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Im Bann der Träume

Im Bann der Träume

Titel: Im Bann der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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war als das Lantees. Darin entdeckte sie ein flaches Stück Plastik, das als Schreibtäfelchen benutzt werden konnte und wohl auch dafür bestimmt war, denn seine Oberfläche war vom häufigen Gebrauch ganz rauh. Für ihren Zweck war es sehr geeignet. Jetzt brauchte sie nur noch einen Stift, um das Muster zu zeichnen. Sie griff in die Ecken des Kästchens und tastete dessen Boden ab; endlich schlossen sich ihre Finger um einen dünnen Zylinder. Es war ein Feuerzeug. Wie schade! Es nützte ihr nichts. Oder doch?
    Sie arbeitete fieberhaft, um das Flämmchen so klein wie möglich einzustellen und drückte die Spitze auf das Plastiktäfelchen; erst vorsichtig allerdings, denn das Zeug konnte in Flammen aufgehen, schmelzen oder schmoren. Aber schließlich mußte ein Material, das als Schreibgerät benutzt wurde, gegen Wasser und Hitze gleich unempfindlich sein. Schließlich hatte sie die ersten Linien eingebrannt. Die kleinen Ovale gelangen ihr wesentlich besser. Jedenfalls war dieses Täfelchen mit seiner Zeichnung ein ganz brauchbarer Ersatz für die Scheibe, die ihr abhanden gekommen war. Zufrieden klappte sie das Feuerzeug zu.
    Und jetzt konzentrieren … Sie schloß die Augen. Der Raum in der Zitadelle … konzentrieren … die Barriere! Aber in welcher Richtung? Sie wußte doch nur, daß die Barriere noch bestand. Fieberhaft suchte sie nach der Barriere. Schließlich gab man ja nicht beim ersten Mißerfolg schon auf.
    Raum … Muster … Barriere. Charis öffnete die Augen. Den Kopf hatte sie leicht nach links gedreht. War das ein Hinweis? Konnte sie einen Versuch damit wagen? Sie schaltete den Autopiloten ab und setzte einen Kurs landeinwärts, geradewegs weg von der Küste. Als sie keinen Schimmer der See mehr sah, sondern nur die dunkle Landmasse unter sich, wendete sie den Hubschrauber und flog zurück.
    Raum … Muster … Barriere. Wieder hatte sie den Kopf leicht nach links geneigt, diesmal aber nicht so weit wie vorher. Es war ein winziger Anhaltspunkt, aber sie mußte sich daran halten. Sie legte den Kurs entsprechend fest und flog hinaus auf die See.
    Muster … versuchen … Sie sah geradeaus, als sie auf etwas prallte, das sie nicht zu durchdringen vermochte.
    Charis hatte keine Ahnung, wie weit die Insel der Wyvern von der Küste entfernt war. Ein Hubschrauber hatte zwar eine ziemlich große Reichweite, aber ihr Ziel konnte ja noch etliche Flugstunden entfernt sein. Sie ging auf Höchstgeschwindigkeit über, legte die Hände auf das Täfelchen und wartete.
    Die Sterne standen tief am Horizont. Nein! Keine Sterne, sie standen viel zu niedrig. Lichter! Lichter fast genau auf Seehöhe … Die Zitadelle! Impulsiv setzte Charis ihre Kraft ein, und es war, als werde ihr Körper gegen eine Panzerplatte aus Tristahl geschleudert. Keuchend holte sie Luft, denn der physische Schmerz benahm ihr fast den Atem.
    Aber der Hubschrauber flog weiter. Er war von keiner Barriere aufgehalten worden und strebte unbeirrt den Lichtern entgegen.
    Charis hatte sich noch nicht überlegt, was sie tun würde, wenn sie die Zitadelle tatsächlich erreichte. Sie konnte nur warnen, und die Wyvern mußten dann wissen, daß sie die Wahrheit sprach. Was konnten die Hexen aber mit ihrer Warnung anfangen? Eigentlich konnten sie nur das sofort abblasen, was sie schon in die Wege geleitet hatten, um größtes Unheil zu vermeiden.
    Bald erkannte sie die beleuchteten Fenster im massiven Block der Zitadelle; sie flog ziemlich tief, und mit der obersten Fensterreihe lag sie nun fast auf einer Höhe. Charis steuerte um die Gebäude herum und hielt Ausschau nach einem flachen Geländestück, auf dem sie landen konnte. Die höchsten Gebäude hatte sie schon umkreist, als sie einen mit Lichtern markierten freien Platz fand, der für sie vorbereitet zu sein schien.
    Als sie den Boden berührte, sah sie an einer Seite des Platzes einen zweiten Hubschrauber. Also war der andere Mann der Überwachungsbehörde, Thorvald, noch hier. War er ein Verbündeter? Oder hatte man ihn gefangengesetzt, ihn vielleicht in einen Zustand des Nicht-Seins gebracht, wie sie es bei Lantee gemacht hatten? Lantee. Was war mit ihm? Charis schob jeden Gedanken an Lantee von sich.
    Sie hielt das Täfelchen fest. In diesem Raum zwischen den hohen Mauern gab es keine Türen, und die Fenster lagen mindestens ein Stockwerk über ihr. Die Lichter, die ihr als Landehilfe gedient hatten, waren tragbare Standleuchten. Also hatten die Wyvern sie erwartet. Aber keine von ihnen war hier,

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