigermaßen außer Sicht halten konnten. Dann rollte sie sich neben Lantee zusammen; Tsstu sah einmal kurz herein, sagte »meerrreee« und ging ihren eigenen Geschäften nach. Taggi hatte sich, seit sie im Felsland waren, überhaupt nicht mehr blicken lassen. Vielleicht war er auf Nahrungssuche aus.
    Charis ließ ihren Kopf auf die hochgezogenen Knie sinken; sie war nicht besonders müde, denn die Energietablette wirkte noch, aber sie mußte nachdenken. Die Wyvern hatten sie gewarnt, die Zeit arbeite gegen sie. Der Felseninsel war sie zwar entronnen, aber vielleicht hatte sie den falschen Weg eingeschlagen. In diesem Zustand war Lantee überdies keine Hilfe, sondern eher eine Last. Sobald es anderntags hell wurde, mußte sie erneut das Muster zeichnen, um vielleicht zur Mooswiese zu gelangen. Wie weit es dann noch zum Regierungsposten war, konnte sie nicht annähernd abschätzen; sie mußte ihn wahrscheinlich aber erreichen, wenn sie sich der Küste entlang weiterbewegte.
    Was sollte sie mit Lantee tun? In diesem Zustand konnte sie ihn wohl kaum mitnehmen, noch weniger aber zurücklassen, denn das wäre brutal gewesen. Noch brutaler war aber der Zwang zu handeln. Manchmal war es notwendig, ein Leben aufs Spiel zu setzen, um vielleicht viele damit zu retten. Das war eine bittere Logik, aber etwas in ihr sträubte sich entschieden dagegen. Nun, solange es Nacht war, konnte sie sowieso nichts unternehmen. Vielleicht war Lantee bis zum Morgen aus seinem Zustand des Nichtseins erwacht. Das war zwar eine kindische Hoffnung, doch sie klammerte sich daran. Aber jetzt mußte sie vor allem schlafen.
    »Ahhhh … ahhhh!«
    Das war ein schmerzvolles Stöhnen. Charis versuchte ihre Ohren davor zu

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